0488 - Eine Frau wie Dynamit
Zollkontrollen?«
»Selbstverständlich.«
»Uns Piloten gegenüber ist man in diesem Punkt sehr großzügig. Ich kann mich nicht erinnern, in Mexiko jemals kontrolliert worden zu sein.«
»Sie könnten also, wenn ich Sie recht verstehe, dem Zoll jederzeit ein Schnippchen schlagen?«
»Das lohnt doch kaum. Was sollte man schon schmuggeln?« Ich lachte. »Soviel mir bekannt ist, profitieren von diesem Geschäft nur noch einige Kollegen in Südafrika. Der Handel mit Rohdiamanten soll noch immer ganz profitreich sein. Aber die Kontrollen sind streng, und wer erwischt wird, kann seine Lizenz abgeben.«
»Könnten Sie gelegentüch für mich ein Paket mitnehmen?« fragte Condozza. »Von hier nach New York, meine ich.«
»Ein großes Paket?«
»Es ist noch nicht einmal so groß wie ein Ziegelstein und nur halb so schwer.«
»Der Zoll darf davon nichts wissen?«
»Unter gar keinen Umständen.«
»Darf ich wissen, was das Paket enthält?«
Condozza lächelte. »Es wäre unklug, Sie mit Einzelheiten zu belasten, Mr. Cotton. Es genügt, daß Sie sich bereit erklären, die Transporte zu übernehmen. Ich kann Ihnen zusichern, daß Sie für jede Sendung dreihundert Dollar bekommen.«
»Das ist ein verlockendes Angebot«, sagte ich. »Aber was passiert, wenn etwas schiefgeht?«
»Für dreihundert Dollar pro Sendung verlange ich natürlich die Sicherheit, daß alles klappen wird. Wie Sie das machen, ist Ihre Sache. Wenn Sie sich bereit erklären, das Angebot anzunehmen, können Sie leicht pro Monat zwölfhundert Dollar verdienen. Das ist vermutlich die gleiche Summe, die Ihnen die Gesellschaft für Ihre Dienste als Pilot zahlt. Mit anderen Worten: Sie könnten Ihr Einkommen verdoppeln.«
»Wer bekommt das Paket?«
»Das erfahren Sie noch früh genug.« Ich biß mir auf die Unterlippe und tat so, als ob ich überlegte. Ich hielt es nicht für ratsam, sofort zuzusagen.
»Grundsätzlich bin ich einverstanden«, antwortete ich nach kurzer Pause, »aber trotzdem möchte ich Sie bitten, mir ein paar Stunden Bedenkzeit zu geben.«
»Selbstverständlich, Mr. Cotton«, sagte Condozza lächelnd. Hinter mir ertönten Schritte. Joe kam mit dem Whisky. Er stellte ein Tablett auf dem Tisch ab und begann mit raschen, geschickten Griffen die Gläser, die Flasche, das Soda, den Teller mit den Zitronenscheiben und den Eiskübel auf der Platte zu arrangieren. Die Gläser waren bereits bis zur Hälfte mit Eisstücken gefüllt. »Sagen Sie, wenn es genug ist«, meinte Condozza und füllte mein Glas.
»Stop«, sagte ich.
»Sie nehmen es wirklich mit den Bestimmungen sehr genau«, spottete Condozza.
Ich grinste und griff nach dem Sodasyphon. »Mit Einschränkungen, wie Sie wissen!«
Er füllte sein Glas, verzichtete jedoch auf Soda. Er hob das Glas und sagte grinsend: »Auf die Einschränkungen! Sie sollen leben!«
»Cheerio!« sagte ich.
Wir tranken. Das heißt, ich versuchte, einen Schluck zu nehmen, aber ich kam nicht dazu, die Absicht in die Tat umzusetzen. Ein paar derbe, kräftige Hände packten mich von hinten am Hals. Ich prustete und spuckte einen Teil des Whiskys über den Tisch. Ich versuchte, mich aus dem erstickenden Zugriff zu befreien, aber Joe hielt mich eisern fest.
Ich erinnerte mich an einen Polizeigriff, der eine solche Situation voraussetzt, und keilte nach hinten aus. Joe ließ einen Moment locker, und das gab mir die Chance, mich endgültig zu befreien.
Joe war kein Mann, der sich durch den anfänglichen Mißerfolg einschüchtern läßt. Im Gegenteil. Die plötzliche Wende versetzte ihn in einen Zustand kochender Wut. Er wußte, daß sein Boß dem Kampf zuschaute, und schien entschlossen, das verlorene Terrain in kürzester Zeit wiedergutzumachen.
Joe griff mit ein paar harten, gezielten Haken an, denen ich mit schnellen Sidesteps auswich. Gleichzeitig konterte ich knochentrocken. Damit brachte ich es fertig, Joe den gewünschten Respekt einzutrichtern.
Er war jetzt gewarnt und fightete kühler, überlegter und bedeutend vorsichtiger. Er hatte einen kräftigen Punch, vor dem man auf der Hut sein mußte. Ich hielt die Deckung geschlossen und ließ ihn kommen. Es war nicht sonderlich schwer, ihn leerlaufen zu lassen. Glücklicherweise war die Terrasse groß genug, um der Beinarbeit Bewegungsfreiheit zu geben. Ich merkte rasch, daß Joes Muskelkraft bedeutend größer war als seine Boxtechnik.
Er schien das ebenfalls zu wissen. Er versuchte, dieses Manko immer wieder durch tief angesetzte Schläge
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