0479 - Die Nacht der bösen Angela
wieder soweit«, flüsterte Bloch beinahe feierlich. »Ich spüre, daß ich eingreifen muß .«
»Noch wissen wir nicht, was vorgefallen ist.«
»Rechnest du mit Lebenden?« fragte er nur.
»Solange ich das Gegenteil nicht gesehen habe, schon«, erwiderte ich.
»Nein, John, hier hat das Grauen zugeschlagen. Ich spüre es mit jeder Faser meines Körpers. Wir haben über ein Versteck für die böse Angela gesprochen. Vielleicht finden wir es hier.«
Noch standen wir im Flur. Er war überheizt.
»Trennen wir uns?« fragte der Abbé.
»Warte erst.« Ich hatte die offenstehende Tür zum Flur entdeckt und ging auf sie zu. Diesmal sah ich den Schrank liegen. Er war bei seinem Fall auseinandergeplatzt. Das Oberteil lag auf dem Boden, die Scheiben waren zerstört und das Porzellan ebenfalls. Als Scherbenhaufen lag es in der Küche verteilt.
Von der bösen Angela sahen wir ebensowenig etwas wie von den Bewohnern des Hauses.
Der Abbé schob mich in die Küche hinein. »John, sie war hier, das schwöre ich. Du kannst sagen, was du willst.« Er deutete auf den Boden. »Sieh dir den Fleck an, das ist Blut!«
Wir sahen nicht nur den einzigen Fleck. Das Blut verteilte sich in der Küche.
Die Familie Cingar bestand aus den Eltern und dem Sohn. Und alle drei waren nicht zu sehen. So etwas mußte uns einfach zu denken geben. Und es waren beileibe keine positiven Gedanken, die uns durch den Kopf schossen.
»Wenn Angela sie erwischt hat, müssen wir mit vier Vampiren rechnen und auch damit, daß sie geflohen sind. Sie werden sich möglicherweise in der Nähe versteckt halten. Der Wald ist ja dicht genug.«
»Wir werden das Haus trotzdem durchsuchen«, entschied ich.
»Damit bin ich einverstanden. Trennen wir uns? Jeder ist Manns genug, um auf sich selbst achten zu können.«
»Ja, ich bin dafür.«
Der Abbé wollte sich unten umsehen. Mich führte der Weg in die obere Etage. »Ich nehme mir auch noch den Keller vor«, sagte Bloch zum Abschied.
»Nein, warte, bis ich zurückkomme.«
»Glaubst du, daß sie sich dort verborgen halten?«
»Wenn Angela es geschafft hat, müssen wir mit vier Gegnern rechnen«, sagte ich leise.
»Bon, ich warte dann auf dich.«
Die Treppe nach oben war ziemlich eng und steil. Jede Holzstufe stöhnte auf, wenn sie durch mein Gewicht belastet wurde. Ich schielte höher, sah aber keine Bewegung.
Im schmalen Flur der ersten Etage blieb ich stehen und sah mich zunächst einmal um.
Drei Türen, davon eine sehr schmal und am Ende des Flurs, wo auch die Lampe hing. Ich hatte Licht gemacht, riß die schmale Tür auf und blickte in eine schmale Abstellkammer, in der ich alles mögliche fand, nur keinen Vampir. Dafür eine Luke mit Leiter, die ausklappte, wenn man sie nach unten zog.
Ich ging wieder zurück und nahm mir die erste Tür auf der linken Seite vor.
Dahinter lag das Zimmer des Jungen. Wände waren mit Postern beklebt. Die Motive zeigten die bekannten Rockgruppen, aber auch ein paar leichtbekleidete Mädchen entdeckte ich. Das Bett war nicht gemacht. Jemand hatte aber darin gelegen.
Ich schaute auch in den Schrank.
Wäsche, Kleidung und ein Fernrohr fand ich. Dieses Zimmer war leer. Auch der helle Teppichboden zeigte keine Blutflecken. Gegenüber lag das Schlafzimmer der Eltern. Ein etwas zu kleiner Raum und mit einer Schräge versehen.
Der Schrank war nach Maß eingebaut worden. Die vier Türen waren verschlossen. Zwischen dem Schrank und dem Doppelbett befand sich nicht viel Platz. Ich blieb stehen und schaute auf das Bett, bis ich plötzlich ein schabendes Geräusch hinter meinem Rücken hörte und herumwirbelte.
Der Hieb mit der harten Handkante traf mich noch in der Drehung und schleuderte mich so weit zurück, daß ich auf das Bett prallte. Zwischen Hals und Ohr hatte es mich erwischt. Dort flammte auch der Schmerz hoch.
Aus dem Schrank aber stürzte ein noch junger Mann hervor, der nur mit einer Schlafanzughose bekleidet war. Sein Gesicht war schrecklich verzerrt, und die beiden Vampirzähne leuchteten wie blanke Stifte…
***
Der Vampir hechtete auf mich zu. Ich lag noch auf dem Rücken und drehte mich jetzt zur Seite, wobei ich mir viel Schwung gegeben hatte und über das flache Fußende hinwegrollte, als der Vampir auf das Bett krachte und seine Klauen in die Decke schlugen.
Ich hörte ihn böse knurren, kam rückwärts taumelnd in die Höhe und wurde von der Wand gestoppt.
Auch der Blutsauger richtete sich wieder auf. Von unten her hörte ich Abbé Bloch meinen Namen
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