0471 - Im Wartesaal des Todes
plötzlich geknallt, er hatte einen Schmerz an seiner Schläfe verspürt und das Bewußtsein verloren.
In Phils Kopf dröhnte es wie in einer Kesselschmiede. Seine Hand tastete nach dem Kopf, und eine Schmerzwelle raste durch seinen Körper. Seine Fingerspitzen berührten das geronnene Blut an der linken Schläfe. Er bemerkte mit einem Male, daß die Dunkelheit nicht in seinem Kopf war. Es war Nacht. Jetzt wußte er, wie lange er bewußtlos gelegen hatte.
Er versuchte gegen den Schmerz und das Dröhnen anzukämpfen und erhob sich mühsam. Einen Augenblick drehte sich alles vor seinen Augen, und er hielt sich an der Lehne eines Sessels fest. Erst allmählich gewann er sein Gleichgewicht wieder. Seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, und er konnte die Umrisse der Möbel ausmachen.
Phil wollte durch das Zimmer gehen und kam genau bis an seine kleine Hausbar. Er hielt sich fest und fand die beiden Drinks, die er bei Susans Besuch eingeschüttet hatte. In einem Glas war ein doppelter Scotch. Mit zitternden Händen hob er das Glas und trank es in einem Zug leer. Dann hielt er sich wieder an der Hausbar fest. Er spürte, wie das Getränk durch seinen Körper rann. Einige Minuten verstrichen, dann fühlte er sich besser. Er machte ein paar Schritte vorwärts und kam bis an die Zimmerwand. Seine Hand tastete an der Tapete entlang und fand schließlich den Lichtschalter. Er knipste kurz, und die Neonleuchte flackerte auf. In diesem Augenblick schellte es.
***
Ich hatte zweimal versucht, Phil telefonisch zu erreichen. Niemand hatte sich gemeldet. Laut Dienstplan mußte er in seiner Wohnung sein. Phil hatte nämlich Bereitschaft. Schließlich hielt ich es einfach nicht mehr aus.
Ich klemmte mich ans Steuer meines Jaguar und raste bis zu Phils Wohnung. Ich mußte ein paarmal klingeln, dann hörte ich, daß sich etwas rührte. Befreit atmete ich auf.
Die Tür öffnete sich, und Phil taumelte in meine Arme. Ich sah sofort die Wunde an seinem Kopf.
Ich fing ihn auf, faßte ihm unter die Schulter und schleifte ihn in seine Wohnung zurück. Auf der Couch ließ ich ihn nieder. Phil stöhnte und fluchte zur gleichen Zeit. Ich lief zurück und schloß die Wohnungstür.
»Was ist passiert?« fragte ich.
Phil versuchte zu grinsen. »Du wirst es nicht glauben, da hat doch glatt jemand auf mich geschossen.«
»Wer?«
»Wenn ich die Leute kennen würde, die auf mich schießen, hätten sie keine Gelegenheit, mir eine Kugel zu verpassen.«
Ich nickte. Natürlich hatte er recht. »Wie ist es geschehen?« fragte ich weiter.
»Dieses Biest«, murmelte Phil. »Legt mich herein wie einen grünen Jungen.«
»Wer?«
»Susan.«
»Du glaubst gar nicht, wie viele Susans es in New York gibt. Wenn ich allein an die Mädchen denke, die du kennst und die Susan heißen… Los, erzähl vernünftig.«
Phil gab sich sichtlich Mühe, seine Gedanken zu sortieren. Dann lieferte er mir schließlich einen ausführlichen Bericht über die Vorfälle des Tages.
»Ich weiß nicht, warum die Gangster dich ermorden wollen, Phil. Ich sehe in dem, was du ermittelt hast, noch keinen klaren Hinweis auf die Täter. Fest steht aber, daß du etwas weißt, was die Gangster in Panik versetzt. Sie riskieren deswegen sogar einen Mord an einem G-man.«
Phil nickte. Sosehr wir uns auch anstrengten, wir fanden keinen Anhaltspunkt.
»Morgen knöpfe ich mir erst einmal diese Susan vor. Ich kann einfach nicht glauben, daß sie an dem Mordversuch beteiligt ist, obwohl alles gegen sie spricht«, sagte Phil leise. .
***
Die frühmorgendliche Dunstglocke lag noch über New York, als ich am nächsten Tag das Headquarter der City-Police betrat. Lieutenant Harry Easton erwartete mich bereits.
»Kann losgehen«, brummte er unwillig. Unser Ziel war die Manhattan-Steel-Bank. Grund unseres Kommens: ein Geldtransport zur Standard Electric Company.
Im Tresorraum der Bank herrschte bereits Hochbetrieb. Zwei Angestellte waren damit beschäftigt, die Banknotenbünde] zu zählen. Sie murmelten stur Zahlen vor sich hin. Dann war es schließlich soweit. Dreihunderttausend Dollar lagen in der schweren Stahlkassette.
Der Bankdirektor verschloß sorgfältig den Safe und übergab mir den Schlüssel. Ich steckte ihn ein und ließ keinen Blick von dem Geldbehälter.
Wir marschierten auf eine milchig grüne Wand zu den Röntgenschirm, der in diesem Raum ebenfalls zur Sicherung gegen Gelddiebstähle eingebaut war. Wir mußten uns alle in einer Reihe aufstellen. Unsere Füße
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