0479 - Ganjo-Alarm
spezifisches Gewicht einen Auftrieb bewirkte. Der Roboter richtete den Waffenarm auf ihn, aber das erste Geschoß verfehlte das große Ziel. Zum zweiten Schuß kam er nicht mehr, denn Guyl war bereits über ihm, und diesmal gab es keine Gelegenheit mehr, heimtückische Pfeile abzuschießen.
Der Krake zerdrückte den Roboter mit seinen Tentakeln zu einem formlosen Klumpen Metall.
„Jetzt wissen wir, wie heilig diese Kuppel ist", dachte er voller Spott. „Sie haben künstliche Wesen aus Metall, die zum Töten abgerichtet wurden.
Niemand kann mich daran hindern, diese Kuppel zu zerstören - und ich werde sie zerstören."
„Warte damit!" bat Hamart. „Ich bim sicher, du könntest es tun, aber wäre es nicht klüger, etwas zu Lernen? Ich habe durch die - Fenster interessante Dinge gesehen, die ich näher untersuchen möchte."
„Ich bin zu groß, dorthin zu gelangen!"
„Dann warte hier und sorge dafür, daß uns niemand in den Rücken fällt. Dronal und ich versuchen, zu den Fensterräumen vorzudringen. Es gab einige, in die noch kein Wasser eingedrungen war."
„Und wie wollt ihr hineinkommen, ohne daß das Wasser euch folgt?"
„Es soll uns sogar folgen, denn wie sollte Dronal wohl sonst schwimmen können? Und wenn du Lust hast, kannst auch du mitkommen, soweit es eben geht. Vielleicht gibt es Türen, die wir nicht allein öffnen können."
Hamart wartete keine Antwort mehr ab, sondern schwamm in den Korridor zurück, der zur Einstiegschleuse führte. Das war auch die Richtung, die nach außen führte. Dronal folgte sofort, aber Guyl hatte es schwerer. Wenn er seine Tentakel eng an den kugelförmigen Körper legte, den er auch noch erheblich strecken konnte, wurde er zwar verhältnismäßig schmal, blieb aber für die Türen noch immer zu dick. Er löste das Problem auf seine Art, indem er damit begann, die Wände des Korridors mit Schlägen seiner Tentakel zu zertrümmern, was ihm in der Tat auch gelang.
Zentimeterdicke Stahlwände beulten sich aus wie dünnes Blech.
Sie rissen.
Sie gaben den Weg frei.
*
PRX-64 hatte bei seiner Programmierung die Aufgabe erhalten, die wichtigste Schaltung der Unterwasserstation zu warten und bei Bedarf zu reparieren. Seine wichtigste Aufgabe jedoch war es, die Schaltzentrale für den sogenannten Ganjo-Alarm zu vernichten, falls Fremde in die Station eindrangen.
Vor Tausenden von Jahren schien eine solche Möglichkeit undenkbar zu sein, aber die Erfahrung hatte bewiesen, daß sich Entwicklungsstadien auf bewohnbaren Planeten erstaunlich schnell änderten.
Selbst auf einem Planeten wie Cham, wo nicht gerade günstige Lebensbedingungen herrschten.
Das war auch einer der Gründe, warum die Station hier entstanden war.
PRX-64 hätte das alles noch gewußt, wenn eine solche Erinnerung in seiner Programmierung vorgesehen wäre. Das jedoch war nicht der Fall. Er kannte nur seine Aufgabe, mehr nicht.
Wasser war in die Kuppel eingedrungen, aber sämtliche Schaltelemente und Energiestationen waren derart abgesichert und isoliert worden, daß kein Grund zur Besorgnis entstand. Immerhin war es gelungen, einen Teil der Gesamtstation trockenzuhalten.
Für PRX-64 existierte das Problem der Zeit nicht.
Seine unerschöpfliche Energiequelle garantierte ihm ein ewiges Leben, und sicherlich hätte er sich darüber gefreut, wenn er Emotionen gekannt hätte.
Falls es einer Reparatur bedurfte, begab er sich in die positronische Werkstatt der Station, wo auch die regelmäßigen Überholungen und Wartungen des Wachpersonals stattfanden.
PRX-64 war humanoid. Deswegen empfand er es als vorteilhaft, daß seine Abteilung bisher dicht geblieben war. Niemand wußte, wie Wasser in verschiedene Regionen eindringen konnte, auch der positronische Kommandant der Station gab keine entsprechende Information durch. Es war durch Arbeitskommandos versucht worden, die undicht gewordenen Stellen abzudichten aber dabei war noch mehr Schaden entstanden. Man hatte die Einstiegschleuse nicht mehr schließen können.
Immerhin - PRX-64 konnte zufrieden sein. Er wanderte noch trockenen Fußes durch seine Abteilung und konnte die einsatzbereiten Schaltrelais in aller Ruhe überprüfen.
Sie funktionierten noch einwandfrei.
Er hatte gerade seinen Rundgang beendet, als er ein elektronisches Signal erhielt.
Das war ungewöhnlich!
Es konnte nur eine Störung im normalen Ablauf der Automatik bedeuten. Seit jenem Tag, da zum ersten Mal Wasser in die Station eingedrungen war, hatte er keinen Alarm mehr
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