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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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verloren!« Wieder zuckte Cravel die Achseln.
    »Es ist eine bedauernswerte Tatsache. Ich dachte, Sie wüßten es, denn meine Schwester ist gewöhnlich nicht so zurückhaltend.«
    »Wußte sie es?« fragte der Wetter leise. Cravel nickte.
    »Wo ist Nora Sanders?«
    Zu Longs Erstaunen zeigte Cravel auf die Verbindungstür, die zum zweiten Zimmer führte, in dem Monkford den Tod gefunden hatte.
    »Wir haben sie hierhergebracht. Der Professor ist bei ihr. Ich bewundere Ihren Mut, Inspektor! Ausgerechnet hierherzukommen - mit dem Instinkt des Liebhabers sozusagen!«
    »Los!« befahl der Wetter. Sein Revolver war auf Cravel gerichtet, während seine freie Hand auf die Tür zeigte. »Wir wollen sehen, wie weit Sie den Scherz treiben, aber ich fürchte, der Scherz wird Ihnen bald vergehen, mein Bester!« Cravel ging langsam zur Tür, die ins zweite Zimmer führte. Er drückte die Klinke und öffnete die Tür weit. »Gehen Sie voraus!« rief Long und folgte ihm.
    Die Vorhänge im Wohnschlafzimmer waren halb zugezogen. Das fahle Licht, das durch den Spalt eindrang, hatte etwas Unheimliches.
    Long blieb wie gelähmt stehen. Vor ihm, gerade der Tür gegenüber, befand sich das Bett - und darauf lag Nora Sanders mit geschlossenen Augen, das Gesicht weiß wie Kreide, die Lippen blutlos.
    Er konnte sie nur mit offenem Mund anstarren, denn sein Gehirn schien die Tätigkeit eingestellt zu haben. Also war es doch wahr! Sie war tot. Aus welchem anderen Grund hatte man ihn zu ihr geführt?
    Im Dämmerlicht sah er am Bettende etwas sich bewegen - eine seltsame, unbekannte Gestalt. Es war ein alter Mann, dem lange weiße Haare unordentlich ins Gesicht fielen. In seinen Brillengläsern spiegelte sich der schwache Schein, der durch den Vorhangspalt einfiel. Haßerfüllt grinsend hob er das Gesicht.
    »Niemand bewegt sich!« schrie der Wetter. »Bleiben Sie dort stehen, Cravel, und wenn einer von euch den Revolver zieht, schieße ich sofort! Ihr Schweine!«
    Sekundenschnell streifte sein Blick das Bett, die ruhig daliegende Gestalt. Tot! Er tat einen Schritt vorwärts, der zweite Schritt brachte ihn in die Mitte des Teppichs vor dem Bett. Er spürte, wie der Teppich nachgab, und versuchte sich zurückzuwerfen. Aber es war zu spät. Er verlor das Gleichgewicht, griff wild um sich, um den Rand der Öffnung, die der Teppich verdeckt hatte, mit den Armen zu erreichen, aber er griff daneben und fiel. Sein Kopf stieß gegen den Balken eines Gerüsts.

32
    Wenige Minuten später stieg Cravel die Treppe hinunter, trat vors Portal, wo Rouch wartete, und betrachtete traurig den strömenden Regen.
    »Inspektor Long wird zum Frühstück hierbleiben«, äußerte er nebenbei.
    »So?« meinte der Wachtmeister unfreundlich. »Will er, daß ich hinaufkomme?«
    »Noch nicht. Er hat einige Dokumente verlangt, die er jetzt durchsieht, und in denen er, wie ich annehme, den Nachweis meiner Verbrecherlaufbahn zu finden erwartet.«
    »So, so!« wiederholte Rouch kühl.
    Cravel zog sich zurück und verschwand in seinem Büro. Bald darauf hörte ihn Rouch wieder herauskommen und die Tür verschließen. Er nahm sich nicht die Mühe, sich umzuschauen, und das war sein Verderben.
    Der Schlag, den Cravel ihm versetzte, hätte jeden anderen getötet, aber der Wachtmeister trug einen steifen Hut. Unter der Wucht des Schlages sank er in die Knie. Der Knüttel sauste nochmals auf seinen Kopf nieder. Cravel bückte sich, faßte den schweren Mann unter den Armen, zog ihn zum Wagen des Wetters, warf ihn hinein und deckte ihn mit einem Tuch zu. Dann holte er ein an der Hauswand stehendes ' kleines Motorrad und band es auf dem Trittbrett fest. Nachdem er dies alles bewerkstelligt hatte, stieg er auf den Führersitz und fuhr rasch dem Parktor zu.
    Eine Viertelstunde später passierte er Egham. Er bog nach den Runnymedewiesen ab und folgte der Landstraße nach Windsor, die am Fluß entlangführt.
    Bei einer steilen Uferstelle hielt er an und band das Motorrad wieder ab. Er manövrierte den Wagen bis dicht an den Rand der Straßenböschung, stieg aus und schob das Auto weiter, bis es, sich überschlagend, senkrecht in den Fluß hinabstürzte.
    Er schaute auf seine Uhr - es war jetzt halb sechs -, schwang sich auf das Motorrad und fuhr nach Heartsease zurück.
    Als er Monkfords Todeszimmer wieder betrat, waren das Mädchen und der alte Mann verschwunden. Am Boden lag der Revolver, den der Inspektor hatte fallen lassen. Er steckte die Waffe in die Tasche, rollte den Teppich zusammen

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