0471 - Schandturm der Templer
sanften Grün gestrichen. »Sie können die Tür jetzt öffnen!« erklärte van Akkeren. Er hielt ein schmales Stück Kunststoff in der Hand, nicht größer als ein Taschenrechner. Durch Fernbedienung öffnete sich die Tür, und der Templer schaute in einen breiten Flur, dessen Ende ein Bogengang zierte, unter dem er in das andere Zimmer treten konnte.
Es glich einem kleinen Saal. Der Parkettboden war frisch versiegelt und roch noch. Als Lichtquelle diente ein unter der Decke hängender Ring aus Röhren. Die Wände waren weiß gestrichen. Kein Bild bedeckte sie, und Bloch sah auch kein einziges Möbelstück. In einer Zimmerecke war ein ebenfalls weißer Kamin eingebaut worden. Auf dem Rost lag ein wenig Asche, ansonsten sah er unbenutzt aus.
»Bis zur Wand!« befahl van Akkeren.
Als Bloch nicht sofort gehorchte bekam er mit der Mündung einen Stoß ins Kreuz, daß ihm die Luft wegblieb. Er keuchte und stellte sich für einen Moment aufrecht.
Der Abbé verbiß sich die Schmerzen. Er hatte sich vorgebeugt und an der Wand abgestützt, wo seine Handflächen feuchte Flecken hinterließen.
»Drehen Sie sich jetzt um!«
Der Abbé gehorchte.
Vincent van Akkeren stand vor ihm, eingerahmt von seinen beiden Folterknechten. Typen mit flachen Gesichtern und halten Fischaugen. Sie waren keine Persönlichkeiten mehr. Die Folter hatte sie abgestumpft. Diesen Männern war egal, ob sie starben, sie hatten sowie nichts, an das sie glauben.
Es war schon bemerkenswert, daß van Akkeren es immer wieder schaffte, sich diese Leute heranzuholen.
Im Gegensatz zu seinen Killern steckte er nicht in einer Lederjacke, sondern trug einen grauen Kaschmirmantel im Raglan-Schnitt. Der Gürtel hing lockerlässig um seine Hüfte. Das weiße Hemd und die gestreifte Krawatte paßten ebenfalls zu dieser Erscheinung. Van Akkeren trat stets elegant auf.
»Haben Sie es sich überlegt, Abbé?« fragte er.
»Tut mir leid. Da gab es nichts zu überlegen.«
Van Akkeren nickte und hielt den Kopf gesenkt. Er starrte auf seine Schuhspitzen. »Sie haben es sich selbst zuzuschreiben, was jetzt folgt. Ich will wissen, wo Sinclair und der Gelbe stecken. Eine Chance noch, Abbé. Sagen Sie es mir!«
»Ich weiß es nicht!« preßte Bloch hervor. »Und wenn Sie mich totschlagen, ich kann ihnen nichts anderes sagen.«
»Totschlagen werden wir Sie nicht! Noch nicht«, schränkte der Grusel-Star ein, bevor er seinen beiden Killern zunickte und mit kalter Stimme befahl: »Fangt an…!«
***
Der Kopf war schnell, verdammt schnell sogar. Es war auch für einen guten Schützen wie Suko schwer, ihn mit einer Kugel zu erwischen. Zudem hatte Dominique einen Fehler gemacht, als sie sich von mir löste. In ihrer Angst taumelte sie vor mir weg, genau in die verkehrte Richtung, denn sie lief in die Flugbahn des von innen her leuchtenden Schädels hinein.
Ich schrie eine Warnung. Das Mädchen hörte nicht oder wollte nicht hören.
Da schoß Suko.
Er hatte nicht eine Sekunde länger mehr warten dürfen, sonst hätte er Dominique in Gefahr gebracht. Die Kugel jagte zwar in die Richtung des heranwirbelnden Kopfes, aber sie verfehlte ihn.
Ein zweiter Schuß war nicht mehr möglich, da sich Dominique bereits zu nahe an dem Schädel befand, der sie dann erreichte.
Vor ihr stieg er in die Höhe. Dominique konnte die Arme hochreißen und den ersten Angriff abwehren. Sie drehte sich dabei zur Seite und sackte auch in die Knie, während sie mit beiden Händen nach dem Kopf schlug.
Der Schädel bewegte sein Gebiß wie ein Nußknacker. Er klappte es auf und zu, versuchte dabei, den Hals zu erwischen, aber die heftig schlagenden Hände trieben ihn zurück.
Schießen konnte Suko nicht. Der Kopf befand sich einfach zu nahe an der Gestalt des Mädchen.
Er griff zur Peitsche.
Während er vorlief, beschrieb er den Kreis, und die drei Riemen rutschten aus der Öffnung. Sie waren immens stark, das hatten schon viele Dämonen zu spüren bekommen. Wo sie trafen, vernichteten sie auch. Leider kam mein Freund nicht mehr dazu, diese Waffe einzusetzen. Der Kopf schien die Gefahr gerochen zu haben. Bevor Suko auf Schlagweite herangekommen war, drehte er ab und jagte kometenhaft in den dunklen Himmel hinein.
Dominique lag auf dem Boden. Sie hatte sich zur Seite gedreht und die Beine angewinkelt. Dabei lag ihr Kopf vergraben in den Unterarmen. Aus dem Mund drang ein leises Schluchzen. Sie schrie auch auf, als ich sie an der Schulter berührte.
»Keine Sorge!« hörte ich meine Stimme.
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