0484 - Stygias Todespendel
denkt, zwischendurch mal an den Apparat zu gehen. Weshalb Scarth abgehoben hat, kann höchstens dein nervtötendes Klingeln begründen. Was zum Teufel ist denn los, daß du nicht noch ein paar Stunden warten konntest?«
»Sorgen habt ihr euch gemacht«, griff Ted etwas zurück. »Das ist ja eigenartig. Gibt’s da einen bestimmten Grund für?«
»Hier ist dein perfektester Doppelgänger ermordet worden, den du dir nur vorstellen kannst. Sogar die Stimme soll identisch gewesen sein. Etwas Rätselhaftes hat ihn umgebracht…«
»… und mich fast auch, Zamorra!« unterbrach ihn der Reporter. »Keine Floskeln mehr, das Gespräch geht über Satellit und ist teuer. Hör zu!« Er schilderte dem Parapsychologen, was er erlebt hatte - wie knapp er danach dem Tod von der Schippe gesprungen war, ließ er aus, weil es nichts mehr zur Sache tat. »Und bei euch in Florida ist mein Doppelgänger draufgegangen? Himmel, ich wußte gar nicht, daß ich einen hatte! Wie ist das passiert, und wer war der Mann?«
Jetzt erzählte Zamorra im Telegrammstil. »Der zweite Angriff galt Tendyke. Nicole konnte ihn mit dem Dhyarra-Kristall retten.«
»Dann könnte der auch mich gerettet haben«, überlegte Ted. »Der Machtkristall ist auf mich verschlüsselt. Das könnte bedeuten, daß er mich in diesem Fall von sich aus geschützt hat, während Nicole sich auf den Kristall konzentrieren mußte, um Tendyke zu retten.«
»Spekulierst du da nicht etwas zu großzügig?« fragte Zamorra. »Immerhin mußt du auch deinem Kristall erst einmal per konzentriertem, bildhaften Gedankenbefehl klar machen, was er für dich tun soll.«
»Sicher, Zamorra. Aber mein Kristall besitzt ein wesentlich stärkeres Potential als eurer. Vielleicht ist der Angriff allein an seiner Präsenz abgeglitten. Immerhin war ich ja schon scheintot, es ist also ein Teil der mörderischen Kraft bei mir wirksam geworden. Aber weil der größte Teil abgewehrt wurde und doch sein Ziel finden mußte, hat es vollautomatisch meinen Doppelgänger erwischt… ich denke, das dürfte eine brauchbare Erklärung sein.«
Zamorra zog die Brauen hoch. Es konnte stimmen. Aber das brachte ihn der Lösung des Rätsel auch noch nicht näher; er wußte dadurch immer noch nicht, wer hinter dem Angriff steckte. Nur war dies der Beweis, daß es tatsächlich jemand darauf anlegte, die ganze Zamorra-Crew auszulöschen.
»Ich habe deshalb ständig versucht, euch anzurufen, nachdem ich endlich von der T.I. -Zentrale in El Paso erfuhr, wo ihr steckt, um euch zu warnen, daß es der unbekannte Gegner auch auf euch abgesehen haben könnte«, sagte Ted im gleichen Moment. »Aber wie es aussieht, ist das ja schon passiert und ihr wißt Bescheid. Tut mir leid, wenn ich dich umsonst aufgeweckt haben sollte.«
»Du wirst uns dafür bei Gelegenheit mal im teuersten Restaurant von Rom freihalten müssen«, forderte Zamorra. »In der Zwischenzeit solltest du aber in Deckung gehen. Vielleicht stellt der Gegner nämlich zwischenzeitlich fest, daß er den Falschen erwischt hat, und holt nach, was er beim erstenmal versäumte. Diesmal aber gibt es mit Sicherheit keinen Doppelgänger, der als Blitzableiter dienen kann. Abgesehen davon, daß der Betroffene als ahnungsloser Engel dieses Schicksal wahrhaftig nicht verdient.«
»Du bist näher dran, Zamorra«, sagte Ewigk. »Kannst du in meinem Auftrag dafür sorgen, daß die Angehörigen des Opfers ein wenig Unterstützung bekommen? Schließlich weiß ich selbst fast nicht mehr, wohin mit dem Geld, und auch wenn es den Angehörigen den Mann nicht zurückbringt, hilft es vielleicht. Ohne meine Existenz könnte er noch leben.«
»Entwickele jetzt bloß keine Schuldkomplexe«, warnte Zamorra. »Die kannst du dem wahren Täter aufs Auge drücken, sobald wir ihn in die Finger bekommen. Ich kümmere mich um Clearances Verwandtschaft. Du solltest aber trotzdem erst einmal völlig untertauchen.«
»Verdammt«, knurrte Ewigk. »Dann wäre alles umsonst, was ich bisher an Informationen gesammelt habe.«
»Dein Problem«, sagte Zamorra. »Du bist alt genug, um zu wissen, was du tust. Aber ich habe dich gewarnt. Mehr kann ich nicht tun. Wir versuchen hier zu retten, was zu retten ist.«
»Viel Erfolg«, wünschte Ted. »Ende…«
Es klickte leise; die Verbindung war unterbrochen.
Dhyarra-Energie war also offenbar tatsächlich der Schlüssel zur Abwehr des Gegners, überlegte Zamorra, der Scarth das portable Gerät wieder in die Hand drückte. Er nahm sich vor, darüber
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