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0485 - Die Furie

0485 - Die Furie

Titel: 0485 - Die Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hier im Zuschauersaal. Das bedeutete für sie höchste Gefahr.
    Sie überlegte, ob sie Textor nicht dazu bringen sollte, die Show im letzten Moment ausfallen zu lassen. Mit den dann zu Recht verärgerten Zuschauern würde man sich schon arrangieren können - durch einen Ersatztermin, oder durch Rückzahlung des Eintrittsgeldes. DeVilliers würde natürlich toben. Aber Lucy fand dann Zeit, in der nächsten Nacht ein neues Opfer zu schlagen und dadurch endlich richtig zu erstarken. Aus jenem fantasielosen Burschen der letzten Nacht hatte sie nicht viel gewinnen können. Seine Träume lebten nicht. Der Mann war eine Art menschliche Maschine gewesen.
    Aber jetzt glitt der geteilte Vorhang nach beiden Seiten zurück und begann die Bühne freizugeben, und ›Mister Merlin‹ trat auf. Jetzt war es zu spät, die Veranstaltung wegen angeblicher Krankheit ausfallen zu lassen. Jetzt mußte sie auch ihre Energien aktivieren, damit ›Mister Merlin‹ aus der Kraft seines Geistes die Illusionen erschaffen konnte, mit denen er die Zuschauer stets in seinen Bann zu schlagen pflegte.
    Es war zu spät, etwas gegen den Feind zu unternehmen. Lucy konnte sich nicht mehr länger ›verschließen‹.
    Von ihrem Platz in der ersten Reihe des Zuschauerraums aus spannte sie die Brücke zwischen Textor und sich und ließ ihre Schwarze Magie zu ihm fließen, damit er zaubern konnte.
    ***
    Flüsternd hatte Zamorra Nicole seine Beobachtung mitgeteilt. Seine Lebens- und Kampfgefährtin schürzte die Lippen. »Ob es einen Zusammenhang gibt zwischen dieser Reaktion des Amuletts und dem Mord an Merchant?«
    »Das ist doch hoffentlich nicht dein Ernst«, entfuhr es Zamorra. »Das würde ja bedeuten, daß der Täter seelenruhig hier im Theater sitzt und darauf wartet, über sein nächstes Opfer herzufallen!«
    »Warum nicht? John Wilkes Booth hat Abraham Lincoln auch im Theater erschossen. Womit ich allerdings weder dich mit Präsident Lincoln noch unseren Unbekannten mit seinem Attentäter vergleichen möchte. Schließlich wird er es kaum ausgerechnet auf dich abgesehen haben; er weiß vermutlich nicht einmal, daß wir hier sind und nebenbei versuchen, seine Spur zu finden. Außerdem liegt das Lincoln-Attentat mehr als fünf Vierteljahrhunderte zurück. - Kannst du herausfinden, wo die Quelle dieser Magie sich befindet?«
    Zamorra schüttelte den Köpf. »Sie scheint gut abgeschirmt zu sein, aber in diesem Fall muß sie sich sehr nah bei uns befinden, weil das Amulett sie sonst vermutlich überhaupt nicht feststellen könnte.«
    »Was habt ihr da zu flüstern?« fragte Pascal Lafitte, der linksaußen saß und von der leisen Unterhaltung nur einen Bruchteil mitbekommen hatte, weil er sich zuerst angeregt mit der zwischen ihm und Zamorra sitzenden Nadine unterhalten hatte. Zamorra winkte ab. »Nichts Besonderes«, sagte er leise. »Nur ein Dämon, der hier irgendwo auf seine Chance lauert.«
    »Du machst doch nur einen dummen Scherz, oder? Andernfalls war es vielleicht doch keine so gute Idee, hierher zu kommen«, entfuhr es Nadine.
    »Es ist leider kein Scherz«, gab Zamorra zurück. »Aber ich glaube nicht, daß für dich und Pascal unmittelbare Gefahr besteht. Die schwarzmagische Kraftquelle verhält sich passiv, und…«
    Da verdunkelte sich das Licht und der Vorhang öffnete sich.
    Ein fantastisches Bühnenbild bot sich den Zuschauern. Und im gleichen Moment zerbrach die Barriere, mit der das schwarzmagische Wesen sich bislang getarnt hatte. Das Amulett glühte auf. Es peilte den unheimlich starken Kraftfluß an.
    ›Mister Merlin‹ erschien auf der Bühne!
    ***
    Er war jetzt nicht mehr Phil Textor. In dem Moment, in dem ihm Lucys magische Kraft zufloß, über die er uneingeschränkt verfügen konnte, war er ›Mister Merlin‹.
    Seine Gedanken formten das Bühnenbild. Eine schillernde Landschaft, die in die Unendlichkeit zu führen schien, zwischen wehenden Gräsern kleine Tiere, am Himmel große und kleine Vögel. Textor besaß genug Übung; er brauchte sich längst nicht mehr auf jedes Detail zu konzentrieren. Es lief einfach ab wie immer, völlig routiniert. Er trat an die Bühnenkante und sah unten Lucy zwischen den Zuschauern. Das unsichtbare Band zwischen ihnen intensivierte sich, aber er spürte auch, daß es nicht so stark war wie sonst. Das lag daran, daß die Furie in der vergangenen Nacht nicht gesättigt worden war!
    Aber für die Bühne reichte es allemal!
    ›Mister Merlin‹ in seinem Fantasieanzug breitete die Arme aus und ließ

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