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0476 - Die Hölle auf Erden

0476 - Die Hölle auf Erden

Titel: 0476 - Die Hölle auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich als Gefangene zu betrachten hatten. Aber wenn Nacktheit sie an einer Flucht hindern sollte, dann unterschätzte der Gegner sie alle vier gewaltig. Keiner von ihnen würde schamvoll im Boden versinken, weil jemand ihn oder sie unbekleidet sah. Nein, es mußte einen anderen triftigen Grund geben. Den, sie zu entwaffnen? Dann hätte es gereicht, ihnen Amulett und Dhyara-Kristall abzunehmen. Vielleicht noch Gürtelschließen, Ringe, Taschenmesser, soweit vorhanden… alles, was man mit einiger Fantasie als Schlag- oder Stichwaffe benutzen konnte. Aber die Kleidung an sich? Das war unsinnig.
    Während die anderen ähnlich verwirrt erwachten wie Nicole, wanderte sie in dem Raum hin und her und sah sich um. Er war fünfeckig und besaß bis auf die vier Pritschen keinerlei Einrichtung. Es gab keine Fenster, nur eine ebenfalls fünfeckige Tür. Sie ließ sich nicht öffnen. Nicole fand zwar das Wärmeschloß, aber obgleich sie ihre Hand dagegenlegte, schaltete es die Tür nicht frei.
    Mit der Beleuchtung stimmte etwas nicht. Es war relativ hell in dem fünfeckigen Raum, und trotzdem war die Ausleuchtung bedrohlich und düster. Es schien eher dunkel als hell zu sein.
    »Meegh-Technik«, sagte jemand hinter Nicole. Sie fuhr herum. Sara Moon stand hinter ihr. Ihre Äugen waren jettschwarz. Alles druidisch Grüne war daraus gewichen. Sara war die einzige Frau, die Nicole kannte, welche ihre Augenfarbe verändern konnte. Wenn Merlins Tochter ihre Druidenkraft einsetzte, nahmen ihre Augen den für Silbermond-Druiden typischen schockgrünen Farbton an.
    »Gibt es die Bedrohung noch immer?« fragte Nicole.
    Sara Moon nickte. Ihr silbernes Haar wirkte stumpf. »Ich habe gerade ganz vorsichtig getastet. Es ist immer noch da. Ich kann nichts machen. Es wäre zu riskant. Auch meine Fähigkeiten sind begrenzt. Merlins Tochter ist nicht allmächtig.«
    Es klang spöttisch. Aber Nicole spürte auch die Resignation dahinter. Sara mußte zutiefst enttäuscht sein. Vor Jahren hatte sie buchstäblich alles riskiert, um die entartete Sonne zu zerstören, und jetzt mußte sie erleben, daß alles umsonst gewesen war -vermutlich, weil ihr eigener Vater ihr nachträglich ins Handwerk gepfuscht hatte. So etwas ließ sich nicht so einfach verkraften.
    »Verdammt«, polterte hinter ihnen Ted Ewigk los. »Meine Klamotten! Ich drehe diesen Aasgeiern die Hälse um! Die können doch nicht einfach meine Kleidung klauen! Bastarde, verdammte…«
    Teri Rheken, ebenfalls erwacht, lachte leise. »Ich kann mich sehr gut erinnern, daß es dir schon einmal weit weniger ausgemacht hat, nackt zu sein«, stellte sie anzüglich fest.
    »Da waren wir zwei ja auch allein und ohne lästige Zuschauer«, knurrte er. »Hat von euch jemand eine Idee, was das hier soll? Himmel, die haben ja auch meinen Kristall! Und ich…« Er verstummte und griff sich an den Kopf.
    Nicole begriff, woran er dachte.
    Der Dhyarra-Kristall 13. Ordnung war mit seinem Geist verschlüsselt. Das bedeutete unter anderem, daß niemand außer Ted Ewigk ihn benutzen konnte - weder Sara Moon, die selbst einmal einen solchen Sternenstein besessen hatte, noch ihr möglicher Nachfolger. Zumindest nicht so lange, bis Ted die Verschlüsselung wieder aufhob.
    Es bedeutete aber auch, daß jeder andere, der den Kristall ungeschützt berührte, eine Katastrophe auslösen würde. Für beide! Ted selbst konnte dann froh sein, wenn er mit dem Leben davonkam, aber die Schmerzen mußten schier unerträglich sein, die dann jede seiner Nervenfasern durchraste. Allein das konnte jemanden mit einer schwächeren körperlichen Konstitution umbringen. Der andere aber, der den Kristall unbefugt berührte, würde es keine Sekunde lang überleben.
    Der Kristall verlieh fast grenzenlose Macht, aber er schenkte auch gnadenlosen Tod.
    »Wir müssen hier raus«, flüsterte der Mann, der einem Wikinger auf Raubzug glich. »Wir müssen herausfinden, wo die Sachen gelagert sind, die man uns abgenommen hat, und dann müssen wir zusehen, daß wir das Beste aus der Situation machen.« Er sah Sara Moon an. »Notfalls sprenge ich den Silbermond.«
    Es war kein leeres Versprechen. Mit dem Dhyarra-Kristall 13. Ordnung war es möglich. Allerdings hatte Ted Ewigk so etwas niemals getan; nicht einmal theoretisch in Erwägung gezogen. Er war nicht machtbesessen. Daß sich in ihm über Generationen seiner Vorfahren hinweg das Blut des einstigen ERHABENEN Zeus erhalten hatte, der ihm auf Umwegen auch den Machtkristall vererbt hatte, war ihm

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