0482 - Die mörderischen City-Gnome
im Gesicht. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
»Ist es aber.«
»Und weshalb wollen Sie mich wegschicken?«
»Weil ich Sie nicht in Gefahr bringen will und das Gefühl habe, daß es bald zu einer Auseinandersetzung kommen wird.«
»Der Camaro, nicht?«
»Ja.«
»Sie scheinen mir doch nicht so harmlos zu sein, Mister.«
»Wie man's nimmt.« Ich gab sehr knappe Antworten, da meine Unruhe von Sekunde zu Sekunde wuchs. Der Camaro oder dessen Verschwinden bereitete mir große Sorgen. Irgend etwas stimmte nicht mit dem Wagen. Beim Fahrer verhielt es sich ebenso. Ich stellte mir die Frage, ob es sich überhaupt um einen normalen Menschen handelte, der ein wenig zu klein geraten war.
»Als hätte er sich in Luft aufgelöst«, sagte Rush und schüttelte den Kopf. »Das will in meinen Schädel einfach nicht hinein.«
Ich enthielt mich einer Antwort. So locker er die erste Bemerkung auch in den Raum gestellt hatte, von der Hand weisen, wollte ich sie nicht. Ja, auch mir kam es vor, als hätte sich der Camaro aufgelöst. Und ich wußte, daß so etwas möglich war. Das hatten mir meine schwarzmagischen Gegner nicht erst einmal bewiesen.
Rush fuhr wieder auf die Mittelspur und überholte einen Kombi. Ich hielt derweil Ausschau nach einem Parkplatz und entdeckte auch einen.
»Fahren Sie ihn an, Andy.«
»Der Wagen ist nicht mehr da!«
»Fahren Sie ihn trotzdem an.«
»Okay, Sir, Sie sind der Chef. Von hier aus können Sie aber weit laufen.«
»Es gibt auch Telefone.«
»Das stimmt.«
Der Driver stellte sich nicht mehr gegen meinen Vorschlag und wechselte auf die linke Seite. Bis zur Parkbucht lag sie frei vor uns. Es konnte eigentlich nichts schiefgehen.
Und doch ging es schief!
Das kalte Grauen packte uns, als wir abbogen.
Vor dem Austin flimmerte es grün, da tauchte auch schon der Camaro auf.
Rush schrie noch auf, als der Schlitten blitzschnell näher kam.
»Bremsen!« brüllte ich.
In meinen Schrei hinein klang das Quietschen der Reifen auf der Betondecke, dann jagten wir auf den Camaro zu, und ich wartete auf das harte Krachen, das Platzen der Scheiben und den unheimlichen Ruck, der mich nach vorn katapultierte, aber nichts dergleichen passierte.
Wir schwebten hinein in eine Stille und in eine andere Welt…
***
Sosehr Suko sich auch bemühte, er kam einfach nicht weg. Der gläserne Boden hielt ihn fest wie eine Klammer. Bis über die Knöchel steckte er darin, und seine Gedanken schlugen Purzelbäume, als er über dieses Phänomen nachdachte.
Grüner Boden, das mußte Aibon sein. Für ihn gab es keine andere Möglichkeit.
Den Kopf konnte er drehen und schaut über die Schulter zurück. Die beiden gefährlich aussehenden Gnome hatten das Grundstück bereits verlassen. Sie kletterten geschickt über den Zaun, bewegten sich auf den in der Nähe parkenden Camaro zu, stiegen ein und fuhren ab. Dies geschah mit einer Selbstverständlichkeit, die Suko erschreckte.
War das Unnormale bereits normal geworden?
In diesem Fall ja, und auch er konnte nichts tun. Er glaubte auf einem Sockel zu stehen, der so schwer war, daß er mit menschlicher Kraft nicht angehoben werden konnte.
Die beiden zurückgebliebenen Gnome waren ebenfalls aufgestanden. Ihre Kumpane interessierten sie nicht mehr. Sie drehten ihre übergroß wirkenden Köpfe und starrten Suko böse an.
Der Inspektor erwiderte den Blick und konzentrierte sich auf die beiden. Trotz der prekären Lage fand er noch die Nerven, sich Gedanken zu machen.
Besonders der erste Zwerg, der etwas vor seinem Artgenossen stand, erweckte Sukos Interesse. Sein Gesicht war besonders lang geworden, zugleich wirkte es aber gedrungen, und Suko glaubte, in ihm Spuren zu entdecken, die er kannte.
Hinweise auf eine Person, die dieser Gnom früher einmal gewesen war. Es fiel Suko wie Schuppen von den Augen. Ricky Modena. Das mußte einfach dieser Rockerchef sein, der jetzt als Zwerg vor ihm stand und ihn so haßerfüllt fixierte.
Durch die Nase holte Suko Luft. Die Lippen des Zwergs bewegten sich. Er sagte etwas, von dem Suko nichts verstand, doch die Welt, die ihn gefangen hielt, reagierte.
Sie wollten den Chinesen zu sich holen.
Mit John Sinclair war einmal etwas Ähnliches passiert. Damals, in Aibon, hatte ihn auch der magische Sumpf der Druiden geschluckt, aber John war freigekommen. Ob er es schaffte, war fraglich.
Suko zeichnete sich unter anderem dadurch aus, daß er in prekären Situationen die Nerven behielt.
Das war hier auch der Fall. Er holte seine
Weitere Kostenlose Bücher