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0474 - Der Hexenstein

0474 - Der Hexenstein

Titel: 0474 - Der Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schwarzen Frack.
    »Das ist Herr Kaiser!« stellte mir Contini den Mann vor. »Er ist der Zeuge, der Thomas gesehen hat und in unserem Hause sein Nachfolger geworden ist.«
    Herr Kaiser war noch größer als ich. Durch die Gläser seiner Brille schaute er mich an und sagte:
    »Wir haben auf Sie gewartet, Mr. Sinclair. Ich hoffe, daß Sie auch diesmal den Fall lösen werden. Den ersten kenne ich nur vom Hörensagen.«
    »Damals war es schlimm.«
    »Und es könnte heute noch schlimmer werden«, fügte Herr Contini hinzu.
    Ich wandte mich an den Zeugen und bat ihn, einen Bericht abzugeben. Kaiser ließ sich nicht lange bitten. Er war ein guter Beobachter und erklärte knapp und präzise, ohne dabei etwas Wichtiges zu verschweigen.
    Sehr aufmerksam hörte ich ihm zu und nickte, als er mir den Zombie genau beschrieb.
    »Ja, das ist Thomas gewesen. So habe ich ihn noch in Erinnerung, obwohl der Fall länger zurückliegt.«
    »Anscheinend läßt er Kandersteg in Ruhe und hat sich das menschenleere Gasterntal ausgesucht. Weshalb?« fragte Contini.
    »Die Frage wollte ich Ihnen gerade stellen.«
    Contini hob die Schultern. »Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen darauf keine Antwort geben.«
    »Vielleicht ich, meine Herren.«
    Von uns unbemerkt, war ein Mann erschienen, dessen Stimme ich noch in Erinnerung hatte. Als ich mich umdrehte, sah ich ihn. Er stand nahe der Treppennische, lächelte und kam auf mich zu, um mich zu begrüßen. »John Sinclair«, sagte er, »es ist lange her, daß wir uns gesehen haben.«
    »Und trotzdem haben wir uns erkannt.« Ich lachte.
    »Ja, gemeinsam durchstandene Gefahren schweißen eben zusammen«, erklärte er.
    Heinz Stahlmenger war ein Mensch mit Humor. Als ich ihn anschaute, hatte sein Gesichtsausdruck jegliches Lächeln verloren. Die Augen zeigten einen sehr ernsten Ausdruck, die Lippen waren leicht gekrümmt, und er hob die Schultern. Dann nahm er seine Brille ab, um die Gläser zu säubern. In seinen Augen lag ein Ausdruck, der Furcht zeigte, die in ihm wühlte, »Sie haben vorhin vom Gasterntal gesprochen, wo die beiden Toten gefunden worden sind. Und Sie suchen ein Motiv, das ich zu kennen glaube.«
    »Und welches?«
    Stahlmenger räusperte sich, bevor er antwortete. »Das Gasterntal und die Hexe vom Gasterntal.«
    Ich schaute ihn ebenso fragend an wie Contini, der sich schließlich gegen die Stirn schlug. »Natürlich, diese Sache. Daß ich darauf nicht gekommen bin.«
    »Was meinen Sie?«
    Heinz Stahlmenger blickte Herrn Contini an. »Soll ich ihm die Geschichte erzählen?«
    »Das wäre nett. Sie sind ja schon fast ein Einheimischer. Ich muß mich um andere Dinge kümmern.«
    »Gut.« Stahlmenger deutete in die Lobby hinein. »Gehen wir, dort ist es bequemer.«
    Wir fanden unsere Plätze in einer Sitzecke. Die Sessel waren nicht zu weich gepolstert. Zudem glichen sie mehr den Stühlen aus der Zeit des Rokoko, so geschwungen war die Linienführung der Sitzmöbel.
    Stahlmenger kam noch nicht sofort zum Thema. Er wollte wissen, wie es mir in der Zwischenzeit ergangen war.
    Ich lachte leise. »Sie können sich ja vorstellen, was in zwei Jahren alles passieren kann. Und es ist viel geschehen, sage ich Ihnen, aber ich habe überlebt.«
    »Das freut mich.«
    »Sind Sie, Herr Stahlmenger, noch mit irgendwelchen außergewöhnlichen Dingen in Kontakt getreten?«
    »Nein, auch bei mir zog der Alltag ein. Sie wissen ja, ich habe ein Kaufhaus in Schwerte, die Konkurrenz ist groß. Da bedarf es einiger Anstrengungen und Ideen, um durchzukommen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Ein Ober erkundigte sich nach unseren Wünschen. Wir bestellten beide Tee.
    Als er gebracht wurde und wir die ersten Schlucke genommen hatten, drehte sich Heinz Stahlmenger um und schaute durch die breite Fensterscheibe nach draußen, wo auf den kahlen Zweigen der Bäume eine helle Puderschicht lag.
    »Das ist wie ein Wintermärchen«, sagte er und räusperte sich. »Man kann sich kaum vorstellen, daß in die unberührte Natur des Gasterntals das Grauen eingezogen ist.«
    »Sie kennen das Tal?«
    »Ja, und auch seine Geschichte.«
    »Aber nicht die echte Historie?«
    »Nein, das nicht. Oder die auch.« Er beugte sich vor. »Es gibt da noch eine alte Sage, die sich um das Gasterntal dreht und die man von jedem Einheimischen hören kann.«
    »Eine Hexen-Legende?« Er nickte. »So ist es.«
    »Erzählen Sie.«
    Stahlmenger holte tief Luft und trank einen Schluck von dem würzig duftenden Tee. »Vor einigen Jahrhunderten

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