0478 - Der Horror-Kalender
Gesicht mit Goldpuder bedeckt, so daß es aussah, wie eine Maske. Die Lippen allerdings zeigten einen schwarzen Strich.
»Wer hat sich denn hier alles versammelt?« fragte Suko leise.
Bill hob die Schultern. »Das sind eben Fans. Du solltest das nicht so negativ sehen. Die Freunde hier sind harmlos. Sie haben ihren Spaß am Grusel und an der Fantasy. Hier sind sie unter sich und werden auch nicht ausgelacht. Vor allen Dingen können sie diskutieren und ihre Sammlungen an entsprechender Literatur vervollständigen.«
»Meinetwegen.«
Auch Suko und Bill hatten sich vor der Kasse anstellen müssen. Es ging nur langsam voran. Niemand beschwerte sich. Die Fans waren geduldig. Schließlich lag noch ein langer Tag vor ihnen.
Vor ihnen standen zwei Mädchen. Sie trugen eng anliegende Trikots aus schwarzem Stoff. Darauf waren in einem matten Weiß die Knochen eines Skeletts gemalt. Wenn sich die Mädchen bewegten, so machten die Knochen diese Bewegungen ebenfalls mit.
Endlich waren sie an der Reihe. Die Kassenfrau schaute überrascht hoch, weil sie sich vielleicht wunderte, daß zwei Besucher angekommen waren, die sich nicht verkleidet hatten.
Auf Bill blieb ihr Blick länger haften. »Kenne ich Sie nicht?« fragte sie leise. »Sie waren doch gestern schon hier.«
»Sehr richtig.«
»Da hätten Sie auch eine Zweier- oder Dreierkarte kaufen können. Dann gibt es nämlich Rabatt.«
»Sorry, ich wußte nicht, daß ich noch einmal wiederkommen würde.«
»Mir soll's recht sein.«
Bill und Suko bekamen ihre Karten, die der Reporter zahlte. Sie drückten die Tür auf und betraten den Gang, in dem es im Gegensatz zu draußen, angenehm warm war.
Suko wunderte sich über die aufgebauten Verkaufstische und die Dinge, die darauf zum Verkauf lagen. »Meine Güte«, sagte er, »findet das alles Abnehmer?«
»Bestimmt.«
Beide Freunde waren von verkleideten Gestalten umgeben. An einem Getränkeautomaten drängte sich eine größere Gruppe Maskierter. Um trinken zu können, hatten sie ihre Horrormasken zurückgeschoben.
Feen, Monster, Werwölfe, Vampire - ihnen liefen alle möglichen Gestalten über den Weg. Manche Besucher hatten sich auch einfach nur angemalt. Schwarze, rote, grüne oder auch bleiche Farben glänzten in den Gesichtern.
»Wo finden wir den Maler?« fragte Suko.
»Im großen Verkaufsraum.«
Dort war es noch voller als im Gang. Es hatten sich auch mehr Besucher als am Tag zuvor eingefunden. Die Verkaufstische waren umlagert, und zahlreiche Fans schlenderten auch nur durch die Gänge. Die Luft war schon jetzt ziemlich verbraucht. Da viele rauchten, zog der Qualm in trägen Schwaden durch den Saal und blieb als dünner Vorhang unter der Decke hängen.
Bill deutete in eine Ecke des großen Saales. »Dort hinten hat Javankala seinen Platz.«
»Ich sehe ihn nicht.«
»Vielleicht kommt er noch.«
»Hoffentlich«, sagte Suko. »Wenn nicht, können wir davon ausgehen, daß er Lunte gerochen hat.«
Bill hielt einen jungen Mann an, der sich als Wikinger verkleidet hatte. Helm und Waffen bestanden bei ihm aus Plastik. Sein wallender roter Bart war angeklebt.
»He, du…«
Der Wikinger drehte sich um. »Was heißt hier he du? Ich bin der wilde Erik, verstehst du?«
Bill streckte den Arm aus. »Verstanden, Erik, alles klar. Kannst du uns trotzdem sagen, wo wir Javankala finden können?«
»Vorhin habe ich ihn noch gesehen«, erklärte der Wikinger mit normaler Stimme.
»Gibt er denn Autogramme?«
»Sicher.«
»Danke.«
»Stellt euch schon am besten da hinten an den Tisch. Dann kommt ihr ziemlich früh an die Reihe. Es ist immer besser, bei den ersten zu sein, glaubt mir.«
»Der Tip ist gut.«
Suko fühlte sich unwohl. Bill nahm die Sache gelassener, doch der Inspektor schaute sich des öfteren um und ließ seine Blicke auch durch den gesamten Saal wandern.
»Wen oder was suchst du?« fragte der Reporter.
»Ja, diese Harpyie.«
Bill lachte leise. »Ich glaube kaum, daß du die finden wirst. Ich habe sie gestern auch nicht gesehen. Wenn der Maler sie tatsächlich festgehalten hat, dann hält er sie auch versteckt.«
Die Antwort war kaum verstrichen, als eine gewisse Unruhe aufkam. Die hatte seinen Grund. Der Maler Javankala war eingetroffen. Suko und Bill hatten nicht gesehen, welchen Eingang er genommen hatte, jedenfalls war er da und wurde natürlich von den Fans umlagert, so daß er große Mühe hatte, sich bis zu seinem Platz durchzuschlagen, wo er die Autogramme geben wollte.
»Freunde, laßt
Weitere Kostenlose Bücher