0476 - Die Hölle auf Erden
Nicole es noch einmal versuchen, als der silbern schimmernde Diskus aus der Wand hervorschoß und in ihrer Hand landete. Erleichtert atmete sie auf. Vielleicht gab es hier bestimmte magische Störeinflüsse, die die Reaktion verzögerten. Es war so vieles anders, als sie alle es kannten, warum nicht auch dies?
Das Amulett war nach wie vor aktiviert. Nicole überlegte, ob sie es riskieren sollte, einen Rückblick in die jüngste Vergangenheit zu versuchen, um herauszufinden, wie sie hierher gekommen waren.
Aber Ted Ewigk trat zu ihr und berührte ihre Schultern. »Wir dürfen keine Zeit verlieren«, sagte er. »Fang an, das Schloß zu öffnen. Mit Sicherheit wird jemand das Verschwinden des Amuletts bemerkt haben - oder es innerhalb der nächsten Minute feststellen. Eine so wichtige und gefährliche Waffe werden sie unter Beobachtung halten.«
Nicole schüttelte den Kopf. Gegen die Meeghs war das Amulett keine Waffe, nur ein Verteidigungsinstrument. Daß sie selbst damit zum FLAMMENSCHWERT verschmelzen und in dieser Form allerdings auch den Meeghs gefährlich werden konnte, ahnten diese nicht. Keiner von ihnen, der in der Vergangenheit jemals in der Nähe des FLAMMENSCHWERTES gewesen war, hatte das lange genug überlebt, um seinen Artgenossen davon berichten zu können.
Allerdings ließ sich das FLAMMENSCHWERT nicht erzwingen. Es entstand, oder es entstand nicht; Nicole hatte darauf keinen Einfluß. Und es war nicht wahrscheinlich, daß es ausgerechnet jetzt zufällig-glücklicherweise wieder passierte; der letzte Einsatz lag erst kurze Zeit zurück. Ohne das FLAMMENSCHWERT hätten sie es vor ein paar Tagen in Moskau nicht geschafft, die Metro-Phantome unschädlich zu machen.
Von daher war es illusorisch, auf eine neuerliche Aktivierung zu dieser Zeit zu hoffen.
So gesehen, hatte Ted recht. Die Zeit drängte. Wenn die Meeghs erst einmal feststellten, daß etwas nicht stimmte, würden sie sich sofort darum kümmern. Sie waren Insekten; sie korrigierten jeden Fehler im System unverzüglich und mit einer erschreckenden Schnelligkeit.
Nicole nickte. Sie konzentrierte sich und versuchte, das gesperrte Schloß mit Hilfe des Amuletts zu öffnen.
***
ALARM!
Der Meegh, der gerade den Dhyarra-Kristall wieder beiseite gelegt hatte, zuckte innerlich zusammen. Er lauschte den Impulsen, die ihn und die anderen seiner Art durchrasten, und wertete sie aus, viel schneller, als jeder Mensch es vermocht hätte.
Das »Medaillon der Macht« war verschwunden, dieses scheibenförmige Instrument, von dem sich Menschen so unglaublich viel erwarteten und das dennoch recht wertlos war. Aber ob es nun wirklich wertlos war oder nicht -allein die Tatsache, daß es von seinem Aufbewahrungsort verschwunden war, stellte eine Gefahr dar. Die Gefangenen mußten es wieder in ihren Besitz gebracht haben.
Der Meegh sandte warnende Impulse zu seinen Artgenossen. Gleichzeitig setzte er die Kriegsknechte in Marsch, sich um die Sache zu kümmern.
Skelette, auf der Erde als Metro-Phantome bekannt und berüchtigt geworden, verließen ihr Ruhelager und eilten zu dem Raum, in dem die vier Gefangenen sich befanden.
***
Mai 1992, Merlins Burg Caermardhin:
Nichts und niemand hatte Julian Peters daran gehindert, Caermardhin zu betreten. Er war zwar nicht eingeladen worden, aber er war trotzdem hier und überraschte Merlin mit seiner Anwesenheit.
Aber auch einen anderen.
»Ich kann es kaum glauben«, sagte das magische Wesen, dem eine recht dunkle Aura anhaftete und das eine starke Ähnlichkeit mit Merlin dennoch nicht verleugnen konnte. »Sage mir jemand, daß das nicht wahr ist, was ich hier sehe. Sehe ich den Träumer? Das Telepathenkind?«
Julian Peters nickte. »Ich bin der, als den du mich erkennst. Und du - mußt Sid Amos sein. Der, welchen mein Vater stets von mir fernzuhalten versuchte, ohne mir zu verraten, warum.«
»Ja. Ich bin Asmodis«, sagte der andere.
»Kümmert sich der ungebetene Besuch vielleicht auch einmal um mich?« fragte Merlin grimmig. »Wie, beim Pendel der Schicksalswaage, hast du es geschafft, hier hereinzukommen, ohne daß ich dir die Burg öffnete?«
»Ich träumte den Weg, großer Merlin«, erwiderte Julian.
»Deine Träume durchdringen also schon meine Sperren«, murmelte Merlin betroffen. »Das ist nicht gut. Was du vollbrachtest, können andere dir nachmachen…«
»Welche anderen?« fragten Asmodis und Julian gleichzeitig - und im gleichen spöttischen Tonfall. Vielleicht, dachte Merlin, sind die beiden sich
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