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0485 - Mein Killer war ein Gentleman

0485 - Mein Killer war ein Gentleman

Titel: 0485 - Mein Killer war ein Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
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ging quer Über den Parkplatz. Dann bog er um eine Hausecke und betrat gleich darauf einen riesigen Hof, in dem unzählige Lastwagen aller Gattungen standen. Im Hof herrschte ein infernalischer Krach, weil mindestens 30 Laster auf einmal entladen wurden. Alles mußte schnell gehen, weil in 30 Minuten die Ladezeit für Sears Kaufhaus zu Ende war. Die Lieferanten, die bis dahin noch nicht entladen hatten, mußten bis ein Uhr mittags warten.
    Fröhlich pfeifend ging Theobald Murray Über den Hof. Durch einen Hintereingang betrat er das Kaufhaus. Es war jetzt, zehn Minuten nach Geschäftsöffnung, noch ziemlich leer. Nur wenige Kunden standen an den Wühltischen im Erdgeschoß.
    Einen Moment spürte Murray die Versuchung, einmal wieder, nur zum Spaß, das zu tun, was seine Jugendspezialität gewesen war: einen Artikel von der Ladentheke in seine Tasche zu zaubern. Doch er unterließ es. Nicht wegen etwaiger Gewissensbisse, sondern weil er es einfach unter seiner Würde fand. Er sah sich jetzt zu größeren Dingen berufen.
    Murray verließ das Kaufhaus durch den Haupteingang, überschritt die Straße und stand dann vor dem Eingang zu einem riesigen Wolkenkratzer. Er brauchte sich auf dem Wegweiser nicht zu informieren. Zusammen mit Cadesac war er bereits vor einer Stunde schon einmal an dieser Stelle gewesen. Der ganze Ablauf der Sache war genau geplant, obwohl für die Vorbereitungen nur ein Abend und eine Nacht zur Verfügung gestanden hatten.
    Absahnen, bevor Arnold auffliegt — das war Big Davids Parole gewesen.
    Murray ging quer durch die Eingangshalle zu einem der Expreßlifts und ließ sich zum 37. Stockwerk befördern. Er wandte sich abermals nach rechts, ging durch eine Pendeltür und stand im Vorraum der Barnes Brothers, einer bekannten Exportfirma.
    Schnell warf er einen Blick um sich. »Mr. A. M. Barnes, Manager — Anmeldung« stand auf einem der Schilder über den Türen.
    Zielsicher ging Murray darauf los. Ohne anzuklopfen, trat er ein.
    Eine Sekretärin, die offensichtlich gerade dabei war, ihr Tagewerk zu beginnen, fuhr zusammen. »Sie wünschen, Sir?« fragte sie, und ihre Stimme klang vorwurfsvoll.
    Murray tippte an seinen Hut. »Mr. Barnes sprechen!«
    »Sorry, Mr. Barnes ist noch nicht im Haus und…«
    »Oh«, sagte Murray. »Sie beginnen erst um neun Uhr? Habe ich Sie etwa vor Ihrer Arbeitszeit gestört?«
    Den Trick kannte er von verschiedenen anderen Unternehmungen her. Auch diesmal funktionierte er einwandfrei.
    »Nein«, sagte sie, »wir beginnen um halb neun.«
    Mehr sagte sie nicht, aber Murray wußte auch so Bescheid.
    »Sorry, Miß!« sagte er und tippte sich erneut an den Hut. »Ich werde später wiederkommen.«
    Noch bevor sie sagen konnte, daß Vorsprachen bei Mr. Barnes ohne vorherige Anmeldungen nicht möglich seien, zog er von außen die Tür wieder zu.
    Vor der ersten Pendeltür stellte er sich auf Posten. Einen Mann, der eilig aus dem Lift stieg und in die Barnes-Räume stürmte, ließ er unangefochten passieren. Er taxierte den Mann richtig als Clerk ein, der sich verspätet hatte.
    Nach sechs Minuten kam ein hochgewachsener, schlanker, grauhaariger Endfünfziger gemessenen Schrittes aus dem Lift. Er fixierte interessiert den Mann, der wartend vor der Pendeltür stand.
    Murray wußte Bescheid. Er ging zwei Schritte auf den Grauhaarigen zu.
    »Mr. Barnes?«
    »Sir?« fragte Barnes reserviert.
    »Eine vertrauliche Sache, Mr. Barnes, sicher wird es Ihnen nicht angenehm sein, wenn Ihr Schicksal — Sie verstehen…«
    Barnes zögerte ganz kurz.
    »Persönliche Sache?« fragte er schließlich.
    »Persönliche Sache!« sagte Murray.
    »Kommen Sie mit!« Barnes sagte es unfreundlich und barsch. Er ließ seinem Besucher auch nicht den Vortritt. Dafür steuerte er direkt auf die Tür mit dem Schild »Privat« zu.
    Die erste Handlung in seinem Büro war, einen Schalter umzulegen.
    Murray ahnte, daß damit in der Tür über dem Sekretariat eine rote Lampe aufflammte. Schließlich hatte Murray einige Jahre lang als Privatdetektiv gearbeitet, bis man ihm wegen seiner schmierigen Geschäfte und üblen Praktiken die Lizenz entzogen hatte.
    Barnes setzte sich in seinen Schreibtischsessel. Murray wartete keine Aufforderung ab, sondern nahm auf dem Besucherstuhl vor dem Schreibtisch Platz.
    »Nun?« fragte Barnes kurz.
    Der Verbrecher griff in die Innentasche seines geschmacklos karierten Sakkos und holte die Zeitungsausschnitte heraus, die am Abend zuvor noch Eigentum von Ol Jessic gewesen

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