0467 - Der letzte Mann der DOLDA
Befehle?
Eine Tür öffnete sich. Er hatte sie vorher nicht bemerkt, denn fugenlos paßte sie sich der Wandwölbung an. Der Roboter betrat den Raum und blieb wenige Meter vor dem Bett stehen.
„Wie fühlen Sie sich, Sir?" fragte er.
Diesmal gab Baiton Wyt Antwort.
„Danke, mein Freund. Du hast mich hierher bringen lassen?"
„Ja."
„Und wo bin ich?"
„In der STADT, Sir."
„In welcher Stadt?"
„In der STADT!"
„Sie hat keinen Namen?"
„Warum sollte sie einen haben? Es gibt nur eine STADT!"
Baiton Wyt zögerte mit seinen nächsten Fragen. Er wollte den Roboter nicht über Gebühr strapazieren und auch nicht undankbar erscheinen. Immerhin siegte die Neugier.
„Wer hat sie gebaut und wo leben die Erbauer jetzt? Ich habe niemanden sehen können."
„Sie müssen Jetzt essen und ruhen", sagte der Roboter, ohne die Frage zubeantworten. „Mein Name ist Munkunk."
„Ein seltsamer Name, Munkunk. Und ich heiße Baiton Wyt."
„Ich weiß es, Sir. Die Sirenen haben es mir verraten."
„Wer?" Baiton Wyt richtete sich auf, wurde aber sofort von den Händen Munkunks in die Kissen zurückgedrückt, sanft und bestimmt.
„Die Sirenenpflanzen, Sir."
„Heißen sie so, weil sie singen und summen?
Blumen mit weißen Sternblüten?"
„Ja, das sind die Sirenen. Von ihnen erfuhr ich, daß Sie sich der STADT nähern. Ich kam Ihnen entgegen. Sie sind ein Freund."
Baiton Wyt nickte.
„Ich versuche es zu sein", sagte er. „Hier gibt es genügend Sauerstoff? Ich spüre keine Atembeschwerden mehr."
„Die STADT paßt sich Freunden und Besuchern an", erklärte Munkunk. „Der Kuppelschirm aus Energie ermöglicht jeden gewünschten Druck und jede benötigte Zusammensetzung der Atmosphäre.
Der Metabolismencomputer hat die jetzt vorhandenen Werte für Sie ermittelt. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl."
„Danke, ganz ausgezeichnet. Aber ich begreife noch immer nicht, wer ..."
„Sie müssen jetzt schlafen, Sir. Wir sehen uns später."
Munkunk verschwand durch die Tür, die sich hinter ihm wieder schloß und keine Spuren hinterließ.
Die Wand war glatt und fugenlos.
Baiton Wyt schloß die Augen und überlegte.
Viel kam dabei nicht heraus.
Abermals erwachte er.
Munkunk schob ein fahrbares Tablett vor sich her, auf dem Schüsseln und ein Teller standen.
Dazwischen entdeckte Baiton Wyt eine Karaffe mit einer goldgelben Flüssigkeit und ein Glas.
„Ich habe Durst", sagte er heiser.
Munkunk nickte - er hatte bereits gelernt.
„Der Wein wird Ihnen schmecken, Sir. Er wurde nach Ihren Bedürfnissen und nach Ihrem Geschmack produziert. Ebenso die Speisen. Es sind Ihre Lieblingsspeisen, Sir."
„Sie können sich das >Sir< sparen", sagte Wyt.
„Nennen Sie mich einfach Baiton, Munkunk."
„Wie Sie wünschen, Baiton."
Vor zwei Tagen noch hatte Baiton Wyt mit dem Leben abgeschlossen, und nun wurde er von einem seltsamen Roboter bedient, der nur seines Wohlergehens wegen zu existieren schien. Er begann sich zu fragen, ob er das Rätsel der geheimnisvollen STADT jemals ergründen würde.
Munkunk ließ ihn allein, während er aß. Es schmeckte ganz vorzüglich, und Baiton Wyt begann zu glauben, daß er noch nie in seinem Leben besser gegessen hatte. Er trank von dem köstlichen Wein, der ihn so müde machte, daß er bald wieder einschlief.
Diesmal aber, wie er glaubte, nur für kurze Zeit. Überhaupt war das Zeitgefühl verlorengegangen. Er wußte nicht mehr, ob er wirklich erst einen Tag in der STADT war - oder länger. Viel länger.
Munkunk erschien und wollte das Tablett fortfahren.
„Ich kann nicht immer hier liegenbleiben", sagte Wyt und hielt ihn zurück. „Können Sie mir Kleider bringen?"
„Später, Baiton, Sie werden vorher untersucht werden müssen. Wir müssen wissen, ob Sie gesund sind, und wenn Sie krank sein sollten, werden wir Sie heilen."
Baiton Wyt sah Munkunk in die künstlichen Augen.
„Wer ist das - wir?"
Munkunk sagte: „Ich und die STADT, Baiton."
Baiton Wyt hielt ihn nicht zurück, als er das Zimmer verließ.
Das Rätsel war nicht gelöst worden.
*
Die medizinische Untersuchung war etwas, das Baiton noch niemals erlebt hatte. Munkunk war in sein Zimmer gekommen und hatte ihn behutsam auf einen fahrbaren Tisch gelegt, der ebenfalls mit weißen Laken bedeckt war. Durch lange Korridore und Gänge war er dann von dem Roboter in ein anderes Gebäude geschoben worden, ohne auch nur einmal das Tageslicht zu erblicken.
In dem riesigen Saal war niemand. An den Wänden jedoch
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