0478 - Der Horror-Kalender
letztendlich zuständig. Deshalb habe ich auch in Ihrer Abteilung angerufen, weil mir der Fall von vornherein suspekt vorkam.« Da er einmal redete, blieb er auch dabei. »Was mich nur wundert, sind die abgerissenen Kalenderblätter. Ich sehe darin keinen Grund - Sie etwa?«
»Noch nicht«, gab Suko zu.
Ratcliff hörte genau auf Zwischentöne. »Moment, Sie sagten noch. Deshalb gehen Sie davon aus, daß der Kalender etwas mit dem Tod dieser Frau zu tun haben könnte?«
»Das wäre unter Umständen möglich.«
»Und wieso?«
»Weshalb hat Sie die Blätter abgerissen? Nur in einer Panik-Reaktion, oder hatte sie einen Grund?«
»Das weiß ich doch nicht.«
Suko wandte sich an mich. »Wir sollten die Probe aufs Exempel machen, John.«
»Das wäre nicht schlecht.«
»Wie meinen Sie das denn?«
»Ganz einfach, Herr Kollege«, sagte Suko. »Mein Freund wird versuchen, Ihnen einen magischen Beweis für seine Theorie zu bieten. Alles verstanden?«
»Fast die Hälfte.«
Ich hatte mittlerweile mein Kreuz hervorgeholt und schritt auf das Bild zu, das den Kopf eines Werwolfs zeigte. Suko hatte es auf die Couch gelegt.
Ich hielt die Silberkette fest und senkte mein Kreuz dem Bild entgegen. Sollte es magisch aufgeladen sein, dann mußte etwas geschehen. Wahrscheinlich würde es zerstört werden. Trat dies ein, hatten wir den endgültigen Beweis.
Suko und der Kollege Ratcliff schauten mir gespannt zu, wie ich das Kreuz immer weiter dem Ziel näherte.
»Der Kopf bewegt sich!« Es war Ratcliff, der die Worte gerufen hatte. »Sehen Sie!«
In der Tat geschah etwas. In die Augen war ein Leuchten getreten, das Maul klaffte auf, und zwischen die Lippen ließ ich das Kreuz fallen. Es sah so aus, als sollte es verschluckt werden. Einen Moment später jedoch brandete uns eine dunkle Wolke entgegen, die vor allen Dingen mich einhüllte.
Ich ging zur Seite, weil ich das pechschwarze Zeug nicht einatmen wollte, und ich hörte auch das Zischen, als wären Wassertropfen auf eine glühende Herdplatte gefallen.
Der schwarze Rauch stieg der Decke entgegen, wo er sich nicht nur verteilte, sondern auch verflüchtigte. Wir konnten uns das Bild anschauen oder das, was von ihm übriggeblieben war.
Reste…
Schwarze, verkohlte Reste, mehr nicht. Ein paar Aschefetzen, die ein Windzug hochtrieb und durch den Raum wehte.
Ratcliff putzte seine Brillengläser. »Das… das verstehe, wer will. Ich jedenfalls nicht.«
»Kann ich mir vorstellen«, gab ich ihm recht. »Es ist auch nicht einfach.«
»Und was steckt dahinter?« fragte er.
»Keine Ahnung. Jedenfalls haben Sie recht daran getan, uns Bescheid zu geben. Der Kalender oder die Blätter sind nicht normal. Ich will es Ihnen so erklären. Sie sind magisch aufgeladen, verstehen Sie?«
»Nein.«
»Ist auch nicht wichtig. Wenigstens nicht für Sie. Wir haben uns damit zu beschäftigen.«
»Da kann ich Ihnen nur gratulieren«, erwiderte er sarkastisch, bevor er den Raum verließ.
Suko deutete auf die restlichen Blätter. »John, willst du es bei Ihnen auch versuchen?«
»Klar.«
Um es vorwegzunehmen. Ich prüfte die abgerissenen Blätter der Reihe nach durch, doch sie waren normal. Nur ein Bild, mit der Werwolffratze, war magisch aufgeladen worden.
»Und was bedeutet das für uns?« fragte Suko.
Ich runzelte die Stirn. »Zumindest eine Heidenarbeit. Ich weiß nicht, in welcher Auflage der Kalender gedruckt worden ist, vielleicht 10 000 oder weniger, jedenfalls können wir davon ausgehen, daß jeder Kalender zumindest ein Bild besitzt, das schwarzmagisch beeinflußt wurde.«
Suko strich über seine linke Wange. »Verdammt noch mal, das schaffen wir nie.«
»Wir müßten es versuchen.«
»Wie willst du das feststellen?«
Da hatte er bei mir einen schwachen Punkt getroffen. Eine Lösung wußte ich auch nicht.
»Wir können doch keine Annoncen herausgeben und darauf hoffen, daß die Kalenderkunden sie lesen. Das ist einfach unrealistisch.«
»Weiß ich, Suko, deshalb nehmen wir auch den anderen Weg.«
Mein Freund hatte mitgedacht. »Wahrscheinlich über den Maler, wenn mich nicht alles täuscht?«
»Genau.«
»Weißt du, wo er zu finden ist?«
Ich schaute auf die Uhr. »Vielleicht noch in der Ausstellung. Wenn nicht, bekommen wir seine Adresse heraus, das schwöre ich dir.«
»Ha!« Suko lachte plötzlich auf. »Jetzt weiß ich, wer bestimmt noch einen dieser Kalender an der Wand hängen hat.«
»Und?«
»Sarah Goldwyn, die Horror-Oma!«
Ich starrte Suko an, schlug mir
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