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0469 - Der brennende Inka

0469 - Der brennende Inka

Titel: 0469 - Der brennende Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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so daß die beiden Männer nebeneinander gehen konnten. Lopez übernahm es, die Stufen zu zählen, die aus breiten Steinquadern bestanden. Etwa sechs gingen auf einen Meter. Lopez zählte 203 Stufen. Das bedeutete, daß sie etwa vierunddreißig Meter tief gekommen waren - zuzüglich der rund zwei Meter Höhenunterschied durch die Erdröhre.
    Hier unten gab es ein Portal. Es bestand aus einer großen Steinplatte, in die Reliefmuster gemeißelt waren. Es gab eine Aushöhlung, die so etwas wie einen nach innen gezogenen Griff darzustellen schien. Lopez griff danach, als Tendyke ihm die Hand ruckartig nach unten wegschlug.
    »Vorsichtig. Hinter der Tür kann eine Falle lauern.«
    Lopez sah ihn zweifelnd an.
    Tendyke, der sich inzwischen von dem Seil befreit hatte, weil es nicht lang genug war, bückte sich etwas und leuchtete mit der Lampe in die Vertiefung. Sie entpuppte sich als eine Art Röhre, die viel tiefer reichte, als die Steintür dick sein konnte. An ihrem Ende entdeckte Tendyke eine Art Hebel. Gerade so weit entfernt, daß er ihn mit ausgestrecktem Arm erreichen konnte.
    Er dachte nicht daran, seinen Arm in diese Öffnung zu schieben. Statt dessen leuchtete er die gemauerte Wand rund um die Türplatte aus. Die Mauer bestand aus großen, glatten Quadern, zwischen deren Fugen nicht einmal eine Rasierklinge hätte geschoben werden können. Einer dieser Steinblöcke fiel Tendyke auf, weil er in der falschen Richtung geschliffen worden sein mußte. Unter normalen Umständen und sogar bei Tageslicht wäre es ihm vielleicht gar nicht aufgefallen, aber der Strahl der Stablampe traf den Stein aus einem ganz bestimmten Winkel, und da entdeckte Tendyke den Unterschied.
    Er drückte gegen den Stein.
    Er war verblüfft, wie leicht dieser Block zurückwich. Es gab kaum Widerstand und nur ein leises Scharrgeräusch. Dafür glitt die Türplatte zur Seite, als werde sie auf Gleitrollen bewegt, und gab den Blick in einen dahinterliegenden Raum frei.
    Lopez sog scharf die Luft ein.
    Die Tür war tatsächlich nur etwa zehn Zentimeter dick. Die Röhre, die zu dem Hebel führte, war dahinter künstlich angesetzt worden. Hätte jemand den Arm hineingestreckt und den Hebel am Ende der Röhre berührt, hätte ihm eine Art Fallbeilmechanismus, davon ausgelöst, den halben Arm abgetrennt…
    »Woher haben Sie das gewußt, Rob?« stieß Lopez hervor.
    »Geahnt«, korrigierte Tendyke. »Erfahrungen mit ähnlichen Konstruktionen. Bloß eine unterirdische Stadt erlebe ich hier zum ersten Mal.«
    »Sie denken tatsächlich, daß sich hier unten diese verlorene Stadt befindet?«
    »Ich glaube schon. Ich werde mir immer sicherer. Es stellt sich nun die Frage, ob diese Anlage schon immer nur unterirdisch existierte, oder ob sie auf irgendeine Weise im Laufe der Jahrhunderte im Boden versank, verschüttet wurde oder - versenkt wurde.«
    »Wie soll das denn möglich sein?«
    »Das wird uns vielleicht Azarro sagen können. Ich möchte wissen, wo er steckt.« Er leuchtete in den Raum hinein, der nicht sonderlich groß war. Er suchte nach Spuren im Staub und fand sie auch. Sie führten weiter geradeaus direkt auf eine gemauerte Wand zu - und endeten dort.
    Eine gemauerte Wand konnte aber keine Tür sein. Tendyke konnte sich nicht daran erinnern, daß die Ureinwohner dieses Landes Geheimtüren jemals mit Mauer-Attrappen getarnt hatten. Dennoch gab es hier einen nur zur Hälfte vorhandenen Fußabdruck. Die andere Hälfte mußte in der Mauer stecken…
    »Wie zum Henker hat er das gemacht?« murmelte Tendyke. Er tastete die Wand ab und suchte nach geheimen Hebeln oder beweglichen Steinen. Aber da war nichts.
    »Vielleicht ist das so eine Art Schleuse«, sagte Lopez.
    Tendyke sah ihn verblüfft an. »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, vielleicht müssen wir die Tür, durch die wir hereingekommen sind, erst schließen, damit sich vor uns eine andere öffnet. Es könnte eine Sicherung gegen unbefugte Eindringlinge sein. Wenn Feinde hereinkommen, müssen sie sich erst den eigenen Rückzug versperren, um weiter vordringen zu können.«
    »Da ist was dran«, murmelte Tendyke. Er betrachtete die Spuren. In der Tat kam es ihm so vor, als habe der Verursacher an der Eingangstür zu diesem Raum verharrt, um von innen ein wenig zu hantieren. Tendyke warf der heimtückischen Fallbeil-Konstruktion einen grimmigen Blick zu, dann trat er an den Steinquader, gegen den er von außen gedrückt hatte. Der Stein ragte jetzt auf dieser Seite gut zwanzig Zentimeter in die Kammer

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