0489 - Sie luden mich zum Morden ein
Keeper.
Der rechnete schnell. »Zweiachtundneunzig, Sir.«
Phil warf drei Dollar auf die Theke. Dann schnappte er sich den Betrunkenen, nahm ihn wie ein kleines Kind auf den Arm und trug ihn aus der Snackbar.
»Prima, jetzt hat er seinen Effeffbibibibi!« krähte der Karierte vergnügt.
***
»Komm Ritchie!« sagte ich und beugte mich zu ihm hinunter. »Jetzt fahren wir nach Hause. Ich trage dich zu meinem Auto.«
»Auf deinen Armen?« fragte er.
»Natürlich!«
Er legte seinen linken Arm in mein Genick und ich legte meine rechte Hand unter seinen Rücken. Meinen linken Arm nahm ich, um seine Beine anzuheben.
Der Kleine zitterte, ich spürte es, als ich ganz sacht nach ihm griff.
»Ritchie!«
»Jerry?«
»Du bist doch schon ein ganz großer Junge. Oder nicht?«
»Doch, Jerry.«
Es war allerhöchste Zeit. Seine Zähne schlugen klappernd aufeinander. Jetzt kam die Reaktion auf alles das, was er in den letzten Stunden durchgemacht hatte. Wir mußten aus dieser Hütte heraus, hinein in den Wagen. Heizung einschalten. Und schnellstens zum nächsten Hospital.
»Siehst du, und weil du ein großer Junge bist, wirst du dich jetzt fein vom Polizisten Jerry zum Auto tragen lassen, ja?«
»Nein«, sagte er entschlossen.
»Ritchie«, sagte ich leise und beschwörend. Ich bin nun mal keine Kinderschwester. Natürlich haben wir öfter mit - kleinen Kindern zu tun, und bis jetzt funktionierte es auch einigermaßen. Aber dieser Junge' war verständlicherweise in einem Zustand, für den man sogar einen Kinderpsychiater gebraucht hätte. Ich war ratlos.
Er selbst half mir aber weiter.
»Ich will nicht getragen werden, Jerry. Du darfst mich an die Hand nehmen. Ich gehe brav mit«, sagte er ganz ernsthaft.
Ich atmete erleichtert auf.
»Klar, Ritchie. Ich nehme dich an die Hand. Komm!«
Vorsichtig half ich ihm vom Tisch herunter. Jetzt stand er zwar im Wasser, aber er war ja ohnehin schon naß. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Ich reichte ihm meine Hand, und er klammerte sich mit seinem Händchen daran fest.
»Vorsichtig«, sagte ich an der zersplitterten Tür. »Tu dir nicht weh!«
Ich ging vor und half ihm von draußen, zwischen den zersplitterten Brettern hindurchzusteigen.
Der Regen traf uns wieder wie ein kalter Guß.
»Schnell, Ritchie!« sagte ich laut.
»Halt! Stehenbleiben!« brüllte mich eine Stimme aus der Dunkelheit an.
***
So schnell es mit dem neutralen Dienstwagen ohne Rotlicht und Sirene erlaubt war, fuhr Phil quer durch Manhattan zum New York Cornell Hospital, am Ende der 69th Street, also direkt in unserer Nachbarschaft.
Mit dem Mann in der gelben Windjacke auf dem Arm eilte er durch die Eingangshalle dieser riesigen Burg.
Die Nurse aus dem Glaskasten in der Halle eilte ihm mit wehendem Kittel entgegen. »Unfall?« fragte sie kurz.
Doch dann rümpfte sie entsetzt die Nase. Die gewaltige Whiskyfahne aus dem offenstehenden Mund des selig vor sich hinschnarchenden Charly Miller hatte sie getroffen.
»Unfall«, sagte Phil schnell. »Er hatte einen Frontalzusammenstoß mit einer vollen Whiskyflasche!«
»Mister, entfernen Sie diesen Mann! Wir haben hier keine Ausnüchterungsstation! Bringen Sie ihn zur Polizei!« forderte die empörte Nurse.
»Schnell einen Internisten«, forderte Phil.
»Entfernen Sie…« setzte die Nurse noch einmal an.
»FBI!« sagte Phil mit Nachdruck. »Schnell einen Internisten! Es ist wichtig!«
Endlich begriff sie. Sie lief zurück zu ihrem Glaskasten und bediente das Telefon.
Zwei Minuten später tauchte ein weiterer wehender Kittel auf. »Ich bin Doktor Honey, diensthabender Arzt der Inneren Abteilung!«
»Ich bin Phil Decker, Special-Agent des FBI, Doc. Und das hier ist ein Taxifahrer namens Charly Miller. Der Mann ist ein außerordentlich wichtiger Zeuge für uns, zur Zeit aber wegen Volltrunkenheit vernehmungsunfähig. Es hängt viel davon ab, daß wir ihn schnellstens hören können. Machen Sie ihn nüchtern. Spritzen Sie ihm Coffein, pumpen Sie ihm den Magen aus, tauschen Sie sein Blut aus oder was immer man tun kann, aber machen Sie ihn vernehmungsfähig!«
»Sie verlangen ein Wunder von uns«, sagte Doktor Honey. »Was meinen Sie, was bei uns nachts los wäre, wenn es ein Mittel gäbe, Betrunkene nüchtern zu machen! Aber ich will es versuchen. Fahrtüchtig wird er jedoch auf keinen Fall.«
»Nicht nötig«, sagte Phil. »Nur reden soll er!«
»Da ist noch etwas«, sagte der Arzt. »Was Sie von uns verlangen, ist ein Eingriff, den wir ohne
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