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0470 - Baphomeths Totenwächter

0470 - Baphomeths Totenwächter

Titel: 0470 - Baphomeths Totenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich weiter und erreichte auch sehr bald die dunkle Zone unterhalb der Brücke.
    Das Boot befand sich auf einer normalen Patrouillenfahrt, bei einem Einsatz wäre es schneller gefahren und hätte zudem das Blaulicht eingesetzt. Das Boot passierte uns. Niemand schien uns zur Kenntnis genommen zu haben. Ich ruderte wieder zur Strommitte.
    Der Abbé lächelte. »Ich hoffe, wir werden nicht noch einmal gestört.«
    »Das wäre günstig.« Ich arbeitete wieder gegen die Strömung und störte mich nicht an dem Mief, der über dem Strom hing. Der Abbé holte abermals das Glas hervor. Er hatte sich hingekniet, weil er so besseren Halt fand.
    Nach einigen Sekunden sagte er: »Ich glaube, da kommt etwas auf uns zu.«
    »Der Sarg?«
    Er hob die Schultern. »Das ist nicht genau zu erkennen, aber die Wellen spielen mit einem Gegenstand.«
    »Hell oder dunkel?«
    Bloch ließ sich mit der Antwort Zeit. »Eher hell, das könnte der Sarg sein.« Er atmete so laut aus, daß ich es sogar hörte. »Es wäre wirklich ein Ding, wenn wir so ein Glück hätten.«
    »Das meine ich auch.«
    Der Abbé hatte es durch ein Glas besser. Ich sah den Gegenstand noch nicht und richtete mich nach den Anordnungen des Templers, der mich dirigierte.
    Mal auf die Mitte des Flusses zu, dann wieder mehr zum Ufer, denn der Gegenstand änderte mehrmals seinen Kurs, wie mir mein Freund erklärte.
    Die Wellen trieben ihn mal nach rechts, dann wieder nach links, überspülten ihn, drehten ihn, drückten ihn dem Grund entgegen und schafften ihn wieder hoch.
    Sogar ich erkannte ihn jetzt, obwohl nur wenige Lichtreflexe über die Fläche huschten.
    »Wenn das kein Kindersarg ist, heiße ich ab morgen Charlie Chaplin.«
    »Du kannst deinen Namen behalten, John, er ist es.« Der Abbé ließ das Glas verschwinden. Mit seiner Ruhe war es jetzt vorbei, denn er packte eine der Stangen und fuhr sie aus. »Vielleicht mußt du noch die zweite nehmen, mal sehen.«
    »Ich bin bereit.«
    Wir schauten dem heranwogenden weißen Sarg entgegen. Einmal geriet er in einen Strudel, da hatte es den Anschein, als würde er sich hochkant aufrichten, dann kippte er wieder nach vorn, und Wellen schlugen über ihm zusammen.
    Ich schätzte die Entfernung ab. Nicht mehr als zwanzig Meter wühlte er sich vor uns durch das Wasser. Wenn wir so blieben, würde er steuerbord an uns vorbeitreiben. Ob die Länge der Stange da ausreichte, war fraglich. Ich ruderte in die entsprechende Richtung, um möglichst nahe an den Sarg herankommen zu können.
    Der Abbé nickte mir zu. Er kniete noch immer, schaute nach backbord und hielt die Greifstange mit beiden Händen umklammert. Sie ragte weit über den Rand des Bootes hinaus und schwebte über dem Wasser wie eine lange Teleskop-Angel.
    Der Sarg trieb doch schneller, als wir es angenommen hatten. Zu rudern brauchte ich nicht mehr, die Entfernung stimmte. Wir würden ihn zu packen bekommen. Ich holte die zweite Stange, schob sie bis zu ihrer vollen Länge aus und setzte mich auf die Planken.
    »Das sieht gut aus«, sagte der Abbé.
    Der Sarg glitt heran. Mit dem Oberteil schaute er aus dem Wasser.
    Wir konnten mit den Haken über den Sarg hinweggreifen und würden ihn an der anderen Seite zu packen kriegen.
    »Jetzt!«
    Ich richtete mich nach Blochs Anweisungen. Gemeinsam ließen wir die Stangen sinken. Die halbrunden Haken griffen zu wie die Klauen eines Raubvogels. Und sie krallten sich so fest, daß auch die Strömung es nicht schaffte, den Sarg aus diesen beiden Klammergriffen zu lösen.
    »Wir haben ihn!« rief der Abbé. Er lachte laut. »Darauf habe ich gewartet.«
    Noch hatten wir den Sarg aber nicht an Bord. Die Strömung wollte ihn nicht hergeben. Das Wasser bestand plötzlich aus Leim.
    Fast wäre ich noch mit meinem Haken abgerutscht. Der Sarg drehte sich unter unseren Zügen, und wir schafften es, ihn näher an unseren Kahn heranzuziehen. Nur noch wenige Sekunden, dann stieß er gegen die Bordwand.
    Ich atmete auf, als ich dieses Geräusch hörte. Ich ließ meine Stange los und griff mit beiden Händen in das winterkalte Wasser der Seine. Es war wirklich eisig. Da ich mich vorgebeugt hatte, um den Sarg auch unterfassen zu können, spritzte mir Wasser ins Gesicht, so daß ich mich schütteln mußte. »Hast du ihn, John?«
    »Ja.«
    »Dann hoch damit!«
    Der Abbé unterstützte mich. Gemeinsam hievten wir ihn hoch.
    Über die schmale Relingkante rutschte er hinweg, so daß er zwischen uns auf die Planken polterte, das Boot stark schaukelte, sich

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