048 - Bestien aus Feuer und Asche
schlechte Wohngegend. Aber hier ist es auch nicht übel. Ich habe viele Stammgäste.«
»Wegen eines dieser Stammgäste bin ich hier«, sagte Vicky Bonney. »Sein Name ist Frank Meax.«
»Der ließ sich in letzter Zeit kaum blicken.«
»Ah… warum denn?«
Der Wirt hob die Schultern. »Das Leben eines Mannes besteht nicht nur aus Freizeit.«
Vicky schob das Glas vor sich hin und her. Sie überlegte sich die nächste Frage. Je vorsichtiger sie den Wirt aushorchte, desto mehr würde er ihr über Frank Meax erzählen.
Doch bevor sie das Wort wieder an den Schwammigen richten konnte, flog die Lokaltür auf, und vier Rocker traten ein. Drei Jungs, ein Mädchen.
Sie waren alle vier gleich gekleidet: schwarze Lederstiefel, schwarze Lederhosen, schwarze Lederjacken. Das schwarze Haar des Mädchens war genauso kurz geschnitten wie das ihrer Freunde.
Im Lokal war es plötzlich sehr still. Die Gäste schienen hier zwar bekannt, aber niemandem willkommen zu sein.
»Die schon wieder«, stöhnte der Wirt. »Als sie das letzte Mal hier waren, brauchte ich hinterher einen neuen Musikautomaten. Sie sind gewalttätig und müssen immer irgend etwas zerstören.«
»Warum haben Sie sich noch nicht an die Polizei gewandt?« fragte Vicky.
»Das wage ich nicht. Denken Sie, ich bin versessen darauf, ›Bongos‹ Zorn auf mich zu ziehen?«
»›Bongo‹?«
»Eigentlich heißt er Gene Sutherland, aber alle nennen ihn ›Bongo‹. Weiß der Teufel, warum. Er ist der Anführer, ein gefährlicher Bursche, unberechenbar. Spielt sich auf, als wäre er der King von London.«
»Wie heißt das Mädchen?«
»Nennt sich ›Vivi‹.«
»Und wie heißt sie wirklich?«
»Priscilla Bancroft.«
»Vivi« fütterte den neuen Musikautomaten mit Münzen. »Damit Stimmung in die traurige Bude kommt«, sagte sie, und dann hämmerte eine Hardrockband los.
Am Tresen wurden sehr schnell vier Plätze frei.
»Nicht gerade besonders herzlich, der Empfang, was meint ihr?«
sagte »Bongo« zu seinen Freunden.
Er hatte Ähnlichkeit mit einem Gorilla, bewegte sich auch so. Seine langen Arme pendelten ständig hin und her, als wären sie in den Gelenken ausgeleiert.
»Man könnte fast meinen, wir wären hier nicht willkommen«, sagte einer der Rocker.
»He, Fettwanst! Ist das wahr? Ist unser Geld nicht genauso gut wie das dieser Spießer?«
»Selbstverständlich ist es das«, beeilte sich der Wirt zu sagen. »Mir ist ein Gast so willkommen wie der andere.«
»Vivi« lachte. »Lügt er nicht großartig?«
Vicky Bonney sah, wie sich dicke Schweißperlen auf der Stirn des Wirts bildeten. Der Mann tat ihr leid; er bangte um die Einrichtung seines Lokals. Vielleicht befürchtete er sogar, von den Rockern verprügelt zu werden.
»Was wollt ihr trinken?« fragte er servil.
»Cola-Rum«, sagte »Bongo«. »Aber geiz nicht mit dem Rum, Fettwanst, sonst machen wir hier Kleinholz.«
»Sie werden zufrieden sein«, versprach der Wirt und stellte vier Gläser auf den Tresen.
Die Rocker schlurften durch das Lokal. »Vivi« steuerte den Hocker neben Vicky Bonney an, doch »Bongo« packte sie und verfrachtete sie nach links neben sich.
Dann grinste er Vicky unverschämt an und sagte: »He, was sehen meine entzündeten Augen?«
»Fang dir jetzt bloß nichts mit dieser blonden Ziege an!« zischte
»Vivi« eifersüchtig.
»Halt’s Maul, ›Vivi‹!« knurrte der Rockerboß, während er Vicky Bonney mit seinen Augen entkleidete. Er wandte sich an seine Freundin: »Sag mal, willst du nicht ein bißchen frische Luft schnappen? Dein Typ ist im Moment nicht gefragt.«
»Ich bleibe!«
»Okay, aber dann spiel keinen weiblichen Othello, klar?«
»Bongo« setzte sich neben Vicky auf den Hocker. »Ich bin ›Bongo‹,« sagte er.
»Das weiß ich bereits«, erwiderte das blonde Mädchen.
»Du hast dich nach meinem Namen erkundigt?« fragte der Rockerboß grinsend. Seine Lippen entblößten unregelmäßige, kräftige Zähne. »Ist ungemein schmeichelhaft für mich. Du gefällst mir, Baby. Bist ein echtes Klasseweib. ›Vivi‹ ist zwar auch nicht übel, aber dir kann sie nicht das Wasser reichen. Was möchtest du trinken?«
»Nichts.«
»Nun komm schon, zier dich nicht, ich möchte dich einladen.«
»Danke, nein«, sagte Vicky Bonney bestimmt.
»Bongo« kniff die Augen zusammen. »Ich mag es nicht, wenn man mir einen Korb gibt, Süße. Stört dich ›Vivi‹? Soll sie Spazierengehen? Okay, kannst du haben. – ›Vivi‹!« sagte der Rockerboß, ohne den Kopf
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