049 - Die Horror-Maschine
einem Ausmaß, wie man es in einer
westlichen Großstadt kaum kannte.
Auf die Frage
eines Funktionärs, ob heute abend noch jemand Lust habe zu einem Stadtbummel,
meldeten sich alle. Auch Larry, obwohl man ihm die Anspannung ansah.
Man verblieb
folgendermaßen: alle sollten sich erfrischen, und in etwa einer Viertelstunde
wollte man sich im Restaurant des Hotels treffen und eine erste Nachtfahrt
unternehmen, die bei einem Gläschen Reisschnaps enden würde.
Die
Funktionäre hatten für diese kleine Rundfahrt eineinhalb Stunden angesetzt, um
die amerikanischen Gäste nach der langen Fahrt von Chachow nicht zu überfordern.
Doch der Bus
war bequem gewesen, und viele hatten sogar während der Fahrt geschlafen, so daß
sie sich dabei erholt hatten. Sie entwickelten einen enormen Tatendrang.
„Man muß hier
jede Minute nützen“, meinte Hank Parker, als er neben Larry Brent zum Lift
ging. „Wer weiß, ob wir hier jemals ein zweites Mal sein werden.“
X-RAY-3
hustete trocken. „Das sage ich mir auch. Ein bißchen anstrengend, aber
schließlich ist das nicht alltäglich.“ Er lächelte.
Hank Parker
kniff die Augen zusammen. „Mann, Ihnen geht es wirklich nicht gut. Ich glaube,
es ist doch besser für Sie, wenn Sie sich auf Matratzenhorchdienst begeben.“
Der PSA-Agent
grinste. „Wenn Sie mir die richtige Puppe mitgeben, akzeptiere ich Ihren
Vorschlag, Parker.“
Der
Angesprochene nahm die anzügliche Bemerkung auf. „Ich werd’ mich nachher bei
der kleinen Chinesin unten am Empfang erkundigen. Sie sah recht passabel aus,
finden Sie nicht auch?“
„Doch. Stellt
sich nur die Frage, ob sie versteht, was Sie meinen! Chinesisch können Sie
nicht - von Amerikanisch dürfte sie wiederum keine Ahnung haben.“
„Die Sprache
der Liebe ist international, mein Lieber. Kneifen Sie ein Augenlid zusammen,
ziehen Sie interessiert einen Mundwinkel hoch, und die China-Puppe vorn wird
wissen, was Sie wollen!“
Sie fuhren
bis ins fünfte Stockwerk des modernen, blitzsauberen Hotels. Dort suchten die
einzelnen Journalisten die Zimmer auf, die in aller Eile von höchster Stelle
aus für sie zurechtgemacht worden waren.
„Ich werd’ in
der Zwischenzeit schon mal üben“, sagte Larry, während er den Schlüssel ins
Schloß steckte und die Tür öffnete. „Vor dem Spiegel. Damit’s klappt!“ Er
preßte beide Augen zusammen und verzog die Lippen. „Die einen haben’s eben
schwer. Ich weiß nie, wie ich ein Auge offen halten soll, während das andere
geschlossen ist.“
●
Das Hotelapartment
war auf einen Generaldirektor zugeschnitten.
Es war
geräumig, bestens ausgestattet und ließ keinerlei Wünsche bezüglich der
Bequemlichkeit offen. An einer Wand war ein großzügiges Landschaftsbild
aufgehängt. Das Original eines lebenden chinesischen Künstlers.
Larry stellte
sich zuerst unter die Dusche und kleidete sich dann frisch an. Sein Gesicht war
ernst. Er betrachtete sich im Spiegel und ein Fremder sah ihn an.
Es waren Pet
Reynolds’ Züge, die ihn musterten. Dichte, buschige Augenbrauen, etwas
herabhängende Augenlider. Das Gesicht war voller, die Nase etwas runder als bei
Larry Brent. Aber all dies hatte Lorne Thorough hervorragend hingekriegt.
Es war für
ihn nicht einmal eine Schwierigkeit gewesen, die etwas verdrückten Blumenkohlohren
von Pet Reynolds nachzubilden. Reynolds war lange Jahre aktiver Ringer gewesen.
Larry
betrachtete sich minutenlang. Er überdachte noch mal seine Situation. Er konnte
nicht länger warten. Es war sowieso schon später als die Computer für den Einsatz
seiner Mittel berechnet hatten. Um sieben Uhr seiner Zeitrechnung hätte er sich
bereits das Präparat spritzen sollen. Jetzt war es viertel nach acht.
Er atmete
tief durch, ging dann zu dem Jackett, das er vorhin noch getragen hatte und
öffnete vorsichtig die Naht unterhalb des linken Revers und nahm aus diesem
Versteck ein Kunststoffröhrchen von Bleistiftdicke. Es war etwa fünfzehn
Zentimeter lang und mit einer glasklaren Flüssigkeit gefüllt.
X-RAY-3
krempelte den rechten Ärmel hoch, entfernte dann die schützende Plastikhülle
über der Kanüle und stach sich die Nadel in den Unterarm. Er drückte den
Plastikkolben herab. Langsam entleerte sich die Flüssigkeit unter seiner Haut.
Larry Brent
war jetzt ganz ruhig.
Das
risikoreiche Spiel hatte begonnen. Es gab jetzt kein Zurück mehr.
Larry drehte
sich um, legte die Plastikspritze auf die Glasplatte unter die Neonröhre und
ließ zwei Minuten
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