0481 - Das As der Killer-Gang
gewälzt, fuchtelte mit den Händen in der Luft herum und schien sich gegen irgendwas zu wehren.
Er schlug die Augen auf, als Phil neben ihn trat und sich auf den Boden kniete.
»Hallo, Direktor«, sagte Phil möglichst leise, um ihn nicht zu erschrecken, »können Sie mich verstehen?«
Der andere gab nur einen Knurrlaut von sich. Seine Zunge fuhr über die ausgetrockneten, rissigen Lippen.
»Trinken«, stöhnte er.
Phil holte den Behälter mit dem Eiswasser, tauchte ein Papiertaschentuch in den Kübel und benetzte Tompkins Lippen.
»Verdammt«, murrte Tompkins. »Ich will Whisky.« Er versuchte sich aufzurichten. Im gleichen Augenblick verzog sich aber sein Gesicht, als habe er auf einen sieben Zoll langen Stahlnagel gebissen. Seine Linke tastete nach dem Hinterkopf.
»Bleiben Sie hübsch liegen, bis der Doc ist da«, sagte Phil, »so lange haben wir Zeit. Versuchen Sie sich in der Zwischenzeit zu erinnern, was passiert ist.«
»Wer sind Sie?« knurrte Tompkins unfreundlich.
»Decker, FBI.«
»Ich muß in meine Bank, zur Eröffnung«, stöhnte der Direktor und versuchte sich ein zweites Mal aufzurichten. Diesmal gelang es ihm, sich hinzusetzen.
»Können Sie uns die Leute beschreiben, die Ihnen heute morgen einen Besuch abgestattet haben?«
»Wie spät ist es?«
»Gleich drei Uhr nachmittags.«
»Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß ich schleunigst zur Eröffnung meiner Bank muß«, beharrte er eigensinnig, »bestellen Sie mir ein Taxi. So schnell läßt sich der alte Jeff mit Ausreden nicht abspeisen.«
»Natürlich dürfen Sie zur Bank fahren. Aber erst muß der Doc hier gewesen sein.«
Jetzt erst schien Tompkins zu begreifen, daß er sich in seinem Weinkeller befand.
»Bin ich betrunken gewesen?« murmelte er mit einem Blick auf das Flaschenregal, »oder warum bin ich hier im Keller?«
»Jemand muß Ihnen heute morgen übel mitgespielt haben«, antwortete Phil.
Tompkins stützte sich mit beiden Händen nach hinten und starrte meinen Freund mißtrauisch an.
»Was soll das heißen?« fragte der Direktor ungeduldig, »sagen Sie mir schon, was passiert ist. Irgend jemand scheint hier mit mir Verstecken zu spielen. Wo ist meine Frau?«
Phil hörte ein dünnes Klingeln. Das mußte der Doc sein. Die Sekretärin trippelte zur Haustür und öffnete sie.
»Da stimmt doch was nicht«, brüllte Tompkins plötzlich los, »ihr wollt mich daran hindern, bei der Eröffnung der Bank dabei zu sein. Aber ich lasse mich nicht hindern. Ich nicht!«
Er wälzte sich auf die Knie und versuchte aufzustehen. Dabei verlor er aber das Gleichgewicht und wäre hingestürzt, wenn Phil nicht zugepackt hätte.
Aus Tompkins Atem schlug Phil starker Ätherdunst entgegen.
»Ich habe einen verdammten Durst«, keuchte der Direktor, »warum holen Sie mir keinen Whisky? Verflucht, ich will meine Frau sehen.«
Er krallte sich wie ein Ertrinkender an Phils Arm. In dem Augenblick kamen Schritte die Treppe herunter.
Es war ein Mann im grauen Straßenanzug. Er trug einen Arztkoffer in der Hand und stellte sich als Dr. Morbin vor.
Phil berichtete dem Doc im Telegrammstil, was passiert war. Tompkins stand dabei, ohne ein Wort zu verstehen. Er schwankte wie auf einer Schaukel.
»Eine Beruhigungsspritze kann ich nicht geben', wenn Sie vermuten, daß Mr. Tompkins Äther inhaliert hat«, sagte der Doc, »aber der Patient scheint eine ausgezeichnete Kondition zu besitzen. Er wird schnell zu sich kommen, wenn der erste Rausch verflogen ist. Bringen wir ihn nach oben.«
Sie stemmten ihre Arme unter Tompkins Achseln und transportierten ihn die Treppe hinauf.
Als ihnen die wärmere Luft des Salons entgegenschlug, knickte Tompkins in den Knien ein, ließ den Kopf vornüberfallen und verlor das Bewußtsein.
»Zur Couch — und die Fenster auf«, sagte der Arzt, »diese Reaktion war vorauszusehen, denn die Temperatur ist hier oben einige Grad höher als im Keller. Nun werden die Ätherreste lebendig.«
Sie schleppten Mr. Tompkins zu einer mit Leder bezogenen Couch und legten ihn auf die Seite. Der Arzt untersuchte die Wunde am Hinterkopf.
»Sieht nach einem Schlag mit einem harten, schmalen Gegenstand aus«, sagte der Doc, »vielleicht Eisenstab.«
»Oder Lauf einer Pistole«, ergänzte Phil.
Ohne sich zu rühren, hatte Mrs. Tompkins die Szene beobachtet. Ihre Hände, die auf der Sessellehne lagen, zitterten. Auf ihrer Stirn glänzte Angstschweiß.
Der Doc ging zu ihr hin und legte seine Hand auf ihre Schulter.
»Sie brauchen keine
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