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0479 - Der Blutjäger

0479 - Der Blutjäger

Titel: 0479 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einmal an eine Hauswand lehnen mußte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Begegnete er einem Streifenpolizisten, würde dieser ihn möglicherweise für betrunken halten und zur Ausnüchterung mitnehmen. Aber Gryf wußte sehr genau, daß er alles andere als betrunken war.
    Aber was war mit ihm los.
    Der Vampirkeim konnte es nicht sein. Der machte sich anders bemerkbar; Gryf hatte da seine trüben Erfahrungen. Er war schon einige Male infiziert worden, aber wieder davon freigekommen. Außerdem hatte der Vampir nur so wenig von seinem Blut mitbekommen, daß er einfach nicht genug von seinem Blutsauger-Virus im Gegentausch in Gryf hatte zurücklassen können. Hinzu kam, daß der Druide im Laufe der Jahrtausende gegen das Vampirgift immun zu werden begann; es war nicht so leicht, ihn zu infizieren.
    Was also war es dann, was Gryf so zu schaffen machte?
    Er konnte sich nicht vorstellen, daß Rhiannon ihm »K.-o.-Tropfen« oder ein anderes Mittel in den Wein getan haben sollte. Sie hätte keinen Nutzen davon. Dennoch - der Wein hatte einen ungewohnten Beigeschmack gehabt!
    Plötzlich wurde in Gryf der Verdacht stark, daß ein anderer dafür verantwortlich war! Der, welcher Rhiannons Bild aus der Agentur gestohlen hatte, um es hier in ihrer Wohnung zurückzulassen. Gryf faßte sich an die Stirn - der Gedanke war fast zu fantastisch, um wahr zu sein. Ein Komplott, um ihn, Gryf, auszuschalten, indem er bei Rhiannon in Ungnade fiel? Das konnte dann aber nur die Sache mit dem Foto betreffen. Welchen Grund konnte der Unbekannte dafür haben, auch den Wein zu präparieren? Das paßte nicht zusammen - es sei denn, es war zusätzlich auch noch eine Entführung geplant.
    Gryf, deiner Fantasie gehen die Pferde durch! rief er sich selbst zur Ordnung, nur wurde er diese Verdachtsgedanken nicht mehr los. Es gab nur eine Möglichkeit: er mußte sich Klarheit verschaffen!
    Sofort!
    Er konzentrierte sich auf den zeitlosen Sprung und versuchte damit Rhiannons Wohnung zu erreichen. Dabei war es ihm in diesem Augenblick völlig gleichgültig, daß sie ihn erst vor ein paar Minuten hinausgeworfen hatte und jetzt möglicherweise unter der Dusche stand oder schon zu Bett gegangen war. Es ging hier nicht nur darum, ihren Willen zu achten, sondern auch um Gryf und seine Gesundheit!
    Es wurde ein Fehlsprung!
    Er materialisierte nicht in ihrer Wohnung, obgleich er sich das Ziel sehr deutlich vorgestellt hatte, sondern draußen vor dem Fenster in der Luft! Bis er begriff, daß er sich im freien Fall befand, hatte er bereits fünf Stockwerke wie ein Stein abstürzend zurückgelegt und sah den Gehsteig vor dem Haus rasend schnell auf sich zu kommen.
    Er rettete sich mit einem Notsprung.
    Benommen lehnt er sich dann an die Hauswand. Er fühlte sich so schwach wie selten zuvor. All right, von Gloucester nach London und wieder zurück war es eine nicht unerhebliche Entfernung, und danach hatte er noch ein paar kurze Sprünge durchgeführt. Aber er fühlte sich wesentlich erschöpfter, als er es hätte sein dürfen. Wenn er die heutigen Aktionen mit denen von früher verglich, dann konnte er einfach noch nicht so entkräftet sein. Und es konnte auch nicht an seiner mittlerweile ausgeheilten Verletzung liegen, denn davon hatte er sich längst wieder erholt.
    Das Gift, das ich vermutlich mit dem Wein getrunken habe, wirkt also auch im Para-Bereich! durchfuhr es ihn, und gleich erweiterte er seine Überlegung: Oder nur im Para-Bereich, über den es dann zu Fehlsteuerungen auch der formalen Physis kommt!
    Er mußte diesen verdammten Wein analysieren! Je länger er darüber nachgrübelte, um so sicherer wurde er, daß es an diesem Getränk lag, und damit stieg auch die Gefahr, daß Rhiannon ähnlich beeinflußt wurde wie er. Sie besaß allerdings keine Parafähigkeiten, auf ihr Nervensystem mußte das Gift noch wieder anders wirken.
    Jetzt, da Gryf wußte, daß er im Para-Bereich gestört war, verzichtete er darauf, abermals durch einen zeitlosen Sprung die Wohnung selbst zu erreichen. Er betrat das Gebäude ganz normal durch die nicht abgeschlossene Haustür, ließ sich vom Lift nach oben tragen und stand dann vor der verschlossenen Wohnungstür, mit deren Schloß er schnell fertig wurde. Er öffnete es mit Druidenmagie, um es hinter sich wieder zu verschließen.
    Aufs Anklingeln hatte er vorsichtshalber verzichtet - Rhiannon würde ihn so oder so nicht hereinlassen.
    Die Wohnung war dunkel. Gryf betätigte den Lichtschalter und machte sich bemerkbar.

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