0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen
vor mir. Ich sah eine Verkehrsstockung und ein paar Funkstreifenwagen, riß das Steuer herum und bog links ein. Langsam rollte der Wagen aus. Ich stellte ihn halb auf dem Bürgersteig ab. Wir sprangen aus dem Jaguar und liefen zu dem ersten Cop.
Dieser stand breitbeinig mitten auf der Fahrbahn. Ich stellte uns kurz vor. Er deutete nach hinten. »Das Yellow Cab dort drüben ist es«, sagte er. »Er hat noch nicht gemerkt, daß wir die Stockung künstlich hervorgerufen haben. Die Kollegen kreisen ihn gerade ein.«
Im Schutz eines Milchlasters gingen wir vorwärts. Jetzt sah ich auch den grauen Ford von Murphy neben dem Taxi auf gleicher Höhe stehen und hielt mich in Deckung.
Der Laster rollte im Sehrittempo an, und das Taxi schloß dicht auf, gefolgt von einer endlosen Kette anderer Wagen. An ein Ausbrechen aus der Reihe war nicht zu denken, wir hatten die beiden in der Falle. Den Smith and Wesson schußbereit in der Jackentasche, wartete ich auf meinen Einsatz, als ein Schuß aufpeitst'hte.
Ich sah die Glasscheibe des Taxis splittern und hörte einen spitzen Schrei. In olympiareifem Endspurt legte ich die letzten 30 Yard zurück und verhielt jäh, den Revolver im Anschlag. Murphy war aus seinem Wagen gesprungen, ebenfalls den Revolver in der Rechten und starrte in das Taxi.
Ich sah Errol Lyman, der sich nach hinten geworfen hatte und Jane brutal herumriß, so daß sie den Verbrecher deckte. Mit einer Hand hielt er sie an den Haaren fest, und mit der zweiten preßte er die Mündung seines Colts an ihren Hals. Gehetzt blickte er um sich und sah, daß wir ihn umstellt hatten.
»Abstand halten«, keuchte er, »sonst drücke ich ab!«
Sein Blick war derart irr, daß ich keinen Augenblick an seiner Drohung zweifelte. Ich rührte mich nicht. Auch Phil und Murphy blieben an ihren Plätzen.
»Gib es auf, Lyman, du hast doch keine Chance mehr«, sagte ich langsam. »Du kannst zwar jetzt abhauen, aber dann jagt dich die gesamte Polizei der Staaten.«
»Hör mit dem Geseire auf!« zischte er wutschnaubend. »Sonst fährt die Giftschlange hier zur Hölle und noch ein paar von euch verdammten Schnüfflern.«
»Und wie stellst du dir das weitere vor? Sollen wir die nächsten acht Tage so stehen bleiben?«
»Steckt die Kanonen weg, und dann jeder 30 Schritte zurück. Ich zähle bis drei«, schnaubte er.
Automatisch ging jeder von uns zurück. Die anderen Autos standen alle, und gebannt und ängstlich blickten die Insassen auf die gespenstische Szene. Errol wartete, bis wir uns genügend entfernt hatten, und hebelte die vordere Tür auf. Zähneknirschend sah ich zu, wie der Gangster aus dem Wagen kletterte, die bewußtlose Jane an sich drückend. Er ging ein paar Schritte rückwärts, stieß gegen einen Lincoln und drehte sich herum.
»Mach die Tür auf!« herrschte er den Fahrer an, der angstschlotternd gehorchte. Lyman schraubte sich auf den Beifahrersitz und schloß die Tür wieder. Der Lincoln stand so günstig, daß er wenden konnte. Errol überlegte einen Moment, dann holte er schnell aus und schlug mit dem Colt den Fahrer bewußtlos. Offenbar wollte er selbst das Steuer übernehmen.
Das war Errols Fehler. Ein hell peitschender Gewehrschuß ließ die Windschutzscheibe des Lincoln zerspringen. Wie von der Tarantel gestochen, spurtete ich vorwärts und riß die Beifahrertür auf. Lyman lag tot vor mir. Ich zog ihn auf die Straße. Im Nu waren wir von den Cops umringt, die die Leute weghielten und mir halfen, Jane Milford aus dem Wagen zu ziehen. Sie hatte zu meinem Erstaunen eine Schußwunde in der Hand.
Ein Arzt fand sich unter den Passanten, der sofort ihren Verband erneuerte und die Handblutung vorläufig stillte.
Neben mir stand ein Captain vom Manhattaner Überfallkommando. Er war es, der von seinem Einsatzwagen aus Errol Lyman erschossen hatte, als dieser für den kurzen Augenblick den Colt von Jane wegnahm.
»Tut mir leid«, knurrte er, »aber ich hatte keine andere Wahl. Der Kerl ist eine Bestie und hätte, ohne zu zögern, abgedrückt. Ich mußte auf seinen Kopf zielen, um ihn gleich - mit dem ersten Schuß außer Gefecht zu setzen.«
Der Captain hatte recht, in diesem Fall hatte es keine Möglichkeit gegeben, Errol zu schonen. Trotzdem fand ich es einfach scheußlich, daß er jetzt tot zu meinen Füßen lag. Stumm trat Murphy neben ihn und deutete auf das Mädchen.
»Sie hatte ihren Revolver gezogen und wollte gerade Lyman von hinten erschießen, als ich eingriff und ihr die Waffe aus der Hand schoß.
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