0472 - Monsterrache
sich, wer dafür die Verantwortung trug?
Vor dem roten Backsteingebäude wartete sein Wagen nebst Fahrer und Leibwächter. Costello war nach Dover gefahren, um sich den Toten anzuschauen. Es gefiel ihm nicht, daß Bealer eine gewisse Telefonnummer bei sich getragen hatte. Es war abgemacht gewesen, daß er nichts haben sollte, was auf eine Verbindung zu Costello schließen lassen konnte. Der Mafioso sah Schwierigkeiten auf sich zukommen. Er konnte sie nicht gebrauchen. In den letzten Monaten hatte er Ruhe gehabt, und seine Geschäfte waren hervorragend gelaufen.
Jetzt dieser plötzliche Einbruch.
Neben dem Wagen blieb er stehen. Es war ein großer Mercedes der Luxusklasse. Man öffnete ihm die Tür, der Leibwächter war ausgestiegen. Sein bulliger Körper deckte den Mafioso.
»Fahr noch nicht ab!« befahl Costello seinem Fahrer und kletterte in den Fond. Es roch noch nach Leder und Holz, so neu war das Fahrzeug. Costello schaute aus dem Fenster. Er sah dem Verkehr zu, ohne ihn richtig wahrzunehmen, denn seine Gedanken kreisten um James Bealer. Daß er tot war, darum kümmerte er sich nicht mehr. Für Costello war wichtig, wie der Mann ums Leben gekommen war.
Das war kein einfacher Mord gewesen, kein simples Ertrinken. Man hatte ihm eine Hand abgerissen und sie ihm in den offenen Mund gestopft, zusammen mit Algen oder Tang.
Das Genick war ebenfalls gebrochen worden, als wäre der Taucher in eine Eisenklammer geraten.
Hinzu kamen die Wunden. Groß, schrecklich, aufgerissen.
Da stimmte etwas nicht!
Logan Costello war ein mächtiger Mann. Er hielt die Fäden der Unterwelt fest in beiden Händen.
Ihm entging nichts. Er kontrollierte und beherrschte sein Revier. Scotland Yard hatte schon alles versucht, seine Kreise einzuengen oder völlig zu unterbrechen. Das war selbst dieser Polizeiorganisation nicht gelungen, und dies hatte seinen Grund.
Der Teufel persönlich hatte über Costello seine schützende Hand gelegt. Der Mafioso paktierte mit den Mächten der Finsternis. Er war ihnen sehr zugetan, und Asmodis persönlich hatte ihn auf dem Weg des Verbrechens begleitet und ihn geleitet.
Die Rückendeckung war also da. So hatte Costello unbesorgt in die Zukunft schauen können. Aber jetzt schien ihn der Satan verlassen zu haben. Er ging davon aus, daß Bealer von einem Wesen gekillt worden war, das er als nicht menschlich ansah.
Es gab dafür einen anderen Begriff.
Schwarzmagisch…
Kein Mensch brachte einem anderen diese Wunden bei. Man schnitt dem Toten auch nicht die Hand ab und steckte sie ihm in den Mund. So etwas taten Killer nicht. Ihnen reichte es, wenn der Gegner ertrank oder von einem Harpunenschuß ins Jenseits befördert wurde. Was bei Bealer eingetreten war, mußte mit Dingen zusammenhängen, die jenseits des menschlichen Verstandes lagen.
Costello aber wollte Gewißheit haben. Er konnte sich nicht vorstellen, vom Satan hintergangen worden zu sein. Er wußte allerdings auch, daß Asmodis in den eigenen Reihen Feinde besaß. Vielleicht wollte man auch ihm einen Streich spielen.
Ferner dachte der Mafioso nicht daran, das Rauschgift an Bord des versunkenen Schiffes einfach sausen zu lassen. Wenn er das Heroin hob, hatte er einige Millionen Pfund gewonnen. Dieses kleine Küstenmotorschiff war in Südfrankreich ausgelaufen und, an der Küste entlang, nach Norden getuckert. Im Kanal aber hatte es ihn erwischt. Da war es gesunken. Das lag einige Zeit zurück, als die Herbststürme über der Nordsee tobten. Die Besatzung hatte sich retten können. Sie war nicht eingeweiht, nur der Kapitän wußte Bescheid, und ihm wollte Costello auf die Füße treten und einige Fragen stellen.
Seine beiden Leute hatten kein Wort gesagt. Sie saßen stumm wie Puppen auf Fahrer- und Beifahrersitz.
Costello schaute nach links.
Dort befanden sich die Stufen, die zum Eingang hochführten. An der Tür erschien der Polizeibeamte, der Costello einige Fragen gestellt hatte.. Der Mann schaute auf den Mercedes, bevor er mit etwas zögernd wirkenden Schritten die Treppe hinabging.
Costello schaute in das Gesicht des anderen. Es hatte einen entschlossenen Ausdruck angenommen.
»Fahrt los! Aber langsam, und bleibt mit dem Bullen auf einer Höhe!«
»Okay, Chef!«
Der Wagen rollte lautlos. Costello ließ die gepanzerte Seitenscheibe nach unten fahren und beugte sein Gesicht aus dem Fenster, als er mit dem Beamten auf gleicher Höhe war.
»Was werden Sie jetzt tun?«
Der Inspektor drehte den Kopf. »Ihnen, Mr. Costello, gebe ich
Weitere Kostenlose Bücher