048 - Bestien aus Feuer und Asche
spezialisiert hatte.
Als ich darüber redete, schüttelte sie noch verblüffter den Kopf.
Ich sprach über Mel Chase und Randall Haid, die Meax meines Erachtens mit zwei Laserimpulsen für immer zum Verschwinden gebracht hatte.
»Ihr Mann sagte Blocker, er würde seine Waffe gegen alle seine Feinde einsetzen. Blocker, Chase und Haid leben nicht mehr. Können Sie mir weitere Namen nennen?«
Anne Meax verneinte meine Frage, stand auf und nahm sich einen Drink. Mir brachte sie einen Pernod mit. Erschüttert setzte sie sich wieder.
»Was wird weiter geschehen, Tony?« fragte sie mit belegter Stimme.
Ich erwähnte das Apartment in Mayfair. Anne hatte keine Ahnung davon. »Mein Freund hat dort Posten bezogen«, sagte ich.
»Wenn Ihr Mann auftaucht, schnappt die Falle zu.«
»Er… er könnte aber auch nach Hause kommen.«
»Deshalb bin ich hier«, erklärte ich. »Haben Sie die Möglichkeit, für 48 Stunden bei Freunden unterzukommen?«
»Glauben Sie, daß Sie Frank in dieser Zeit erwischen können?«
»Ich hoffe es«, sagte ich.
Anne trank ihren Scotch. »Und Sie, Tony?«
»Wenn Sie erlauben, bleibe ich hier.«
»Haben Sie keine Angst, daß Frank Sie zu einem Ungeheuer machen könnte?«
»Es gehört zu meinem Beruf, solche Risiken auf mich zu nehmen.«
Anne begab sich ins Obergeschoß, packte einige Sachen in ihre Reisetasche und kehrte zu mir zurück.
»Fertig?« fragte ich.
»Ja.«
»Wo werden Sie unterkommen?«
»Ich rufe Sie morgen an. Bestellen Sie mir jetzt ein Taxi? Ich bin so durcheinander, daß ich nicht selbst fahren kann.«
Fünf Minuten nach meinem Anruf fuhr das Taxi vor. Anne schaute mir ernst in die Augen.
»Es ist eine seltsame Situation, Tony. Ich wünsche Ihnen Glück, damit Sie meinen Mann unschädlich machen.«
»Er ist zu einer Bedrohung für seine Mitmenschen geworden.«
»Nie hätte ich mir das träumen lassen, als ich ihn heiratete.«
»Niemand weiß, wie sich der Partner im Laufe der Zeit entwickelt. Eine Heirat birgt immer ein gewisses Risiko in sich.«
Anne Meax verließ das Haus. Ich sah zu, wie sie einstieg, und als das Taxi abfuhr, schloß ich die Tür. Nun befand ich mich allein in dem Haus, in dem sich erst kürzlich mein Erzfeind Atax aufgehalten hatte.
Ich wollte, ich wäre an Stelle von Sean Blocker dabei gewesen, dachte ich grimmig, und meine Hand tastete nach dem Dämonendiskus, der an meiner Halskette hing.
***
Charlie Yates war ein großer, blonder, gutaussehender Bursche, immer gut gelaunt, zu allen Kunden freundlich. Ihm gehörte zusammen mit seiner Schwester in Westminster eine Imbißstube.
Er lachte und scherzte mit einem Fernfahrer, als Anne Meax eintrat. Ein Blick in ihr Gesicht verriet ihm, daß es eine Katastrophe gegeben hatte.
»Entschuldigen Sie mich«, sagte er zum Fernfahrer, band die Schürze ab und eilte zu Anne.
»Was ist passiert?« wollte er wissen.
»Bisher hatten wir nur unseren Spaß zusammen, Charlie«, sagte Anne kleinlaut. »Wir hatten keinerlei Verpflichtungen… Aber nun brauche ich deine Hilfe.«
Yates wies auf die Reisetasche. »Hat dein Mann dich auf die Straße gesetzt?«
»Schlimmer«, seufzte Anne Meax. »Viel schlimmer. Darauf kommst du nie. Kann ich auf dich zählen?«
Yates nahm ihr die Reisetasche ab. »Du weißt, daß du mit allen Problemen zu mir kommen kannst. Das sagte ich dir bereits mehrmals. Was hat dein Mann getan?«
Sie schüttelte unglücklich den Kopf. »Das läßt sich nicht so einfach erklären, Charlie. Dafür bedarf es vieler Worte, und selbst dann bin ich nicht sicher, daß du mir glauben wirst.«
Yates lachte knapp. »Das hört sich ja reichlich mysteriös an.«
»Es ist so entsetzlich, daß ich selbst immer noch nicht ganz begreife.«
»Paß auf, ich sage meiner Schwester, daß ich dringend weg muß, dann fahren wir zu mir und reden in Ruhe über alles, okay?«
Sie streichelte mit zitternder Hand über seine Wange und sagte mit Tränen in den Augen: »Ich wußte, daß du mehr als nur ein Freund bist, Charlie.«
Er stellte die Reisetasche auf einen Stuhl, bat Anne, einen Augenblick zu warten, begab sich in die Küche, und als er wiederkam, war alles erledigt; sie konnten gehen.
Während der Fahrt sprach Anne kein Wort, sie knetete nur fortwährend ihre Finger, ein Zeichen dafür, daß sie sehr nervös war. In ihrem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander.
Bisher hatte sie das Leben immer von der heiteren Seite genommen, doch sie glaubte kaum, daß ihr das noch einmal gelingen würde.
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