0471 - Im Wartesaal des Todes
einen blauen Thunderbird. Wir kennen die Zulassungsnummer und das Baujahr!«
»Gut. Sofort Großfahndung nach dem Wagen veranlassen.«
»Bereits geschehen«, knurrte Steve Dillaggio. Im gleichen Augenblick rasselte das Telefon. Ich blickte Mr. High an und hob dann den Hörer ab.
Das Gespräch kam von der Stadtpolizei. Ein Sergeant Brisbake war am Apparat.
»Cotton«, meldete ich mich.
»Sir«, begann der Sergeant stotternd. »Wir haben hier einen Irren. Aber er war ganz einfach nicht abzuwimmeln. Er besteht darauf, mit Ihnen zu sprechen. Behauptet, er könne eine wichtige Aussage in der Bankraubsache machen. Sieht ziemlich verkommen aus, der Kerl, und hat zudem keine Papiere bei sich. Ferner behauptet er…«
»Lassen Sie den Mann sofort mit mir sprechen, Sergeant«, unterbrach ich den Kollegen von der Stadtpolizei. Es rauschte an der Muschel, dann räusperte sich jemand und sagte:
»Tag, Jerry.«
Für einen Augenblick war ich wie versteinert. Ich hätte ein gutes Dutzend Dinge auf einmal tun können. Diese Stimme am Telefon hätte ich unter Millionen wiedererkannt.
»Phil!« brüllte ich, so laut ich konnte. »Phil! Bist du es?«
»In letzter Zeit stellst du reichlich dumme Fragen. Brüll bitte nicht so laut wie dieser Hywood. Mir schmerzen schon die Ohren.«
»Phil, was ist passiert?« brüllte ich weiter. »Mensch, nun sag schon was!«
»Hol mich bitte vom Headquarter ab. Ich sitze hier in der Wache, und kein Mensch glaubt mir, daß ich Decker heiße und zu unserem Verein zähle. Die Leute behaupten glatt, ich sei schon seit ein paar Tagen ein Häufchen Asche.«
»In fünf Minuten bin ich da«, rief ich und knallte den Hörer voller Freude auf die Gabel. Dann wandte ich mich an Mr. High und Steve Dillaggio, die mich fassungslos anstarrten.
***
Ich hatte Phil auf dem schnellsten Wege geholt. Noch nie war ich mit meinem Jaguar so gern gefahren wie auf dieser Tour. Als sich mein Freund trotz seiner schmutzigen Kleidung faul in den weichen Polstern des Wagens räkelte, fühlte ich mich endlich nach langer Zeit wieder richtig wohl. Schnell hatte er mir auch die wichtigsten Einzelheiten seiner Erlebnisse erzählt. Plötzlich flammte das Licht des Funksprechgerätes auf.
Phil griff in gewohnter Weise zum Hörer. »Gesuchter Thunderbird auf der Queensborough Bridge gesehen. Fährt in Richtung Richmond«, erfuhren wir von unserer Zentrale.
»Den kaufen wir uns«, meinte Phil. Sein Tatendrang hatte in den letzten Tagen nicht gelitten. Die Müdigkeit und die Spuren der Strapazen seiner Gefangenschaft waren mit einem Male wie weggewischt. Er war jetzt wieder der G-man, der den Mann vor sich sieht, den er fassen soll.
Ich schaltete Rotlicht und Sirene ein und durchpflügte den Verkehr, wo er sich auch nur um ein paar Inches teilte. Wir kamen glatt vorwärts, und Phil besorgte sich eine neue Pistole aus meinem Handschuhfach.
Acht Minuten später sahen wir den Thunderbird vor uns. Wir meldeten den Kontakt über Funk und klemmten uns an die Hinterräder des Sportflitzers.
»Der ist bestimmt schneller als deine Mühle«, frotzelte Phil wieder.
»Noch ein Wort«, knurrte ich; »dann bringe ich dich doch noch rechtzeitig zum Staatsbegräbnis ins Distriktgebäude.«
»Ihr wißt doch gar nicht, was ihr ohne mich machen sollt«, behauptete Phil, und man merkte eindeutig, daß er von dem überkandidelten Erfinder eine ganze Menge gelernt hatte. Sinclair hatten wir übrigens mit einem Streifenwagen zum Distriktgebäude fahren lassen.
Phil hatte den Mann hinter dem Steuer des Thunderbird genau erkannt.
»Das ist Mickey Derridge. Mit dem habe ich noch eine kleine Rechnung auszugleichen«, brummte mein Freund. Neben Derridge saß noch ein anderer Mann, auf den die Beschreibung des Röntgenassistenten der Cleveland-Bank paßte.
Derridge ordnete sich auf den Highway ein und ließ schnell die Grenzen New Yorks hinter sich. Zunächst folgten wir ihm im gebührenden Abstand, doch als der Verkehr lichter wurde, gab ich Gas.
Der Jaguar schob sich ganz dicht an den blauen Sportflitzer heran, und in diesem Augenblick erkannten uns die Gangster. Ich spürte förmlich, wie Derridge das Gaspedal seines Wagens durchtrat. Die Tachonadel meines E-Typs spielte um die Maximummarke, und ich hörte sein sattes Motorengebrumm.
Der Motor des Thunderbird war dem des Jaguar fast ebenbürtig. Mein Schlitten schob sich nur zollweise näher an den Wagen der Gangster heran.
Der Mann, der neben Derridge hockte, hatte mit einem Male eine
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