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0470 - Die blutrote Nacht

0470 - Die blutrote Nacht

Titel: 0470 - Die blutrote Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dumm, auf diesem fremden Balkon zu stehen, und mit Fenrir kehrte sie ins eigene Zimmer zurück.
    Momentan blieb ihr nichts anderes übrig, als auf seine Rückkehr zu warten. Am liebsten wäre sie bei ihm gewesen. Andererseits legte sie keinen besonderen Wert darauf, im Dunkeln durch eine einsturzgefährdete Turmruine zu spuken. Sie hoffte, daß er vorsichtig genug war.
    Wenn sie etwas haßte, dann das Warten.
    ***
    Der Vampir schrie, aber kein Mensch konnte sein Schreien hören, das nur im Infraschall-Bereich hörbar wurde. Zweimal unmittelbar hintereinander war er von heißem Licht getroffen worden. Der erste Blitzstrahl hatte seine rechte Schwinge in Brand gesetzt, und als er begriff, daß es kein Blitz war, sondern ein Strahl-Angriff, kam bereits der zweite Schuß und versengte sein Bauchfell. Er war froh, daß es sich nur um einen Streifschuß handelte. Ansonsten wäre der Treffer möglicherweise tödlich gewesen.
    Die Lichtkraft einer kleinen Sonne hatte ihn zweimal hintereinander berührt…
    Wie ein Stein, den man fallen läßt, war er in die Tiefe gestürzt, und erst, als er sicher war, sich nicht mehr im Schußbereich zu befinden, hatte er seinen rasenden Fall abgebremst, aber nicht verhindern können, daß er hart auf dem Boden eines Hinterhofes aufprallte. Er wälzte sich kreischend über den Boden und löschte die Glut, die an seinem Bauchfell und auch an seiner rechten Schwinge zehrte. Die Flughaut war glatt durchschlagen worden. Der Vampir wankte und taumelte in einen schattigen, tiefschwarzen Winkel zwischen zwei Häusern und untersuchte seine Verletzungen.
    Er hatte unwahrscheinliches Glück gehabt. Wer auch immer auf ihn geschossen hatte, war entweder ein hundsmiserabler Schütze oder war zu hastig ins Ziel gegangen und hatte die Waffe dabei verrissen. Ein glatter Körperdurchschuß mit diesem Strahl hätte dem Vampir tödliche Verletzungen zugefügt; Sonnenfeuer im Körper hätte er nicht mehr löschen können.
    Das verbrannte Bauchfell und die Brandblasen auf der Haut störten ihn nur des Schmerzes wegen. Die Wunden würden heilen, das Fell nachwachsen, und besonders eitel war er nie gewesen; es bestand derzeit auch kein Grund zur Eitelkeit, weil kein anderer seiner Art sich in erreichbarer Nähe befand. Ärgerlicher war die Verletzung der rechten Flughaut. Aber auch das würde heilen. Der Vampir hatte den Fehler begangen, in seiner großen Gestalt zu fliegen. So hatte er ein besonderes gutes Ziel abgegeben; in der geschrumpften Form wäre er vielleicht nicht einmal bemerkt worden. Doch er hatte Glück im Unglück. In geschrumpfter Form war auch das Loch wesentlich kleiner, und so konnte er »klein« fliegen, ohne nennenswert behindert zu sein. Außerdem würde die Wunde relativ rasch verheilen. Schon sein nächstes Opfer konnte ihm so viel Energie geben, daß er das Loch sofort zuwachsen lassen konnte.
    Er fand jetzt Zeit zum Nachdenken.
    Man war ihm auf der Spur.
    Diese beiden Schüsse waren kein Zufall. Es gab in der Stadt jemanden, der den Nachthimmel nach ihm abgesucht und dann sofort geschossen hatte. Noch dazu mit einer ganz besonderen Waffe. Kugeln aus einer Pistole oder einem Gewehr hätten den Vampir natürlich nicht verletzen können. Aber der Jäger hatte eine Waffe gewählt, die dem Vampir durchaus gefährlich werden konnte.
    Man wußte also, mit wem man es zu tun hatte.
    Der Vampir hatte nicht damit gerechnet, daß er so früh erkannt werden würde. Immerhin hatte er sich erst drei Opfer geholt - drei in einer Millionenstadt, in welcher Todesfälle gleich dutzendweise zum ganz normalen Alltag gehörten!
    Er war in Gefahr.
    Also gab es zwei Möglichkeiten.
    Die eine bestand darin, das Jagdrevier zu wechseln. Aber das bedeutete möglicherweise eine lange Reise, und er hatte sich gerade an die Sicherheit und an das ständige Vorhandensein unzähliger Opfer gewöhnt.
    Die andere Möglichkeit war, den Gegner zu finden und auszuschalten.
    Der Vampir beschloß, letzteres in Angriff zu nehmen.
    Er kannte die Richtung, aus der er beschossen worden war, und auch den Winkel der Strahlen. Das hatte sich seiner Erinnerung unauslöschbar eingeprägt.
    Es würde nicht besonders schwer sein, seinen Jäger aufzuspüren - und zum Gejagten zu machen…
    ***
    Per zeitlosem Sprung hatte Teri Zamorra und sich in die Nähe jenes Turmes gebracht. Im ersten Moment hatte Zamorra entsetzt aufgeschrien und an einen »Fehlsprung« geglaubt, als er sich in schwindelerregender Höhe und im freien Fall wiederfand,

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