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0470 - Die blutrote Nacht

0470 - Die blutrote Nacht

Titel: 0470 - Die blutrote Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wunderte Zamorra sich darüber, daß Teri einer solchen Selbsttäuschung erlag. Aber wem passierte das nicht irgendwann einmal?
    »Du sparst deine Kräfte trotzdem«, bestimmte er.
    Verstimmt erwiderte sie: »All right, du spielst den Boss… wenn du unbedingt über Schlangen und Skorpione stolpern willst…«
    »Skorpione wieseln hier nicht herum, und für Schlangen habe ich einen sechsten Sinn«, erwiderte er, griff blitzschnell in tiefhängendes Astwerk und griff ein etwa armlanges Reptil heraus, das sich sofort um ihn schlängeln und zubeißen wollte. Zamorra schleuderte die Schlange, die mit hoher Wahrscheinlichkeit giftig war, schwungvoll von sich. Gut dreißig oder vierzig Meter weiter rauschte sie ins Gestrüpp. »Es gibt schlechtes Wetter«, prophezeite Zamorra. »Weil - die Schlangen fliegen heuer so tief…«
    Teri räusperte sich. »Wenn ich ›blöder Hund‹ zu dir sage, strengt das Schimpfwort 'ne Beleidigungsklage gegen mich an«, behauptete sie trocken.
    Aber dann folgte sie Zamorra, der zielstrebig der Turmruine entgegensteuerte. Vor dem Bauwerk stoppte er und berührte sein Amulett. Ganz kurz dachte er an das Symbol, das Paolo Sebastian als Schutzzauber gegen Vampire bezeichnet hatte, aber er berührte es nicht. »Es werde Licht«, sagte er statt dessen und brachte Merlin Stern mit einem konzentrierten Gedankenbefehl dazu, für ein wenig Helligkeit zu sorgen. Alsbald breitete sich eine schwache Lichtaura um ihn herum aus.
    Es reichte, ihn den Eingang des verwitterten und verfallenen ehemaligen Kirchturms erkennen zu lassen. Zamorra trat hindurch. Teri folgte ihm. Drinnen reichte das Amulett-Licht durchaus, um die direkte Umgebung und den hölzernen Aufstieg erkennen zu lassen. Unten war zumindest nichts, das einem Vampir-Sarg glich.
    Zamorra wandte sich der sogenannten Treppe zu.
    »He«, warnte die Druidin. »Du willst da tatsächlich hinauf? Vielleicht solltest du deinen neuen Anzug ausziehen. Hinterher könnte er nicht mehr ganz so weiß sein wie jetzt noch.«
    »Ich durchschaue dich«, grinste er sie an. »Du willst mich bloß ohne Kleidung sehen.«
    »Natürlich. Allein aus Gründen der Gleichberechtigung. Du hast mich schon öfter nackt gesehen als ich dich.«
    »Das wird wohl auf absehbare Zeit auch so bleiben«, stellte Zamorra trocken fest und begann mit dem Aufstieg? Er fühlte sich absolut sicher. Der Vampir konnte beim besten Willen noch nicht wieder zurück sein, und wenn er eintraf, war er schwer angeschlagen. Vorsichtshalber rechnete Zamorra noch nicht damit, daß der Blutsauger bereits tot war; das wäre zu schön, um wahr zu sein. Dermaßen einfach hatten sie es noch nie gehabt.
    Während Zamorra Stufe um Stufe hinaufkletterte, fragte er sich, wie die Falle aussehen sollte, die er dem Vampir stellen würde…
    ***
    Der Vampir bewegte sich in geschrumpfter Form durch die Luft. Er fühlte sich nur wenig behindert. Die Verletzungen schmerzten, aber er konnte damit leben. Vor allem, wenn er daran dachte, daß er Rache nehmen würde.
    Während er in die Richtung flog, aus der die beiden Schüsse gekommen waren, wurde ihm schon bald klar, daß er in dieser Gegend der riesigen Stadt schon gewesen war. Gestern erst.
    Hier hatte er sein Opfer geschlagen…
    Der Vampir schwebte in der Nähe des betreffenden Balkons vorsichtig in der Luft. Er überlegte. Handelte es sich vielleicht um den Racheakt eines betroffenen Hinterbliebenen? Fast hätte er höhnisch aufgelacht. Aber in seiner Fledermausgestalt wurde nur ein schrilles Pfeifen daraus.
    In vorsichtigen Flugspiralen näherte er sich seinem Ziel. Er war sicher, daß die beiden Lichtschüsse von hier gekommen waren. Zweifel gab es keine; seine Berechnung stimmte. Aber er konnte niemanden mehr sehen, der hier auf ihn lauerte. Das war nur natürlich. Die Menschen besaßen wenig Geduld. Wer immer hier auf ihn gelauert hatte, würde längst aufgegeben haben. Dennoch blieb der Vampir mißtrauisch, als er auf dem Geländer des Balkons landete und sich festkrallte. Er erinnerte sich deutlich. Vor weniger als 24 Stunden war er hier gewesen und hatte Blut getrunken.
    Auf seine Weise, die ihm bislang noch niemand hatte nachmachen können…
    Jetzt war aber niemand hier. Er spürte kein warmes, pulsierendes Blut im Zimmer. Keinen klopfenden Herzschlag. Nichts, was ihn veranlassen konnte, den Lockruf auszusenden.
    Nur die Balkontür war leicht angelehnt.
    Der Vampir sprang vom Geländer und watschelte unbeholfen über den Boden der Balkonplatte zur

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