0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen
allen die genauen Namen und Erkennungszeichen nennen und gab sie telefonisch nach New York durch. Von dort wanderten sie per Fernschreiber nach Washington, wo die elektronischen Speicher schon warmgelaufen waren. Wärend ich auf die Antwort wartete, besichtigte ich unter Führung des baumlangen Sergeants die Waffenkammer. Der Raum war riesengroß, mit Klimaanlagen versehen und hatte keine Fenster, dafür aber zwei Fuß starke Betonwände.
»Armiert«, sagte der Sergeant und spuckte den Kaugummi aus, »selbst wenn die ganze Ladung da drinnen hochgeht, macht eis nur bumms.«
»Okay, aber irgendwo muß ein Loch in dem System sein«, nickte ich. Die Türen waren schwer wie Panzer und mit Spezialschlössern gesichert. Ein Einbruch ohne die Originalschlüssel war nicht einmal mit einer Feldhaubitze möglich.
Als wir zurückkamen, lag die Antwort vor. Die Prints stimmten mit keinem der Abdrücke überein, die von den Leuten auf der Liste vorhanden waren. Ich war etwas enttäuscht, ließ es mir jedoch nicht anmerken.
»Im Manöver ist zufällig keiner?« fragte ich, schon zweifelnd, ob ich überhaupt noch Erfolg haben würde.
»Niemand«, kaute der Sergeant mit einem neuen Stück Gummi zwischen dem Pferdegebiß, »aber vor acht Tagen kam die dritte Kompanie aus dem Manöver zurück, Augenblick mal!«
Er verschwand im Nachbarraum und kam mit einer neuen Liste wieder. Sorgfältig sah er sie durch und gab mir dann noch zwei Namen.
»Die beiden sprangen ein, weil zwei Leute auf einem Kurs sind«, erklärte er, »aber nur während der drei Tage der Übung.«
Als ich die Daten durchgegeben hatte, fanden sich zwei Leute von der Militärpolizei ein. Sie hatten die ersten Ermittlungen geführt und holten sich ebenfalls die Liste. Ich bat sie zu warten, bis der letzte Bescheid da wäre, um eventuell gemeinsam mit mir den Täter aufzusuchen.
***
Schneller als erwartet kam die Antwort. Diesmal hatte es genau elf Minuten gedauert, und wir hatten den Namen.
»Suffern von der Dritten«, staunte der Sergeant, »das ist doch nicht möglich.«
Die beiden MPs und ich machten uns schon auf den Weg. Mit laufendem Motor stand der Jeep vor der Tür, und wir stiegen ein.
»Ist schon etwas durchgesickert von der Aktion?« fragte ich, während das Fahrzeug die Straße zu den Unterkünften entlangjagte.
»Möglich«, sagte der eine, »die Zugführer wissen auf jeden Fall Bescheid.«
Mit pfeifenden Reifen bog der Jeep auf einen Kiesweg ein, geriet kurz ins Schlingern und wurde wieder abgefangen. Dann bremste der Fahrer schon vor einer der graugestrichenen Holztüren. Wir sprangen heraus und stürmten durch den Eingang. Anhand der großen Wandtafel fanden wir die Zimmernummer und eilten die ausgetretene Treppe hinauf. Erstaunte Gesichter begegneten uns auf dem endlos langen Flur, und die Lfeute spritzten nur so zur Seite. Der MP vor mir riß die Tür auf, und ich sah vier Mann auf ihren Stühlen zusammenfahren.
»Wo ist Suffern?« fragte er schneidend.
»Im Waschraum«, sagte einer und stand stramm. Wir hetzten ein paar Zimmer weiter, drangen in den Waschraum ein und sahen sofort das offene Fenster. Gleichzeitig beugten wir uns hinaus und sahen einen Mann nur in Hemd und Hose die Feuerleiter emsig wie ein Wiesel hinunterklettern.
»Stopp!« rief der Militärpolizist und riß den Colt aus der Halfter. In diesem Augenblick ließ sich der Flüchtende fallen, verschwand in einem offenstehenden Fenster und war verschwunden. Wir machten kehrt, spurteten den Gang zurück und rasten ins Erdgeschoß. Einer der beiden verschwand im Keller, der zweite rannte mit mir zum Ausgang. Wir öffneten die Haustür und hörten den Jeep aufheulen.
Mit durchdrehenden Reifen fegte Suffern auf seiner Flucht quer über die Rasenfläche und verschwand. Mit einem Satz war mein Begleiter im Zimmer nebenan und alarmierte per Telefon die Wache. Ich hatte derweil einen Dreivierteltonner ein Stück weiter entdeckt, spurtete hin und fand den Zündschlüssel steckend. Der Kleinlaster sprang sofort an, und ich machte kehrt. Im Fahren sprang der MP auf und wies mir mit der Hand den Weg, ebenfalls quer über die Grünanlagen.
»Wenn das Major Dempsy sieht, bricht es ihm das Herz«, sagte er und sah gleichmütig zu, wie ich durch ein Blumenbeet pflügte, »aber Dienst ist Dienst.«
Ich hatte keine Ahnung, wohin wir mußten, aber er deutete mir immer rechtzeitig den Weg an, zwischen Baracken und Baumgruppen hindurch. Kurz vor dem Haupttor bogen wir auf die Hauptstraße
Weitere Kostenlose Bücher