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0475 - Meine Totenbraut

0475 - Meine Totenbraut

Titel: 0475 - Meine Totenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ja laut genug gesprochen. Für einen Witz halte ich das nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    »Warten wir also auf den nächsten Anruf.« Er schnupperte. »Aha, aus der Küche riecht es. Glenda braut etwas zusammen.«
    Wir hörten ihre Stimme. »Ihr könnt schon den Tisch decken. Flache Teller und Bestecke.«
    »Auch Gläser?« fragte ich.
    »Ja, die für das Bier.«
    Ich machte mich an die Arbeit und war kaum damit fertig, als Glenda erschien. »Pizza!« rief sie.
    »Ist das nicht etwas Feines?«
    »Und wie!« gab ich zurück. »Hoffentlich ist es kein Gummi- oder Wasserteig.«
    »Keine Sorge, ich habe die beste genommen.«
    Eine Minute später saßen wir am Eßtisch. Es war mir komisch. Zwar sah alles normal aus, dennoch wurde ich den Eindruck nicht los, eine fremde Person in der Umgebung zu haben.
    Eine Person, die nicht sichtbar war, die ich aber fühlte, weil sie irgend etwas ausfüllte.
    Glenda und Suko aßen. Ihnen schmeckte die Pizza. Ich schob mir nur kleine Bissen in den Mund.
    »Was hast du, John?«
    Ich schaute Glenda an. »Weiß ich auch nicht genau.«
    »Deine Totenbraut?«
    »Kann sein. Manchmal habe ich den Eindruck, als würde sie unsichtbar zwischen uns schweben.«
    Glenda ließ das Besteck sinken und bekam eine Gänsehaut. »Was sagst du da?«
    »Entschuldige, aber mir kommt es so vor.«
    Sie schaute Suko an. »Was sagst du denn dazu?«
    »Es ist Johns Fall.«
    »Zum Glück!« Glenda tupfte mit einer Serviette einen Pizzakrümel von der Unterlippe. Sie wollte das Besteck wieder in die Hände nehmen, als sie plötzlich steif sitzenblieb und den Kopf schüttelte.
    Dabei bewegte sie die Lippen, ohne jedoch etwas zu sagen.
    »Was hast du?«
    »Dreh dich mal um, John, dann kannst du es sehen.«
    Ich tat es und bekam ebenfalls große Augen. Gleichzeitig wurde meine Vermutung bestätigt. Irgend jemand mußte sich im Raum befinden, denn der Hörer des Telefons schwang langsam in die Höhe, ohne daß er von einer sichtbaren Person berührt worden wäre.
    »John, deine Totenbraut ist tatsächlich da«, flüsterte Glenda und bekam eine Gänsehaut.
    Gleichzeitig verlosch das Licht!
    ***
    Vergangenheit
    Über den dunklen Mauern des wuchtigen Klosters stand der Mond wie ein rundes, gelbbleiches Auge. Ein fahler Wächter, fern der Erde, Angstmacher für die einen, Hoffnungsträger für die anderen, die ihn anbeteten und sich mit seiner Magie beschäftigten.
    Aber das waren die wenigsten Menschen. Die überwiegende Zahl konnte nicht einmal lesen und schreiben, sie nahmen den Lauf der Gestirne als gegeben hin. Auch die Insassen des Klosters kümmerten sich darum nicht. Ihr Leben lief in geregelten Bahnen ab. Wer sich in diese Mauer als Nonne zurückzog, der entsagte der Welt mit all ihren Schwächen, Freuden und Entbehrungen.
    Die Schatten eines Hanges fielen gegen die Mauern, als sollten diese gestreichelt werden. Das Mondlicht floß in das Tal hinein, unterhalb des Klosters und beleuchtete das schmale Band einer Überlandstraße.
    Hinter den Mauern war es ruhig. Die Nonnen lagen längst in ihren karg eingerichteten Kammern, Licht brannte nur im Raum der Äbtissin, im Hauptgang und in der Kapelle.
    Am Altar leuchtete das Ewige Licht. Eine winzige rote Flamme, nie verlöschend, geheimnisvoll leuchtend, das aus einer fernen Welt zu grüßen schien.
    Die einsame Frauengestalt fiel in der Kapelle kaum auf. Die langen Schatten hüllten sie ein, als wollten sie die Betende beschützen. Sie kniete in der zweiten Reihe schon seit Stunden und störte sich nicht daran, daß die Betbank hart und unbequem war.
    Die junge Nonne war in ihr Gebet versunken. Sie wußte auch, daß es eine entscheidende Nacht war, und sie hoffte, daß sie alles richtig gemacht hatte.
    Noch konnte sie zurück und der Äbtissin sagen, daß sie für alle Zeiten die Geborgenheit der Klostermauern besitzen wollte, dann hätte das Wort Liebe für sie eine andere Bedeutung bekommen.
    Doch sie hatte eine andere Liebe erlebt, eine herzliche, eine tiefe, eine Zuneigung und Liebe zu einem Mann.
    Zwischen ihm und dem Kloster mußte sie sich entscheiden. Das fiel ihr so schwer.
    Seit Stunden schon hielt sie sich in der Kapelle auf. Manchmal hatte sie ihren Blick gesenkt, schien in Trance zu versinken, bevor sie den Kopf wieder hob, zum Altar schaute und die dort stehende Marien-Statue ansah, die von zwei Kerzen flankiert und angeleuchtet wurde.
    Das Licht war sehr weich. Die Flammen bewegten sich kaum, aber wenn sie zitterten und das Licht unruhiger wurde, kam es der

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