0471 - Im Wartesaal des Todes
Anzuges wurde weggerissen.
Mit einem Satz war ich heran. Meine Hand umklammerte das Gelenk des Gangsters. Ich wollte ihm die Waffe aus der Hand schlagen.
Er trat mir gegen das Schienbein, ich ließ ihn los. Wieder riß er die Waffe hoch, gleichzeitig feuerte ich eine Rechte afcf.
Ich hörte einen wütenden Schrei und spürte mit einem Male den Lauf der Pistole an meiner Stirn. Ich sah das Flackern in den Augen des Mannes. Mein Körper streckte sich in einer verzweifelten Anstrengung. Der Schußarm des Gangsters wurde hochgeruckt. Gleichzeitig hatte er aber auch abgedrückt.
Die Kugel schlug ihm in die Schläfe. Er taumelte zwei Schritte zurück. Als er zusammenbrach, war er bereits tot. Dumpf schlug er am Boden auf.
Angst, Schrecken, Überraschung und Hoffnung — all das stand in Tillers Gesicht geschrieben. Von irgendeiner unsichtbaren Macht schien er an seinen Sessel gefesselt zu sein.
»Mein Anruf…« murmelte Tiller, »ich versuchte…«
»Ich habe es begriffen«, sagte ich. »Sie erwähnten den Straßenverkehr. Da wurde ich mißtrauisch.«
Ich griff zum Telefonhörer und wollte die Kollegen von der Mordkommission anrufen. Aber die Leitung war tot. Der Gangster hatte sie nach Tillers Anruf bei mir durchgeschnitten.
»Draußen sind noch mehr«, flüsterte Tiller angsterfüllt. Ich begriff, daß die Gangster das Haus umstellt hatten. Sie wollten ganz sichergehen. Ihre Falle sollte tödlich sein.
»Haben Sie eine Waffe?« fragte ich den Fernsehproduzenten und zog ihn aus dem Sessel. »Wir müssen so schnell wie möglich zu meinem Wagen kommen. Über Funk kann ich die notwendige Verstärkung holen.«
»Ja«, stammelte Tiller. Das Gespräch mit dem Gangster hatte aus dem energiegeladenen Mann ein nervliches Wrack gemacht. Ich wußte, daß ich im Ernstfall nicht viel von ihm erwarten konnte.
In diesem Augenblick wurde die Haustür aufgebrochen. Aufgeregte Stimmen schlugen zu uns herüber.
»In den Keller«, zischte ich Tiller zu und rannte mit ihm über den Flur. Der Fensehproduzent atmete laut und röchelnd. Die Stimmen unserer Verfolger kamen immer näher.
Als wir die Kellertür erreicht hatten, peitschte der erste Schuß durch den Gang. Dann legten die Gangster ein regelrechtes Sperrfeuer vor. Sie fühlten sich mächtig sicher in ihrer Haut.
Ich schleppte Tiller durch den dunklen Gang. »Schnell«, sagte ich ihm. »Wir müssen eher aus dem Haus sein, als die Burschen um den Bau herum sind. Sonst fangen sie uns an der Hintertür ab.«
»Okay«, murmelte Tiller nur und rannte los. Schließlich hatten wir die Hintertür erreicht.
Einen Augenblick starrten wir in die Dunkelheit. Nichts rührte sich. Ich riskierte es. Mit einem Satz schnellte ich vor und landete drei Yard weiter im Gebüsch.
»Los«, kommandierte ich. »Kommen Sie! Schnell!«
»Ich habe Angst«, sagte Tiller schrill. In diesem Augenblick richtete sich der gleißende Schein einer Stabtaschenlampe auf seinen Körper. Geblendet stand er im Licht. Gleichzeitig bellte ein Schuß auf.
Tiller schrie laut auf. Sein Körper drehte sich etwas zur Seite und fiel zu Boden.
Ich feuerte zurück in die Richtung, in der ich das Mündungsfeuer gesehen hatte.
Ich hörte einen unterdrückten Schrei, aber dann war alles wieder still. Ich konnte mich aus meiner Deckung nicht hinauswagen, ohne mir eine Kugel von den Gangstern einzufangen.
Dann hörte ich in der Ferne das schrille Heulen der Streifenwagen. Gleichzeitig sprang der Motor eines Wagens ganz in der Nähe an.
Ich wußte, was geschah. Die Gangster ergriffen die Flucht. Meine Kollegen von der Rochelle-City-Police kamen zu spät.
Ich steckte meine Smith and Wesson wieder in die Halfter zurück. Langsam wandte ich mich Tiller zu. Der Fernsehproduzent lag mit dem Gesicht im Gras. Ich drehte ihn auf den Rücken. Als ich mich über ihn beugte, blickte ich in seine gebrochenen Augen.
***
Von irgendwoher kam Musik. Laute, ungewohnte Musik, eine seltsame Mischung aus Oper und Jazz. Phil öffnete seine Augen und mußte sie gleich darauf wieder vor Schmerz schließen. Er öffnete und schloß sie noch etliche Male, bis es ihm endlich gelang, sie offenzuhalten. Phil lag im Dunkeln. Er erkannte mit einem Male, woher die Musik kam.
Der Jazz schallte aus dem Apartment über ihm herab, die Opernmusik drang aus einem Haus auf der anderen Seite der Straße durch das geöffnete Fenster.
Langsam erinnerte er sich wieder. Er hatte sich aus dem Fenster gelehnt, um Susan zum Abschied zu winken. Dann hatte es
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