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0470 - Die blutrote Nacht

0470 - Die blutrote Nacht

Titel: 0470 - Die blutrote Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Tür. Er schlüpfte durch den schmalen Spalt, ihn durch den Druck seines Körpers für ihn passend verbreiternd. Sofort spürte er wieder den Schmerz seiner Verletzungen.
    Im Zimmer befand sich niemand. Keine Lebensimpulse. Wer immer auf den Vampir geschossen hatte, befand sich nicht mehr hier.
    Aber wo dann?
    Plötzlich stutzte der Vampir.
    Ein seltsamer Geruch fiel ihm auf. Im ersten Moment hatte er ihn nicht zu deuten gewußt, weil mehrere Komponenten arbeiteten.
    Da war einmal das Parfüm einer Frau, dessen Duftreste nur für extrem empfindliche Nasen wahrnehmbar noch im Zimmer schwebte. Der andere Geruch war wesentlich stärker.
    Wolf
    ***
    Das Holz knarrte. Zamorra bewegte sich so vorsichtig wie möglich. Wie lange die Fledermäuse schon hier hausten, wußte er nicht - aber das schien schon ein paar Tage anzudauern, oder auch Wochen. Jedenfalls gab es jede Menge Fledermauskot in diesem Gemäuer. Bloß die Viecher selbst waren nicht zu sehen, bis auf drei oder vier, die wohl den Anbruch der Nacht verschlafen hatten - und damit ihre normale Ausschwärm- und Flugperiode. Zamorra grinste; die Fledermäuse wurden ihm geradezu »menschlich« vertraut. Offenbar gab es auch hier unter ihnen so etwas wie Verwaltungsbeamte - diese Schläfer eben, sann er spöttisch vor sich hin. Sie hingen kopfüber an den nachträglich eingezogenen Zwischendeckenbalken. Zamorra zog einen unsichtbaren Hut; der Mann, der diese Turmruine bearbeitet hatte - vermutlich Maneira -, mußte eine Menge von Architektur - und von Fledermäusen! - verstehen. Alles, was Zamorra an neuem Holz sah, wirkte stabilisierend und war außerdem so angebracht, daß man sich als Fledermaus hier durchaus heimisch fühlen konnte.
    Schließlich ging es nicht mehr höher hinauf. Er befand sich im ehemaligen Glockenstuhl. Eine Glocke hing hier schon längst nicht mehr, dafür aber noch einmal einige Fledermäuse, die den Anbruch der Dunkelheit verschlafen hatten.
    »Buuuh!« machte Zamorra laut und klatschte in die Hände.
    Prompt flatterten die Biester auf und schwirrten durch große Fensteröffnungen davon.
    Zamorra grinste. Im gleichen Moment, da er hier oben allein war, fühlte er sich schon wohler.
    Er sah sich um. Das schwache Licht, welches das Amulett aussandte, reichte ihm. Er suchte nach dem Versteck des Vampirs. Aber was er suchte fand er nicht: einen Sarg, in dem das Ungeheuer bei Tage ruhte.
    Hätte er Marin Careio bei sich gehabt, der Polizist hätte sich an die Stirn getippt und Zamorra im günstigsten Fall einen Narren genannt, im ungünstigsten Fall aber doch in Gewahrsam nehmen lassen - um ein psychiatrisches Gutachten zu beantragen.
    Doch niemand außer Zamorra wußte besser, worauf bei Vampiren zu achten war - mit Ausnahme des Silbermond-Druiden Gryf, der als Vampirhasser Spezialist dafür war.
    »Wo zum Teufel steht dieser Sarg?« murmelte Zamorra, der sich nicht vorstellen konnte, daß ein Vampir so sehr von den alten Traditionen abwich. Selbst bei den Tageslicht-Vampiren der neuen Generation, welche vor etwas mehr als einem Dutzend Jahren erstmals in Erscheinung getreten waren und die das Sonnenlicht durchaus vertrugen, gab es diesen uralten Brauch.
    Ein Sarg, gefüllt mit der Heimaterde des Vampirs…
    Gut, es mußte nicht unbedingt ein richtiger Sarg sein. Jeder andere größere Behälter reichte auch, in welchem der Vampir direkten Berührungskontakt mit seiner Heimaterde pflegen konnte. Da gab es bisher keine Ausnahme. Selbst die »Snobs« unter den Blutsaugern, die ihren Tagesruheplatz mit Samt und Seide ausgeschlagen hatten und in Rüschenhemd und Frack darin lagen - prachtvoll dem Kino-Klischee entsprechend - unterfütterten diese Einlagen mit ihrer Heimaterde.
    Zamorra hatte sich bei seinen Überlegungen, während er die provisorische Treppe hinaufstieg, dafür entschieden, diese Erde zu manipulieren - sie mit Hilfe seines Amuletts und einiger Zauberformeln und -zeichen weißmagisch aufzuladen. Natürlich abgeschirmt, damit der Vampir die Falle nicht frühzeitig roch. Zamorras Plan zufolge sollte die Abschirmung mit dem Sargdeckel verbunden sein - schloß der Vampir den Deckel, zerstörte er die Abschirmung, und die Magie wurde wirksam. So würde er sich in seiner eigenen Zuflucht fangen. Zamorra hätte dann die Wahl gehabt, den Vampir mitsamt seinem Sarg zu verbrennen, ihm hei wieder geöffnetem Deckel einen geweihten Eichenpflock ins Herz zu treiben - oder ihn vor jeder anderen Aktion Marin Careio zu präsentieren.
    Aber wo kein

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