0477 - Invasion der Schatten
kleines Mannluk schwang auf. Baiton beförderte Kimray telekinetisch hinauf. Dann stieß er sich ebenfalls telekinetisch vom Boden ab.
Auf dem Rand des Mannluks sitzend, schaltete er seinen Handscheinwerfer ein. Der Lichtkegel stach den Schacht hinauf und riß starke Verwindungen und Risse aus der Dunkelheit. Weiter oben war der Schacht verstopft; ein großes Trümmerstück klemmte in der Röhre. Es konnte jeden Augenblick herabstürzen und die beiden Männer erschlagen.
Baiton deutete auf eine rechteckige Öffnung, etwa drei Meter über dem Kabinendach.
„Dort müssen wir hin", sagte er. „Ich schicke dich telekinetisch hinauf, Kimray. Anschließend schaltest du deine Lampe ein und beobachtest das Trümmerstück da oben. Wenn es sich löst, rufst du mir eine Warnung zu. Dann konzentriere ich mich darauf. Klar?"
„Klar, Opa", antwortete Kimray mit gezwungenem Lächeln.
Der „Aufstieg" verlief ohne Zwischenfall. Doch kaum befanden sich Baiton und Kimray in der relativen Sicherheit eines Ganges, da erschütterte eine neue Explosion den gewachsenen Fels. Oben löste sich das tonnenschwere Trümmerstück und krachte auf das Dach der Liftkabine.
Die beiden Männer liefen den Gang entlang. Nach einiger Zeit entdeckten sie Hinweisschilder, die auf das Vorhandensein einer Nebenschaltstelle hindeuteten. Sie folgten den Richtungspfeilen, in der Hoffnung, zu einem Funkgerät zu gelangen. Mit den Armbandfunkgeräten drangen sie nicht bis zur Oberfläche durch.
Zehn Minuten später erreichten sie den Eingang der Nebenschaltstelle. Das schwere Panzerschott lag einige Meter davor, von unerklärlichen Kräften aus der Halterung in den Gang geschleudert.
Als die Scheinwerferkegel in den Raum dahinter leuchteten, wurde die Ursache erkennbar. Viele Tonnen Felsgestein waren herabgebrochen, hatten Schaltpulte und Besatzung unter sich begraben, und durch die schlagartige Komprimierung der Luft war das Panzerschott nach außen gedrückt worden.
„Hier können wir nicht mehr helfen", sagte Baiton mit rauher Stimme. „Komm, sehen wir zu, daß wir an die Oberfläche kommen!"
Nach einigem Hin und Her fanden sie schließlich eine Gruppe von kaiserlichen Soldaten, die mit einem Transmitter in die subplanetare Anlage gekommen waren, um gemeinsam mit anderen Gruppen für Ordnung zu sorgen.
Der Anführer des Trupps wies den beiden Wyts den Weg zum Transmitter und nannte ihnen den Absicherungskode, den sie brauchten, um den Transmitter umpolen zu können. Er berichtete ihnen auch, daß dreißig Space-Jets der Kaiserlichen Flotte einen Blitzangriff gegen die Nordpolstation geflogen hätten.
Baiton und Kimray machten sich auf den Weg.
Nach einer Viertelstunde fanden sie den Transmitter.
Baiton gab den Kode in die Sicherheitspositronik ein und polte den Transmitter um. Die Energieschenkel leuchteten auf, die beiden Männer traten hindurch in die scheinbar wesenlose wallende Schwärze des Abstrahlungsfeldes.
Im gleichen Augenblick wurden ihre wirbelnden Ladungsmuster im Gegentransmitter in die vertraute Existenzform zurückverwandelt. Die Männer rematerialisierten.
Baiton taumelte aus dem Verstofflichungsfeld. Er mußte sich gegen den Sog einer Feuersbrunst stemmen, die ganz in der Nähe der geborstenen Transmitterkuppel tobte. Ein riesiger Gebäudekomplex verging in den heulenden Gluten eines Brandes, der seine Flammen viele Hunderte von Metern emporschickte.
„Das sieht fast aus wie ein Atombrand!" keuchte Kimray, der auf Händen und Knien gegen den Sog ankämpfte. Das Gesicht des Majors war verzerrt.
„Es ist aber keiner!" schrie Baiton Wyt durch das Tosen der Flammen. Er suchte verzweifelt nach einem Weg aus der Hölle. Sobald sie die Transmitterkuppel verließen, würde der Flammensog sie auf der glatten Ebene draußen mit verstärkter Wucht packen und ins Verderben reißen. Baiton bezweifelte, daß er sowohl sich als auch seinen Verwandten telekinetisch in Sicherheit bringen konnte.
Als er so um sich starrte, gewahrte er einen Lichtreflex über sich am Himmel. Ein kleines Fahrzeug näherte sich der Kuppel.
Baiton schaltete den Armband-Telekom ein und rief: „Sonderoffizier Wyt an Fahrzeug, das sich der Transmitterkuppel nähert. Wir brauchen Hilfe!"
„Sie werden Hilfe bekommen!" antwortete eine bekannte Stimme, die Stimme von Dragomir Esnak.
Baiton spürte im gleichen Moment die unverkennbaren Impulse einer sechsdimensional strahlenden Wesenheit.
Esnak war noch immer übernommen.
Baiton gab sich keinen Illusionen
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