0488 - Eine Frau wie Dynamit
Freund aus den Vereinigten Staaten«, spottete Condozza. »Dieser Fehler wird ihm Kopf und Kragen kosten!«
***
Virginia stieß die Tür auf. »Wir sind frei!« sagte sie jubelnd. »Diese Frau wird dich weder verraten noch erpressen, Liebling!«
Tom Blake stand am Fenster. Langsam wandte er sich um. »Von wem sprichst du?«
»Von dieser Dolores Martinez natürlich!« meinte Virginia Reed und schloß hinter sich die Tür. »Ich habe ihr gegeben, was sie verdient hat!«
Tom Blake runzelte die Augenbrauen. »Was soll das heißen? Du hast dich doch hoffentlich nicht zu einer Unbesonnenheit hinreißen lassen?«
Virginia ging auf ihn zu. Sie legte die Hände auf seine Schultern und drängte sich gegen ihn. »Warum findest du Unbesonnenheiten so beklagenswert?« fragte sie mit leiser belegter Stimme. »Sie machen das Leben doch erst schön ' und reizvoll!«
Er nahm ihre Hände und zog sie behutsam von seinen Schultern. »Diese Dolores Martinez interessiert mich nicht, Virginia.«
»Aber sie wollte unser Glück zerstören!«
»Das kann sie nicht.«
»Weil ich es zu verhindern wußte…«
»Nein, aus einem anderen Grund«, widersprach Tom Blake. »Dieses Glück hat nie existiert.«
»Aber ich liebe dich, Tom!«
»Du liebst das Abenteuer und bildest dir ein, daß ich es verkörpere«, sagte Tom. »Ich liebe ein anderes Mädchen, Virginia.«
»Du liebst nur mich!« sagte Virginia. »Ich werde dafür sorgen, daß du das begreifst!«
»Du bist ein Kindskopf.«
»Und du ein Mann ohne Namen!« sagte Virginia hitzig. »Du brauchst mich! Ohne mich bist du nichts! Ohne meine Hilfe würdest du schnellstens im Gefängnis landen!«
»Ich muß mit dir sprechen, Virginia«, sagte Tom Blake zögernd.
»Das tust du doch schon die ganze Zeit!« meinte Virginia ärgerlich. »Hast du noch mehr Überraschungen für mich auf Lager?«
»Ja. Anita ist unterwegs. Sie muß gleich kommen.«
»Anita?«
»Anita Stokley. Du kennst sie.«
»Bildest du dir ein, der alte Stokley würde es zulassen, daß du seine Tochter heiratest?« fragte Virginia hitzig. »Er würde Himmel und Erde in Bewegung setzen, um das zu verhindern. Ein Mann mit deinem Vorleben hat gegen ihn nicht die geringste Chance!«
»Es geht gar nicht um Stokley. Es geht um mich. Es wird Zeit, daß ich mich darauf besinne.«
»Willst du zur Polizei gehen und dich ruinieren?«
»Ich will versuchen, das zerschlagene Porzellan zu kitten. Ich schäme mich, daß ich so lange gebraucht habe, diesen Entschluß zu fassen. Ich wünschte, ich hätte mich schon früher dazu durchgerungen. Ich habe es endgültig satt, zum Werkzeug von Gangstern degradiert zu werden.«
»Also gut, stelle dich!« höhnte Virginia und warf das Haar in den Nacken. »Es ist sinnlos, Narren kurieren zu wollen. Aber es ist schade um dich, jammerschade!«
Es klopfte. »Herein!« rief Blake. Die Tür öffnete sich. Anita trat über die Schwelle. Das Mädchen trug einen fast weißen, in der Taille mit einem Gürtel verknoteten Staubmantel. In der Hand hielt sie eine mittelgroße lederne Reisetasche. Anitas Lächeln zerfaserte, als sie das hochgewachsene Mädchen neben Tom Blake stehen sah.
»Hallo, Tom!« sagte sie.
»Tritt ein!« meinte Blake. Er wies mit dem Kopf auf Virginia. »Das ist Miß Reed. Ich nehme an, du kennst sie. Sie arbeitet für deinen Vater. Virginia hat versucht, mir zu helfen… Aber mir ist inzwischen klargeworden, daß diese Art von Hilfe keinen Fortschritt bringen kann. Ich muß die Dinge selbst in die Hand nehmen!«
Anita schloß die Tür hinter sich. Sie stellte die Reisetasche ab und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich habe getan, worum du mich am Telefon gebeten hattest«, meinte sie unsicher. »Ich habe das Geld mitgebracht.«
»Ich brauche es nicht«, meinte Blake. »Es war nicht recht von mir, dich zu diesem Flug aufzufordern. Wir werden deinen Vater anrufen und ihm sagen, daß du hier bist.«
»Soll das heißen, daß du mich loswerden möchtest?« fragte Anita erschreckt.
Er lächelte bitter und schüttelte den Kopf. »Du wirst von allein gehen, wenn du alles erfahren hast.«
»Ich gehe schon jetzt!« verkündete Virginia entschlossen. »Was mich betrifft, so habe ich dieses Theater gründlich satt! Ich kann Männer nicht ausstehen, die zur totalen Kapitulation vor dem Leben bereit sind!« Sie ging zur Tür und riß sie auf. Es schien fast so, als wollte sie noch etwas sagen, aber dann besann sie sich eines besseren und verließ das Zimmer. Krachend
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