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0486 - Die Voodoo-Hexe

0486 - Die Voodoo-Hexe

Titel: 0486 - Die Voodoo-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zweigeschossigen Wohnung nur Bad, Korridor und Wohnzimmer gesehen hatte. Vielleicht befand sich da noch ein geheimes Voodoo-Zimmer. Aber Zamorra hatte kein Recht, einfach unaufgefordert durch das Haus zu strolchen und sich alles anzusehen.
    Yves Cascal, der »Schatten«, hätte da sicher weniger Skrupel gehabt. Aber der befand sich erstens in den USA, und zweitens würde er Zamorra kaum diesen Gefallen tun. Er wollte ja nichts anderes, als in Ruhe gelassen zu werden. Und das, obgleich er eines der sieben Amulette besaß.
    »Was schlägst du jetzt vor?« erkundigte sich Nicole.
    »Wir überfallen und plündern Château Montagne, legen uns dann gemütlich ins Bett und sehen morgen weiter«, verkündete Zamorra. »Im Moment bin ich nicht mehr gewillt, über Desiree Colon und ihre Voodoo-Praktiken nachzudenken. Immerhin weiß sie eine ganze Menge; daß sie nur ein kleines Licht ist, wie sie es formulierte, kann sie jemandem erzählen, der Voodoo für eine neue Hundefuttermarke hält. Das Mädl weiß in Teilbereichen sogar mehr als ich über den Kult. Einiges werde ich morgen nachlesen müssen, um mein Wissen wieder einmal aufzufrischen. Aber, wie gesagt -nicht mehr in dieser allmählich zu Ende gehenden Nacht.«
    ***
    Desiree atmete auf, als sie die Haustür hinter ihren beiden Gästen schließen konnte. Gleich zweimal drehte sie den Schlüssel herum und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. Die Anspannung fiel von ihr ab; jetzt endlich konnte sie es sich erlauben. Die ganze Zeit über hatte sie befürchtet, daß Zamorra sie durchschaute.
    Aber es war ihm wohl nicht gelungen. Nicht einmal das magische Instrument, das er versteckt unter seiner Kleidung trug und das sie sehr wohl bemerkt hatte, war angesprungen. Desiree konnte jenen Teil ihres Geistes wieder in ihren Körper zurückfluten lassen, den sie gewissermaßen »ausgelagert« hatte - neben dem Voodoo-Zauber die einzige magische Fähigkeit, die ihr noch verblieben war, seit Thoronar…
    Sie verdrängte diesen Gedanken wieder. Sie war müde, wie es jeder sein würde der für die Zeitspanne fast einer ganzen Arbeitsschicht jemandem Rede und Antwort gestanden hatte. Aber sie war sicher, daß sie diesen Parapsychologen nun abgewimmelt hatte. Der Mann konnte ihr nicht mehr gefährlich werden, obgleich sie das zu Anfang, als sie seinen Namen hörte, sehr befürchtet hatte. Er würde nicht wiederkommen. Sie hatte in ihm den Eindruck hinterlassen, daß er von ihr nicht mehr erfahren konnte. Für seine Forschungen reichte es völlig aus. Es war eine Episode in ihrem langen Leben, nicht mehr. Es war nur schade, daß er ihr nicht das Geld zahlen konnte, das das Fernsehen ihr überwiesen hatte. Immerhin war er ein Privatgelehrter. Sie hatte zwar mal davon gehört, daß er einen Lehrstuhl an der Sorbonne habe, aber das konnte längst vorüber sein, und selbst wenn es noch aktuell war, mußte es nicht bedeuten, daß die Universität bereit war, Geld für dieses »Forschungsgespräch« herauszurücken, als das sie es dann deklarieren mußten. Desiree lächelte.
    Sie war müde und erleichtert. Ein wenig Schlaf konnte ihr nützen. Morgen würde sie sich dann wieder um Thoronar, ihren Feind, kümmern.
    Zamorra war nicht länger ihr Feind; er war unwichtig geworden.
    Beruhigt begab sie sich zu Bett; aufräumen konnte sie morgen immer noch. Und in ihren Träumen sah sie nur Thoronar, wie er sich zu ihren Füßen wand und um Vergebung und um den Rest seines kümmerlichen Dämonenlebens flehte. Aber warum sollte sie es ihm lassen, ihm, der ihr selbst fast alles genommen hatte?
    Oh, wie süß konnte Rache sein!
    ***
    Astaroth sondierte. Er versuchte magische Schwingungen aufzunehmen, die jenen entsprachen, die er in den Schwefelklüften kurzzeitig aufgefangen und die ihm in den Süden Frankreichs geführt hatten. Er, der nicht ahnte, daß Professor Zamorra für den Bruchteil einer Sekunde seinen suchenden Gedankenstrahl auffing, ohne zu erkennen, worum es sich dabei handelte, wurde lange Zeit nicht fündig. Die magische Quelle, in der der Angriff auf Thoronar seinen Ausgang hatte, schien versiegt zu sein. Da war nichts, absolut nichts…
    Doch nach geraumer Zeit rutschte plötzlich etwas aus dem Nichts heran und fand seinen Platz in einem Individuum. Eine bessere Bezeichnung fand Astaroth dafür nicht. Der Vorgang spielte sich ganz in seiner Nähe ab. Überrascht hakte der Erzdämon nach, zuckte aber sofort wieder zurück, als er erkannte, daß seine Präsenz natürlich ebensogut

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