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0474 - Nummer 1 wird abserviert

0474 - Nummer 1 wird abserviert

Titel: 0474 - Nummer 1 wird abserviert Kostenlos Bücher Online Lesen
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Blatt standen einhundertundzwanzig Namen. Es waren also rund tausend Personen, die wir überprüfen mußten.
    Lydia nahm ihre Brille wieder ab. »Ich fürchte, ich mache mich selbst arbeitslos, wenn ich Ihnen helfe, Jerry«, sagte sie. Sie sagte tatsächlich Jerry. »Mr. Cashett rief uns heute alle in sein Büro und erklärte uns, er gäbe die Schule auf. Jack Serrer sollte ihn vertreten, bis die letzten gebuchten Stunden abgewickelt wären. Er selbst führe schon morgen nach Suffolk, setze, sich in seinen Bungalow und ruhe sich aus. Dann fragte er uns auf Ehre und Gewissen, ob wir vom FBI über ihn vernommen worden wären. Alle verneinten.« Lydia senkte den Blick. »Ich verneinte auch, Jerry. Ich log.«
    »Jetzt, da er seine Firma auflöst, hätten Sie ihm ruhig die Wahrheit sagen können, Lydia. Schließlich haben wir über diesen Punkt nur geschwiegen, weil Sie befürchten mußten, er könne Sie hinauswerfen. Dagegen wären wir tatsächlich machtlos gewesen.« Sie zuckte nervös mit den Schultern. »Ich brachte es einfach nicht fertig, Jerry. Cashett war immer freundlich zu mir. Sicherlich würde er es als Verrat bezeichnen, daß ich Ihnen zu helfen versuche.«
    Sie blickte auf ihre Armbanduhr. »Ich muß gehen. Der Chef hat uns alle zu einem Abschiedsessen in den Golden Chase Club eingeladen. Ich muß mich umziehen.«
    »Wo ist der Club?«
    »4. Straße, glaube ich.«
    »Soll ich Sie hinfahren, Lydia?«
    »Unnötig, Jerry. Jack Serrer wird mich mit dem Cadillac abholen. Ich konnte es ihm einfach nicht ausreden.« Ich brachte sie zu ihrer Wohnung zurück. Eine Stunde später traf ich Phil zum gemeinsamen Abendessen. Wir gingen die Liste durch, die Lydia mir übergeben hatte.
    Um tausend Leute gründlich zu überprüfen, hätten wir Mr. Highs Mannschaft für mehr als zwei Monate voll beanspruchen müssen, zumal wir ja auch die Familien in die Nachforschungen einbeziehen mußten.
    Phil fand den richtigen Weg, um die Zahl gründlich zu reduzieren. »Ein Blick in ihre Steuererklärungen und Gehaltskonten genügt«, sagte er. »Leute, die ein bescheidenes Vermögen besitzen und ein normales Einkommen beziehen, können einen bestellten Mord nicht bezahlen. Wir können alle aus dieser Liste streichen, die einem ehrlichen Angestelltenjob nachgehen. Danach, so hoffe ich, werden nur einige Dutzend Namen übrigbleiben.«
    Um zehn Uhr fuhren wir nach Hause. Wie manchmal nahm Phil den Jaguar auch heute mit. Ich holte den Whisky aus dem Eisschrank, stieg aus der Jacke, legte die Schulterhalfter ab und deponierte mich selbst auf die Couch. Den Plattenspieler konnte ich von der Couch aus erreichen. Ich legte eine Platte auf mit dem Jerry-Cotton-Thema, eine verdammt aufregende Musik, die sie in den Filmen jedesmal loslassen, wenn George Nader in meiner Rolle in eine heiße Sache hereinsteigt. Ich hörte zu, schlürfte von dem Whisky und grinste ein wenig. Schön wär es ja, wenn bei unserem Job mehr Musik gemacht und weniger geschossen würde. Leider läßt sich über diesen Punkt mit den Jungen von der anderen Seite keine Einigung erzielen. Sie sind nicht fair genug.
    Beim zweiten Plattendrittel krachte es draußen. Es war das typische Knallen von knitterndem Blech, untermischt mit dem Klirren von Glas, das immer entsteht, wenn ein Auto sich die Nase an einem harten Gegenstand einrennt. Ich sauste an das Fenster. Richtig, ein alter Buick klebte an der Ecke des Hauses schräg gegenüber. Ich sah niemanden, aber eine Frauenstimme schrie gellend um Hilfe.
    Mit zwei Sprüngen war ich im Treppenhaus, verzichtete auf den Fahrstuhl und sauste die Treppen hinunter. Ich riß die Haustür auf und rannte auf das Autowrack zu. Ich war in Hemdsärmeln und trug die Haussandalen an den Füßen.
    Die Straße, in der ich wohne, ist sehr verkehrsarm. Passanten sieht man nach acht Uhr abends kaum. Ich war der erste, der sich dem Autowrack näherte. Gerade wurden die Fenster verschiedener Wohnungen aufgerissen.
    Die Frau, deren Schreien ich gehört, hatte, war verstummt. Ein Scheinwerfer des Buick brannte noch. Die Stoßstange war geknickt, und die Kühlerhaube ein wenig eingedrückt. Das Glasmehl der Windschutzscheibe war wie Puderzucker über die Kühlerhaube gestreut.
    Der Wagen war leer. Der Schlag zum Fahrersitz stand offen. Mein Instinkt warnte mich. Mit einem Ruck drehte ich mich um.
    Der Mann stand zwanzig Schritte weiter in der Querstraße. Ich erkannte, daß er mit Bedacht die Hausecke als Endstation für den Buick gewählt hatte. So

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