0478 - Der Horror-Kalender
häßlichen Grinsen. »Er wird nicht mehr kommen. Ich sagte dir doch, ich habe ein wenig mit ihm gespielt. Er ist fertig, einfach nicht mehr in der Lage, uns in den folgenden Tagen gefährlich zu werden.«
»Dann läuft alles wie besprochen?«
Myrthe nickte. »Das hoffe ich doch…«
***
Am nächsten Morgen - es war ein Samstag - sah London fürchterlich grau aus. Dies lag nicht nur am düsteren Himmel, der wie eine Decke aus Blei über der Millionenstadt lag. Der über Nacht gefallene Schnee bedeckte als schmutziger Matsch die Straßen und Gehsteige, wo er nicht zur Seite geräumt worden war.
Der Samstag brachte London nicht so viel Verkehr wie in der Woche, aber Bill Conolly reichte es trotzdem, als er sich mit seinem Porsche vom Süden der Stadt hoch in die City quälte, um den Stadtteil Soho zu erreichen, wo auch das umgebaute Kino lag, in dem das Fantreffen weiterging.
Vor der Fahrt hatte der Reporter noch mit seinem Freund John Sinclair gesprochen und erfahren, was sich in der Nacht ereignet hatte. Bill hatte ihm geraten, im Bett zu bleiben. John hatte zugestimmt. Wenn der Geisterjäger so reagierte, mußte es ihm tatsächlich schlechtgehen.
Deshalb hatte sich Conolly mit Suko verabredet und die Vereinbarung getroffen, sich vor dem Kino zu treffen.
Zweimal geriet Bill in einen Stau. Er hörte auch Nachrichten und erfuhr, daß in Europa der Winter mit Schnee, Glatteis und tiefen Temperaturen wieder zurückgekehrt war.
Keine Spur von Frühling…
In Soho fand sich Bill gut zurecht. Er kurvte durch einige Einbahnstraßen und war schließlich froh, als er die mit Plakaten beklebte Front des ehemaligen Kinos sah.
Einen Parkplatz fand er auf der Rückseite, wo noch immer das große Wohnmobil stand, das ihm schon am gestrigen Tag aufgefallen war. Da schienen Fans übernachtet zu haben.
Als Bill aus dem Wagen stieg und über einen zusammengekehrten Schneehaufen stieg, schlenderte Suko herbei. Er hatte die Hände in den gefütterten Taschen seiner kurzen Jacke vergraben. Vorwurfsvoll schaute er auf die Uhr.
»Sag nichts, mein lieber. Rege dich nur über den Schnee auf, der bei uns höher liegt als hier.«
Suko lächelte. »Das hatte kein Vorwurf sein sollen.«
Bill wechselte das Thema. »Wie geht es John?«
»Er liegt. Ich hörte, daß du mit ihm telefoniert hast.«
»Ja, und er teilte mir mit, daß er auch im Bett liegenbleiben wolle. Kann ich mir bei ihm zwar nicht vorstellen, aber es wäre wirklich am besten.«
»Du hättest ihn in der letzten Nacht sehen sollen. Das war verdammt hart für ihn.«
»Ist es wirklich so schlimm gekommen?« fragte Bill ungläubig.
»Es lag dicht an der Grenze.«
Der Reporter schaute zu Boden. »John hat von einer Harpyie gesprochen. Ich war ja gestern schon hier, aber so eine Gestalt habe ich auf dem Treffen nicht entdecken können.«
»Die war auch recht. Hier laufen nur Verkleidete herum.«
Bill kniff das linke Auge zu. »Bist du dir sicher?«
»Jetzt nicht mehr.«
»Wir müssen also mit einigen weiteren echten Monstren rechnen.«
Suko hob die Schultern. »Sagen wir mal so. Ich will es nicht ausschließen.«
»Okay, einverstanden. Wie sieht es mit deiner Verkleidung aus?«
»Da ist nichts zu machen. Ich hänge mir kein Zeug an den Hals und setze auch- keine Maske auf.«
»Dann sind wir uns ja einig. Wie gehen wir vor?«
Suko wies mit dem Kopf auf das Kino. »Da hockt dieser Maler Javankala. Er ist Dreh- und Angelpunkt. Bei ihm müssen wir einfach die Schwachstelle erwischen.«
»Freiwillig gibt der nichts zu.«
»Das weiß ich auch. Deshalb werden wir uns auch genau umsehen. Vielleicht auch dort, wo die Fans nicht hinkommen. Ich rechne stark damit, daß er die Harpyie irgendwo verborgen hält.«
»Und wenn er sie nicht mitgenommen hat?« fragte Bill.
»Der geht nicht ohne Rückendeckung.«
Der Reporter nickte. »Wie du willst, Suko. Dann wollen wir uns mal in den Trubel stürzen.«
Bill Conolly kannte den Rummel schon vom vergangenen Tag her. Suko war ziemlich überrascht, als er sah, was sich da vor der Kasse drängte, in einer Menschentraube stand oder einfach nur herumhing, um mit Gleichgesinnten zu reden.
Die abenteuerlichsten Gestalten hatten sich eingefunden. Ein großer, blonder, bärtiger Mann trug ein weißes Gewand mit einem roten Kreuz darauf. Er hatte sich sogar ein Schwert umgeschnallt und führte lautstarke Reden über ein Fantasyland, dem er als Regent vorstand. Neben ihm stand eine kleine Frau, die verzückt lächelte.
Sie hatte ihr
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