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0484 - Stygias Todespendel

0484 - Stygias Todespendel

Titel: 0484 - Stygias Todespendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nachzudenken. Jetzt war er schon mal wach, und es lohnte sicher nicht, noch einmal für zwei oder drei Stunden zu schlafen. Die allgemeine Hektik würde ohnehin bald wieder einsetzen. »Scarth, wir sind hier zwar in Florida, aber haben Sie vielleicht einen texanischen Kaffee für mich?«
    »Texanisch, Sir?« Der Butler hob die Brauen.
    Zamorra erklärte: »Das ist einer, der so stark ist, daß das Hufeisen oben schwimmt, wenn man’s draufwirft.«
    Das war es, was er jetzt brauchte -einen Wachmacher, der ihn endgültig in die Senkrechte brachte und die Denktätigkeit anregte. Er sah zur Zimmertür. »Ich werde ihn hier vor der Tür trinken, dann bin ich immer nahe genug dran, falls wieder ein Überfall aus dem Nichts erfolgen sollte.«
    ***
    Auf jeden normalen Menschen hätte dieser Ort eine bedrückende Wirkung gehabt, nicht aber auf die beiden Wesen, die sich als Lieutenant Kahar und Major Typ vorgestellt hatten. In früher Morgenstunde knallten ihre Stiefel störend laut durch die Korridore. Dann standen sie in einem todeskalten Raum. Eine Schublade wurde aufgezogen, präsentierte ihnen den von einem Tuch abgedeckten Leichnam eines Offiziers der Nationalgarde. Lieutenant Kahar griff nach dem Kärtchen. »Captain Clearance«, sagte er. »So hat er sich also genannt, Ma’am.«
    Major Typ strich sich durch das lange, dunkle Haar. Sie zog das Tuch zurück, unter dem der Tote lag, welcher keinen sonderlich erbaulichen Anblick bot. Aber sie zuckte nicht einmal zusammen. Der medizinische Assistent, der die beiden Offiziere hierher begleitet hatte, um ihnen den Leichnam zu zeigen, schob es darauf, daß Offiziere, ob sie nun zur Army oder zur Nationalgarde gehörten, oft genug mit dem Tod in seinen abstoßendsten Erscheinungsformen konfrontiert wurden, um abgebrüht genug zu sein - auch als Frau.
    Major Typ berührte das unversehrt gebliebene Gesicht des Toten, das aber zu einer gräßlichen Fratze des Schmerzes und der Todesangst verzerrt war. Dennoch war es zu erkennen. »Das also war Ted Ewigk«, sagte sie. Bis zu diesem Moment war ihr vorhin frisch erwachter Zweifel geblieben.
    »Ich sagte Ihnen doch, Ma’am, daß er es ist. Warum sollten sie mir nicht glauben, Major?« fragte Lieutenant Kahar eine Spur zu vorwurfsvoll. Major Typ warf ihm daraufhin einen strafend-vernichtenden Blick zu, der Kahar etwas in sich zusammenkriechen ließ.
    »Wieso Ewigk?« fragte der Assistent verblüfft, dem sie nicht den Namen des Toten genannt, sondern eine von Stygia angefertigte Porträtzeichnung vorgelegt hatten; natürlich hatte er den Kandidaten sofort erkannt. Er wies auf das Namensschild am Fuß. »Das ist - sorry, das war Captain Christopher Clearance. Wie kommen Sie auf den Namen Ewigk, Major?«
    Die Dunkelhaarige verzog das Gesicht. »Unter diesem Namen hat er sich eingeschlichen. Er ist ein Reporter.«
    »Dann muß er aber ziemlich gut an seiner Legende gearbeitet haben -seine Angehörigen wurden benachrichtigt und waren auch hier«, teilte der Assistent etwas spöttisch mit. »Wir haben seine Frau den Toten gezeigt, und sie hat ihn trotz des schrecklichen Gesichtsausdrucks identifiziert.«
    »Seine Frau? Angehörige?« stieß Stygia hervor. »Das ist unmöglich! So gut kann er sich nicht getarnt haben! Und selbst wenn - spätestens nach seinem Tod hätte es für niemanden einen Grund gegeben, die Tarnung in dieser Form weiter aufrecht zu erhalten! Da stimmt was nicht!«
    Sie sah Kahar an. Der hob abwehrend die Hände und war geistesgegenwärtig genug, die Tarnung als Offiziere der Nationalgarde nicht auffliegen zu lassen. »Major, es muß Ted Ewigk sein! Die körperliche Übereinstimmung ist perfekt! Ich habe mich nicht geirrt! Ich bin höchstens getäuscht worden! Kann es sein, Ma’am, daß es sich um einen Doppelgänger handelt? So etwas soll es…«, er stockte, weil er den Satz umkonstruieren mußte, um nicht »bei den Menschen« zu sagen und damit unter Umständen Mißtrauen zu schüren, »doch geben! Major, wenn es sich tatsächlich um einen Doppelgänger handelt, ist das doch nicht meine Schuld!«
    Captain Typ/Stygia nickte langsam. »Vielleicht haben Sie recht, Kahar«, sagte sie gedehnt. »Dann sind wir einer falschen Fährte gefolgt.«
    »Was soll das alles bedeuten?« fragte der Assistent. »Dieser Mann wurde uns gebracht, damit wir seine Todesursache gerichtsmedizinisch feststellen und protokollieren sollten; es hieß, er sei auf rätselhafte Weise ermordet worden. Sie erzählen jetzt etwas von einem

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