0483 - Der Yeti ist da!
fort. Schwere Möbel, viel Holz, auch als Balken unter den Decken, zwei Kamine in der Halle, wo Feuer Wärme spendete, Rundbögen als offene Durchgänge, die zu den einzelnen Bars, Restaurants, Aufenthaltsräumen oder Fitneß-Zentren führten.
Offiziell war der Laden ausgebucht gewesen. Wir hatten trotzdem unsere Zimmer bekommen und wurden auch sehr höflich behandelt, als wir unsere Namen sagten.
»Ihre Räume liegen im ersten Stock! Willkommen bei uns im Moutain Star.« Der Mann lächelte und winkte gleichzeitig einem Boy, der sich um unser Gepäck kümmerte.
Den Lift brauchten wir nicht zu nehmen. Über die breite Treppe gingen wir hoch, erreichten einen großzügigen Vorflur, in dem ein prächtiger Blumenschmuck auffiel, und schritten dem Boy hinterher, der uns in den Flur führte, wo die Zimmer lagen.
Die Türen waren hell gestrichen, bestanden aus schwerem Eichenholz, und ich wunderte mich über die Großzügigkeit der Zimmer. Das waren schon kleine Wohnungen. Durch Zwischen- und Schiebewände so aufgeteilt, daß man sich geborgen fühlte.
Unsere Zimmer lagen sich gegenüber. Vor der Tür blieb Dr. Mertens stehen und warf einen Blick auf die Uhr. »Ich hatte Mr. Haley einen Termin für vierzehn Uhr gegeben«, sagte er. »Reicht Ihnen das, John?«
»Ja.«
»Okay, bis nachher.« Mertens verließ den Raum, während ich hinter ihm die Tür schloß.
Gemächlich schlenderte ich auf den Balkon zu, öffnete die Tür und ließ frische Winterluft in den Raum strömen.
Der Ausblick war prächtig. Einen Teil der Ortschaft Culver konnte ich übersehen. Den meisten Raum jedoch nahm das phantastische Bergpanorama ein. Die hohen Felsen, die vereisten Gipfel, dann die klare Luft und die Bläue des Himmels.
Im Gegensatz dazu standen die dunklen Wälder, wo der Schnee noch unberührt war.
Links von mir sah ich eine Bewegung. Ich schaute hin und erkannte die Frau im Liegestuhl. Sie lag auf dem Balkon, trug nur einen Bikini und ließ sich von der Sonne bescheinen. Die Hälfte ihres Gesichts wurde fast von den Gläsern der gewaltigen Sonnenbrille eingenommen. Wurde es ihr zu kalt, konnte sie sich in den Pelzmantel einwickeln, auf dem sie lag.
Ich zog mich wieder zurück und dachte daran, daß eine Bestie wie der Yeti hier genügend Opfer finden konnte.
Das machte mir Angst…
***
Auch Dr. Karl Mertens stellte seinen Koffer ab, trat ans Fenster und schaute kurz nach draußen. Er interessierte sich nicht für die herrliche Umgebung, denn er gehörte zu den Menschen, die praktisch dachten, die Natur einfach hinnahmen, sich aber kaum darüber freuen konnten. Mertens war ein nüchtern denkender Stratege. Wenn er reagierte, geschah dies emotionslos und diente allein der Sache. So war er auf der Karriereleiter hochgerutscht und gehörte nun zu den Leuten in Washington, die etwas zu sagen hatten.
Nur wenige Menschen waren über seinen eigentlichen Aufgabenkreis eingeweiht. Aber man wußte, daß man sich ihn nicht zum Feind machen durfte. Wer das tat, hatte kein angenehmes Leben.
Mertens hatte seinen Koffer auf ein hüfthohes Regal gelegt und öffnete ihn. Er hängte die Kleidungsstücke in den Wandschrank und holte aus einem Seitenfach seine Waffe hervor.
Es war ein Smith & Wesson Revolver Kaliber .357 Magnum. Ein altes Modell, aber hundertprozentig in Schuß. Mertens konnte sich darauf verlassen, und mit diesem Kaliber holte er einen Elefanten von den Beinen.
Dr. Mertens überprüfte die Waffe. Die Trommel faßte sechs Patronen. Wenn der Yeti die im Körper stecken hatte, blutete er aus. In den Augen des Mannes leuchtete es kalt. Er würde nicht eher von hier verschwinden, bis er die Bestie gestellt hatte.
Ein sehr weiches Lederfutteral diente als Halfter. Er band es sich um und dachte dabei über John Sinclair nach. Der blonde Engländer hatte auf ihn einen guten Eindruck gemacht. Er war ein Mann, der wußte, was er wollte, und der trotz seines außergewöhnlichen Jobs den Blick für die Realität nicht verloren hatte.
Auf Sinclair konnte man sich verlassen. Zu zweit mußten sie den Yeti stellen können.
Das Telefon stand neben dem Bett. Mertens schrak zusammen, als es plötzlich anschlug. In seine Augen trat ein harter Ausdruck. Der Verstand analysierte bereits die Lage. Wer konnte ihn anrufen?
Wer wußte, daß er sich im Mountain King aufhielt?
Vielleicht wollte Sinclair etwas von ihm. Mertens hob ab und meldete sich mit einem knappen »Ja bitte?«
Der andere Teilnehmer gab keine Antwort. Dennoch blieb es in der
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