0471 - Im Wartesaal des Todes
kam frei.
Meine Hand fuhr zur Schulterhalfter, ich packte die Pistole beim Lauf und setzte meinen Gegner mit einem Schlag außer Gefecht. Ich warf einen Blick zu Phil hinüber, und mir erstarrte das Blut in den Adern. Phil lag am Boden. Er war ganz glatt ausgeknockt worden. Wahrscheinlich hatten ihn die letzten Tage doch mehr mitgenommen, als er zugeben wollte.
Auf ihm hockte der Gangster, mit dem mein Freund gekämpft hatte. Der ehemalige Röntgenassistent hielt ein spitzes Messer in der Hand. Die Klinge befand sich nur um Haaresbreite von Phils Kehle entfernt.
»Das Blatt hat sich gewendet, Cotton. Mach keine komische Bewegung, sonst ist dein Partner diesmal wirklich erledigt!«
Ich zweifelte nicht einen Augenblick daran, daß der Gangster sein Wort halten würde. Die Messerklinge berührte jetzt genau Phils Kehlkopf. Er brauchte die Waffe nur loszulassen, dann war mein Freund erledigt.
»Du hast keine Chance zu entkommen«, sagte ich und spürte selbst, daß meine Worte nicht die geringste Überzeugungskraft hatten.
»Laß deine Pistole fallen, G-man«, kommandierte der Gangster ungerührt. Die Messerspitze senkte sich merklich. Ich ließ die Waffe los, als wäre sie glühender Stahl.
»Drei Schritte zurück!«
Mir blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Der Gangster grinste mich an.
»So sieht das alles schon sehr hübsch aus«, stellte er höhnisch fest. Die Messerspitze entfernte sich von dem immer noch reglos liegenden Phil.
Ich wußte, was der Gangster vorhatte. Meine Chance war ziemlich gering, aber sie war der einzig mögliche Weg. Der Kerl hätte Phil und mich bestimmt erschossen, wenn er erst einmal die Waffe gehabt hätte. ’
Er hielt jetzt das Messer so, daß die scharfe Spitze auf mich zeigte. Seine Augen maßen den Abstand zur Smith and Wesson am Boden.
Ich spannte meine Muskeln an und wartete. In diesem Augenblick verspürte ich überhaupt kein Gefühl, sondern nur den brennenden Wunsch, handeln zu können.
Dann schnellte der Gangster vor. Seine Hand streckte sich nach der Pistole aus. Im gleichen Augenblick sprang ich. Mein Fuß erwischte die ausgestreckte Hand des Gangsters. Die Pistole schlidderte zur Seite.
Gleichzeitig schlugen wir am Boden auf. Der Gangster riß mit einem Wutschrei das Messer hoch. Die Klinge funkelte in der Luft. Ich warf mich zur Seite. Dann spürte ich etwas Glühendheißes an meinem Brustkorb. Gleich darauf lief etwas Flüssiges meine Rippen entlang. Ich war getroffen, und ich wußte es.
Er holte wieder mit dem Messer aus. Verzweifelt versuchte ich, dem Stoß auszuweichen. Ich sah den Hieb kommen. Die Spitze der Waffe zeigte genau auf mein Herz. Ich versuchte mich zu bewegen. Aber es ging nicht. Mein Körper war vor Schmerz wie gelähmt. Dann raste der Arm des Gangsters herab!
***
Lieutenant Harry Easton stand eigentlich noch auf der Krankenliste. Er war heute zum erstenmal wieder im Headquarter, und nur deswegen, weil er es zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten hatte. Harry war einer jener Burschen, die ohne ihren Beruf, ohne ihre Aufgabe nicht sein konnten.
Gerade hatte er die Berichte studiert, die von Phil und mir über den Fall Nora Cummings und Leila Reynolds gemacht worden waren. Wie immer informierte unsere Leitstelle auch diesesmal die Stadtpolizei genau über den Stand der Dinge, zumal dieser Fall ja gemeinsam bearbeitet wurde.
Plötzlich rasselte das Telefon. Harry Easton griff mit seinem gesunden Arm zum Apparat und meldete sich.
»Hier spricht Leila Reynolds«, meldete sich am anderen Ende der Leitung eine rauchige Stimme. Harry war sofort hellwach und schaltete ein Tonbandgerät ein.
»Sie suchen doch Nora Cummings?«
»Natürlich. Haben Sie herausbekommen, wo sie ist?«
»Sie hat im Hotel Queensborough Zimmer 575 gebucht. In wenigen Minuten wird sie hier sein. Sie will mit mir sprechen. Sie können durch Zimmer 576 ins Badezimmer der beiden Räume kommen und dann eingreifen.«
»Danke, Miß Reynolds. Vielen Dank«, sagte Harry und legte auf. Schnell informierte er Captain Hywood über den Vorfall. Hywood hörte sich das Telefonat auf Band an, ließ es dann dem FBI durchspielen und suchte noch zwei weitere Beamte für den Einsatz aus.
Dann stürmten sie los. Der Verkehr um diese Zeit war in New York ziemlich stark. Trotz Rotlicht und Sirene kamen sie nur sehr langsam vorwärts.
Ihnen brannte die Zeit unter den Fingern. Sie wußten, daß die Falle bald zuschnappen würde. Aber sie wußten nicht wie. Einer der Patrolmen im
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