0471 - Im Wartesaal des Todes
Pistole in der Hand, kurbelte das Seitenfenster herunter und schoß.
Das Projektil sauste an Phils Seite vorbei. Mein Freund hatte auch die Scheibe heruntergekurbelt. Seine erste Kugel fraß sich direkt in die schlauchlosen Reifen des Thunderbird. Der schwere Sportwagen torkelte wie ein Betrunkener, und ich trat auf die Bremse.
Derridge versuchte mit aller Gewalt, die Spur zu halten, doch sein Wagen raste immer mehr auf den Grünstreifen zu. Mein Jaguar trudelte wie verrückt. Schließlich soll man einen Sportwagen nicht bei Höchstgeschwindigkeit abbremsen. Wir brauchten beide etwa dreihundert Yard, um zum Stand zu kommen. Derridge gelang es eher, da sein zerschossener Hinterreifen mitbremste. Ich wollte nicht soviel Profil auf dem Asphalt verlieren und rutschte etwas weiter. Als wir die Türen meines Jaguar öffneten, schlugen uns die Kugeln um die Ohren.
»Feine Manieren«, schimpfte Phil und war mit einem blitzschnellen Satz im Graben. Gleich darauf hörte ich ihn fluchen. Im Graben war nämlich Wasser.
Ich hatte hinter dem Vorderrad meines Wagens Deckung gefunden und schielte unter dem Rahmen durch. Meine Pistole lag schußbereit in der Hand. Die Gangster beschäftigten sich damit, Sperrfeuer auf Phil zu legen.
Ich sah das Mündungsfeuer und schoß zurück. Zweimal schlugen meine Kugeln in die Reifen des Thunderbird. Jedesmal entwich die Luft aus den Pneus mit einem pfeifenden Zischen. Die Gangster schrien vor Wut, denn sie sahen keine Möglichkeit zu entkommen. Ich feuerte so lange, bis ich das metallische Klicken der Waffen hörte, mit denen die beiden Gangster auf uns schossen. Phil hatte es gleichzeitig vernommen.
Wir hetzten beide los, als hätten wir uns abgesprochen. Derridge und sein Begleiter versuchten zu entkommen. Nach wenigen Yard hatten wir sie erreicht. Ich war hinter Derridge her.
Der Gangster sah mich kommen und warf sich plötzlich mitten im Lauf zu Boden. Ich stolperte, verlor das Gleichgewicht und schlug der Länge nach auf den harten Asphalt. Meine Rippen und Ellenbogen schmerzten, ich rollte mich zur Seite und spürte gleichzeitig einen Tritt in der Nierengegend. Mein Körper krümmte sich in wildem Schmerz zusammen. Meine Hände erwischten den Oberarm von Derridge. Mit einem weiten Schwung warf ich ihn herum.
Mühsam kam ich wieder auf die Beine. Ich spürte die Schwäche in meinen Knien, doch der Gangster deckte mich sofort wieder mit einem ganzen Hagel wuchtiger Schwinger ein. Seine Fäuste waren wie Schmiedehämmer und wischten meine Doppeldeckung beiseite. Ich ging auf Halbdistanz und versuchte so, etwas Luft zu bekommen. Derridge hatte meine Absicht gemerkt und setzte eine paar kurze, trockene Leberhaken nach. Ich rammte beide Arme gleichzeitig vor und erwischte ihn in der Herzgrube.
Der Muskelprotz stolperte drei Schritt zurück, grinste bösartig und hatte sich dann schon wieder gefangen.
Ich habe schpn oft bedauert, daß man Schienbeine ausgerechnet vorn hat. Als mich Derridges Füße an dieser Stelle trafen, schrie ich laut auf und knickte zusammen. Gleichzeitig mußte ich einen Schlag in den Nacken einstecken. Er hatte mein Genick treffen wollen und nur um wenige Millimeter die Punktstelle verfehlt. Meine Arme fuhren vor, umspannten die Beine des Gangsters und rissen sie unter seinem Körper weg. Derridge schrie laut auf und stürzte zu Boden. Sein schwerer Körper prallte auf meinen Brustkasten. Der Gangster wälzte sich zur Seite und saß auf meiner Brust.
Sein Gesicht war zu einer teuflischen Grimasse verzogen. Er spreizte die Finger und zielte nach meinem Gesicht.
***
Sie hatte sich alles sehr genau ausgedacht. »Gpneralstabsarbeit« nannte sie das. Sie hatte Bücher gelesen, studiert und immer wieder über ihren Plan nachgedacht. Sie war auch jetzt noch davon überzeugt, daß er gelingen mußte. Als sie das Taxi verließ, stand sie vor dem Queensborough Hotel, einem altertümlichen Kasten, der sämtlichen Renovierungskünsten verschiedener Architekten mit Erfolg getrotzt hatte.
Die Reisenden benutzten meist moderne Hotels. Das war auch der Grund, warum im Queensborough jederzeit Zimmer frei waren. Auch diese Tatsache zählte zu ihrem Plan.
Langsam ging sie auf den alten Mann hinter der Portiersloge zu. Sie hatte sich vorher noch vergewissert, ob ihre Perücke auch richtig saß.
»Haben Sie zwei nebeneinanderliegende Einzelzimmer frei?« fragte sie den alten Mann und schob ihm eine Zehndollarnote über den Tisch.
»Zimmer 575 und 576 sind noch frei. Beide
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