049 - Die Horror-Maschine
konnte.
Doch Larry
gab sich heiter und beschwingt, war zu manchem Scherz aufgelegt und zeigte sich
von seiner besten Seite. X-RAY-3 sah verändert aus. Keiner seiner Freunde hätte
ihn wiedererkannt. Larry war für den Journalisten Pet Reynolds ausgewählt
worden und sah seit über einer Woche auch so aus wie Reynolds. Unter den
geschickten Händen von Lorne Thorough war Larry Brent verwandelt worden. Die
biosynthetische Schicht bedeckte Gesicht und Hals, wurde durch die Muskeln und
Sehnen bewegt und unterschied sich in nichts von echter Haut.
Reynolds war
ein bekannter Mann in den Staaten. Aber nur wenige waren mit ihm
zusammengekommen. Obwohl Reynolds schon durch die ganze Welt gereist war,
liebte er die Abgeschiedenheit und zu Kollegen hielt er so gut wie keine
Kontakte aufrecht. Er war ein typischer Einzelgänger, ein Sucher, der es
verstand, mit spitzer Feder seine Artikel niederzuschreiben.
Pet Reynolds
war als einziger in den Plan der PSA eingeweiht worden. Drei Tage vor der
Abreise hatte Larry die Wohnung mit Reynolds’ Schlüssel betreten und war von
dieser Stunde an dort geblieben. Am Mittag des gleichen Tages war von
Möbelpackern eine schwere eichene Truhe aus dem Haus geschafft worden. In
dieser Truhe hatte der echte Reynolds gelegen, der sich nun in einer
Quarantänestation der PSA aufhielt.
Während der
Abwesenheit Larry Brents aus New York durfte Reynolds offiziell nirgends
auftauchen. Das rätselhafte Spiel hatte dem Journalisten Spaß gemacht, obwohl
er es bedauerte, nicht durch China reisen zu können, daß an seiner Stelle ein
anderer mitreiste, mit seinem Aussehen und Namen.
Bewußt war
die Wahl von X-RAY-1 auf Pet Reynolds gefallen. Die neun anderen eingeladenen
Kollegen kannten sich zum Teil untereinander. Reynolds aber war den meisten nur
vom Hörensagen bekannt. Während seiner Reise durch China lernte Larry alias Pet
Reynolds seine Kollegen besser kennen, und er bekam auch Kontakte mit den
Chinesen, die sie begleiteten und dafür sorgten, daß sie nur da fotografierten,
wo sie keine Gefahr liefen, daß ihnen der Film später beschlagnahmt wurde.
Die Begleiter
waren freundlich und auf ihre Weise zuvorkommend. Wie Regisseure hielten sie den
Ablauf der Reise in der Hand. Nach den ersten Stationen Peking, Tientsin und
Shanghai ging es mit einem Sonderbus zwei Tage lang quer durch das Land, zum
Teil an der Küste entlang, dann wieder weit ins Hinterland hinein und durch
zahlreiche, menschenüberfüllte Dörfer. Das nächste Ziel war Swatow. Bis hierher
hatte X-RAY-3 allein in China mehr als zweieinhalbtausend Kilometer
zurückgelegt.
Am Morgen des
nächsten Tages unternahmen sie von Swatow aus eine Bahnfahrt zu dem etwa
siebzig Kilometer entfernten Chachow. Den amerikanischen Gästen wurde eine
Strecke gezeigt, die zur modernsten in diesem großen Land zählte.
Die Gleise
endeten unmittelbar in Chachow. Die chinesischen Begleiter erzählten stolz
davon, daß die Bahnstrecke nun bald bis nach Jaoping weitergeführt würde, das
auf der anderen Seite des schmutzigen Flusses lag. Das Skelett einer über das
Flußbett führenden Brücke war schon zu erkennen.
„Von dort aus
dann ist eine Weiterführung bis zum Knotenpunkt Nanchang vorgesehen“, erklärte
einer der Funktionäre. „Wir werden das Wuyishan-Gebirge durchqueren müssen.
Insgesamt sind vier Tunnels vorgesehen.“
Zum Mittag
blieb man in Chachow. Larry sah etwas müde und abgeschlagen aus.
„Ist Ihnen
nicht gut?“ fragte sein Nebenmann. Es war Hank Parker von der „New York Times“
Parker war Anfang dreißig, sonnengebräunt, von kräftiger Gestalt. Man sah ihm
an, daß er einige Jahre irgendwo auf einer Farm im Süden schwer gearbeitet
hatte.
Durch
Berichte aus dieser Gegend, von den Problemen der Landbevölkerung, von ihrem Leben
und ihrer Arbeit, hatte er sich einen Namen gemacht, und er machte keinen Hehl
daraus, daß er sozialistische Gedanken verbreitete. Daß es dazu gerade in den
Staaten besonderen Mutes bedurfte, hatte er am eigenen Leib verspürt.
X-Ray-3
seufzte und fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Abgespannt.“ „Können Sie
das Reisen nicht vertragen, Mister Reynolds.“
„Scheinbar
zum ersten Male nicht.“
„Es kann auch
am Essen liegen. Wenn man die chinesische Küche nicht vertragen kann, ist das
eigentlich bedauerlich. Es gibt hier hervorragende Köstlichkeiten.“
Larry
lächelte matt. „Am Essen liegt es auch nicht. Ich weiß nicht, was in der
letzten Zeit mit mir los ist. Es kommt
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