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0479 - Der Blutjäger

0479 - Der Blutjäger

Titel: 0479 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sein Herr ihm erst den etwas ungewöhnlichen Befehl gegeben hatte, nach einem Opfer Ausschau zu halten, um sich dann doch seinem Rivalen zu widmen, der das Haus verließ. Hätte er seine ursprüngliche Anweisung doch nicht zurückgenommen! Vielleicht hatte der Nebenbuhler, den Sir Roland ausschalten wollte, den Braten gerochen und tötete nun den Vampir.
    Aber wie hatten sie beiden dann so blitzartig verschwinden können? Sir Ronald hatte sich nicht einmal verwandelt; er hatte seine menschliche Beute nicht im Flug davongetragen. Was also war wirklich geschehen?
    Brian war ratlos.
    Plötzlich entdeckte er wieder Licht im Treppenhaus des Gebäudes. Ob jemand zu Fuß herabkam oder den Lift benutzte, ließ sich von draußen nicht erkennen, aber im nächsten Moment fiel Brian auf, daß das Licht im 7. Stock verloschen war.
    Und dann trat die Frau auch schon aus der Haustür.
    Rhiannon war gekommen!
    Und sie schlenderte schnurstracks auf den Rolls-Royce zu.
    ***
    Der Earl of Teltow schüttelte sich. Das Blut dieses Mannes hatte ihm überhaupt nicht geschmeckt; es war dermaßen unbekömmlich, daß er es fast wieder ausgespien hätte. Ihm war jetzt klar, daß er es mit einem jener legendären Druiden vom Silbermond zu tun hatte, von denen es noch ein paar im Universum geben sollte, nachdem vor Jahren ihre Heimatwelt mitsamt dem System der Wunderwelten vernichtet worden war. Alles deutete auf Silbermond-Magie hin. Die überraschende Ortsversetzung, die unglaublich schnelle Reaktion des Opfers und der Versuch eines magischen Angriffs auf den Vampir! Außerdem hatte Sir Ronald noch bei keinem »normalen« Menschen Augen gesehen, die in der Dunkelheit plötzlich schockgrün aufleuchteten, als ständen sie in hellem Feuer!
    Um so überraschter war er, daß er selbst mit dem Leben davongekommen war. Um ein Haar hätte jener Druide den Spieß umgedreht und den Jäger zum Opfer gemacht. Aber möglicherweise übte das Vampirblut, das er mit dem Wein oder Likör getrunken hatte, doch einen gewissen reaktionshemmenden Einfluß aus. Immerhin war der Druide plötzlich besinnungslos zusammengebrochen, gerade in jenem Moment, als er seinen Gegenangriff wider den Vampir führen wollte. Sir Ronald schauderte; er wußte, daß er gegen einen Silbermond-Druiden im Vollbesitz seiner Parakräfte keine Chance gehabt hätte.
    Sir Ronald war fluchtartig gewichen. Das wenige Blut, das er getrunken hatte, schmeckte ihm überhaupt nicht, und er hatte gegen Übelkeit anzukämpfen. Das erschwerte ihm die Reorientierung. Nach einer Weile endlich fand er heraus, daß er sich nur zwei Straßen von dem Haus entfernt befand, in welchem Rhiannon wohnte. Der Vampir machte sich auf den Weg zurück.
    Er fragte sich, warum er sich nicht einfach verwandelt hatte und als fledermausähnliches Geschöpf über die Häuser in die Nachtluft hinauf stieg, um sich von dort einen Überblick zu verschaffen. Aber seltsamerweise war ihm diese doch recht naheliegende Idee überhaupt nicht gekommen!
    So, wie der Druide blockiert war, schien auch Sir Ronald blockiert. Möglicherweise übte das Druidenblut einen ähnlichen Einfluß auf ihn aus wie das Vampirblut auf den Druiden.
    Als er sich dem Haus wieder näherte, sah er Brian neben dem Wagen im Gespräch mit einer Frau.
    Er erkannte sie trotz der schlechten Straßenbeleuchtung sofort.
    Rhiannon!
    ***
    Im ersten Moment hielt Rhiannon den Mann neben dem Rolls-Royce für den Besitzer. Aber jemanden, dem solch ein Auto gehörte, hatte sie sich eigentlich ganz anders vorgestellt. Nicht so kleingewachsen, nicht so nachlässig gekleidet, und nicht mit einer so durchaus unterwürfig zu nennenden Haltung und einem etwas ratlos-verzweifelten Blick. Der Mann, von dem sie jetzt zu träumen begonnen hatte und für den sie jenen Gryf aus ihren Gedanken zu verdrängen versuchte, mußte anders aussehen. Sie hatte keine exakte Vorstellung, aber etwas repräsentativer würde er schon aussehen - und mit Sicherheit auch entschieden selbstbewußter.
    Vielleicht wartete dieser Mann nur auf seinen Chef, der sich in einem der Häuser aufhielt.
    Rhiannon lehnte sich einfach neben ihn an den Wagen; der Untersetzte schaute sie pikiert an. Rhiannon rechnete förmlich damit, daß er eine Floskel vorbrachte wie: »Passen Sie doch auf und berühren Sie den Wagen nicht; der Lack ist ganz frisch poliert!«
    Aber keine derartige Bemerkung kam. Der Untersetzte sah sie nur an.
    »Mir sind die Zigaretten ausgegangen, und der nächste Automat ist ziemlich weit

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