0475 - Meine Totenbraut
abgeschnittene Speere.
Warum biß es nicht zu?
Suko wunderte sich darüber, denn lange Sekunden waren bereits vergangen, und das Monstrum hatte sich nicht gerührt. Es war fixiert auf Menschen, das Grauen leuchtete in seinen Augen, gepaart mit einem Vernichtungswillen, aber es hielt ein.
Suko tat ebenfalls nichts. Er konnte seine Arme noch bewegen, und er hielt in der rechten Hand die Peitsche.
War es möglich, sie einzusetzen? Würde sie die Kraft haben, das Monstrum zu zerstören?
Noch immer biß es nicht zu, und Suko riskierte es, den rechten Arm zu heben.
Wenn er die Hand etwas bewegte, war es durchaus möglich, daß die drei mit starker Magie aufgeladenen Riemen die Bestie so erwischten, daß sie geschwächt wurde.
Da löste sich der Griff.
Im ersten Moment blieb Sukos Herz fast stehen. Er hatte Angst, und die war berechtigt, denn er fiel in das Uferschilf hinein. Zum Glück trug er dicke Kleidung, dennoch hatte er an einigen Stellen des Körpers das Gefühl, dort aufgespießt zu werden. Es tat weh, obwohl viele Rohre durch das Gewicht knickten. Suko rutschte ab und fiel auf den schlammigen, nassen Boden, über den auch die Wellen leckten.
Er lebte, leider auch das Monstrum!
Suko wühlte sich durch den Schlamm. Um aufzustehen, war nicht genügend Platz vorhanden, so drückte er durch die Kraft seines Körpers die Schilfrohre zur Seite, aber der Monster-Koloß über ihm ließ dem Chinesen keine Chance.
Er kam näher und zerbrach alles, was sich ihm störend in den Weg stellte.
Da knackten die Schilfrohre zusammen. Suko hörte das Splittern. Wasser spritzte gegen sein Gesicht, er hörte die schweren Tritte, wälzte sich kriechend auf die Seite, hob den Kopf dabei an, wobei Dreck und Wasser über seine Haut rannen, und er sah den Schatten ziemlich dicht über sich schweben.
Das war ein Fuß!
Fast so groß wie ein Schrank breit. Unförmig, klumpenhaft, ohne Zehen; aber höllisch gefährlich.
Wenn er sich senkte und Suko nicht schnell genug wegkam, konnte ihn dieser Fuß in den weichen Boden stampfen.
Es gab noch eine Chance, und die ergriff der Inspektor. Er holte seinen Stab hervor, mit dem er die Zeit anhalten konnte, und schrie das eine, wichtige Wort.
»Topar!«
***
Das Monstrum erstarrte!
Es konnte nicht mehr zutreten, denn für fünf Sekunden war es zur Bewegungsunfähigkeit verdammt, und diese kostbare Zeit mußte Suko ausnutzen.
Er schnellte hoch, wollte wegrennen, aber er befand sich noch immer innerhalb dieses verdammten Schilfgürtels, der zudem sehr breit und sperrig war, so daß es seine Zeit dauern würde, bis Suko ihn durchquert hatte.
Länger als fünf Sekunden!
Suko nahm es trotzdem in Angriff. Er kam sich selbst bald wie ein Monstrum vor, als er sich den Weg buchstäblich freischaufelte, die Schilfrohre brach, sie wegtrat, durch das Wasser und den Schlamm hetzte und dabei nicht auf die Uhr schaute. Er ging nach seinem Gefühl, drehte sich noch im Schilfgürtel stehend um und sah die heftige Bewegung des Monsters.
Ein Schütteln lief durch die mächtige Gestalt, als hätte es mehrere Stromstöße hintereinander bekommen.
Es war wieder frei!
Doch dann geschah etwas, mit dem Suko nicht gerechnet hätte. Urplötzlich war das Feuer da. Es schlug aus dem Maul und den riesigen Nasenlöchern und flammte an der Gestalt hoch, weil es sie zerstören wollte.
Eine Wolke aus Flammen hüllte die Figur ein. Rauch und Qualm entstanden, vernebelten die Sicht, so daß der Inspektor von seinem mächtigen Gegner kaum etwas erkennen konnte. Nur einen monströsen, zuckenden Schatten.
Während Suko zurückging, starb die Bestie. Sie gab keinen Laut von sich, aber sie brach auseinander, und die großen mächtigen Stücke klatschten in den See und zwischen die Schilfrohre.
Suko sah zu, wie das Untier verging. Er konnte aufatmen. Nur wußte er keine Erklärung, weshalb dieser Koloß so plötzlich gestorben war.
Noch bis zu den Knöcheln in Schlamm und Wasser stehend, drehte sich Suko um und schaute in die Richtung, wo auch das Schloß der Familie Dufour lag.
Dort oben befand sich John. In welch einer Lage er auch immer stecken mochte, möglicherweise hatte sein Einsatz mit der Vernichtung des Monsters indirekt zu tun.
Das wollte Suko genauer wissen. Er rannte mit Riesenschritten zurück zum Wagen…
***
Margaretha Dufour konnte es nicht fassen. Sie stand da und hatte ihre Arme ausgebreitet. »Du willst mich töten?« fragte sie mit schriller Stimme. »Du?«
»Ja, ich muß dich vernichten,
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