0467 - Der Nebelmörder
etwas schräg, sie sah aus wie eine Puppe -oder wie eine Tote.
Suko rann es kalt den Rücken hinab. Er fasste Judy an, spürte einen Widerstand, den er noch überwinden musste, und dann kippte ihm die Schauspielerin bereits entgegen.
Sie fiel in seine Arme. Er hielt sie fest, sah sie jetzt aus der Nähe und auch den gebrochenen Blick ihrer Augen.
Judy Jackson war tot!
Die tiefe breite Wunde befand sich in ihrem Rücken. Der Killer hatte feige und heimtückisch zugestochen…
***
In den ersten Sekunden war selbst Suko unfähig zu denken. Diese Tat konnte er nicht fassen, und sie war praktisch vor seinen Augen geschehen, obwohl er nichts hatte sehen können.
Dann aber ging ein Ruck durch seine Gestalt. Er ließ Judy los, legte sie behutsam zu Boden, schaute noch einmal auf die Rankenwand, ging einen Schritt zurück und wuchtete sich dann vor. Gleichzeitig hob er das rechte Bein an.
Mit einem Tritt und einem Schlag ging er gegen die mit Gewächsen überwucherte Wand vor.
Sie bestand nur aus Sperrholz. Suko jagte hindurch, als wäre er eine Kanonenkugel.
In einem Wirrwarr von Latten und künstlichen Rosenranken erreichte er die Seite dahinter, blieb geduckt stehen und sah sich um.
Nichts war zu erkennen.
Nur die wallende, träge ziehende und graudunkle Nebelmasse, die ihm jede Sicht nahm.
Suko ballte vor Wut die rechte Hand. Alles schien sich gegen ihn verschworen zu haben, und der verdammte Nebelkiller konnte schalten und walten, wie er wollte.
Wenn er daran dachte, wie viele Personen sich in der Kulissenstadt befanden, bekam er Magendrücken. Ob Mann oder Frau, jeder Mensch war für den Nebelkiller ein potentielles Opfer.
Und Suko wusste nicht, wo er ihn suchen sollte. Der Mörder konnte sich überall verborgen halten. Er brauchte sich nicht einmal in einem der Häuser zu verstecken, es reichte aus, wenn er sich einfach in den Nebel stellte und abwartete.
Da hatte dieser Faretti eine fatale und auch tödliche Idee gehabt. Er ging Weiter und wusste nicht, wohin er sich Wenden sollte. Suko sah einfach kein Ziel. Wenn der Killer vor ihm erschien, würde er ihn erst erkennen können, wenn er schon zum Greifen nahe vor ihm stand. Und dann musste er höllisch schnell sein.
Der Inspektor war von dem eigentlichen Gelände des Studios ein wenig abgekommen. Er musste sich wieder rechts halten, um zwischen die Häuser zurückzukehren.
Bevor es soweit war, hörte er den Schrei.
Sehr dünn, kaum zu vernehmen, aber er fand heraus, dass eine Frau geschrien hatte.
War sie das nächste Opfer des Nebelmörders?
***
Lorraine Carr wurde mit ihrer Angst einfach nicht fertig. Immer wieder musste sie an die Klinge denken, die eine Latte des Bauzauns durchschlagen hatte und fast ihr Gesicht erwischt hatte. Es war eine Warnung gewesen. Sie hätte nicht mehr herkommen sollen, aber war es nicht zu spät für eine Rückkehr?
Sollte sie nicht besser vom Gelände verschwinden und sich zu Hause einschließen?
Dort hatte sie das Skelett gesehen, also war sie in ihren eigenen vier Wänden auch nicht sicher, aber dort fühlte sie sich immer noch besser als auf diesem unheimlichen Nebelgelände.
Die Angst drückte gegen ihren Mägen, und sie beeinträchtigte auch ihre Atmung.
Sie hasste plötzlich die Feuchtigkeit, die sich auf ihr Gesicht legte.
Faretti hatte ihr gesagt, wo sie sich hinzubegeben hatte. Es war ein altes Haus, sehr verwinkelt und mit kleinen Zimmern. Angeblich das Geburtshaus des Jeremy Ice.
Lorraine schrak zusammen, als plötzlich jemand neben ihr stand. Er hielt eine Lampe in der Hand und leuchtete die Schauspielerin an. Es war Dino Faretti.
»Was ist los?« fragte er.
Lorraine atmete tief durch und streifte ihr Haar zurück, das auch feucht geworden war. »Nichts«, sagte sie. »Ich habe nur Angst.«
Er hob die Schultern. »Vor wem? Wir drehen hier einen Film, Mädchen.«
»Vergiss nicht, dass es einen echten Mörder gibt.«
Faretti lachte leise. »Ja, das stimmt. Aber das ist nicht der Nebelmörder. Ich kannte Wayne Ross näher. Wo der Typ sich herumgetrieben hat, würde ich nicht mal eine Fußspitze hinsetzen. Der tummelte sich in einer widerlichen Szene. Wahrscheinlich hat er dort jemandem auf die Zehen getreten, der hat ihn dann umgebracht.«
»So wie Ice seine Opfer getötet hat.«
»Zufall.« Dino Faretti grinste wieder. »Oder glaubst du tatsächlich, dass ein Toter aus dem Grab steigt und die Menschen killt? Das gibt es nur im Film, Mädchen. So, und jetzt tu uns beiden den Gefallen und geh
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