0490 - Feuerschädel
Monate hintereinander unterwegs!« erwiderte Saris. »Dann hätte das auch keinen Sinn gehabt. Weißt du was: Wenn ich in etwa 266 Jahren wieder heirate, werde ich die Einladung weltweit über die Fernsehsender ausstrahlen lassen. Und wehe, du kommst dann wieder nicht. Dann lasse ich dich über Interpol zur Fahndung ausschreiben.«
»Hast du das nicht schon getan?« entfuhr es Zamorra schmunzelnd, aber er wurde schnell wieder ernst. »Mein Hausanwalt erwähnte kürzlich, er hätte Grund zu der Annahme, daß ein Unbekannter eine Art von verdeckter Ermittlung eingeleitet habe, aber mehr konnte er dazu nicht sagen.«
»Vielleicht ist der Staatsanwalt ein Dämon, dem es nicht gefällt, wie viele Dämonenleichen du auf deinem Weg hinter dir läßt. Schon mal daran gedacht?«
Zamorra winkte ab. »Wahrscheinlich ist an der Sache nicht einmal was dran, und ich wüßte auch nicht, daß ich mich eines Verbrechens schuldig gemacht habe - ich habe in den letzten zehn Jahren nicht mal versehentlich falsch geparkt oder eine Rechnung nicht bezahlt. Wie auch immer, Bryont - bei deiner nächsten Hochzeit bin ich dabei.«
Mühevoll überwand der Namenlose seine Scheu. Er blieb halb hinter Zamorras Sessel stehen. »Mit Verlaub, Herr Montagne - aber Seine Lordschaft belieben doch zu scherzen, nicht wahr? In 266 Jahren - da werdet Ihr doch beide nicht mehr unter den Lebenden weilen.«
»Es käme auf den Versuch an«, sagte Zamorra. »Bei Lord Saris zumindest bin ich absolut sicher. Er wird dann zwar einen anderen Namen tragen und etwas anders aussehen, aber es wird ihn wieder geben. Ob’s bei mir so lange vorhält… das weiß ich nicht genau.«
»Du bist nicht mehr gealtert, seit damals«, warf Saris ein. »Und Nicole auch nicht. Auch sie sieht immer noch genauso frisch aus. Ich denke doch, daß wir eines Tages wieder so wie jetzt zusammensitzen werden.«
»Mit einem kleinen Schönheitsfehler«, sagte Lady Patricia tonlos. »Ich werde nicht dabei sein.«
Saris erhob sich, beugte sich über sie und küßte sie zärtlich. »Vielleicht wirst auch du wiedergeboren, nur in schnellerem Rhythmus als ich und in anderer Form, und du weißt es nur nicht, Darling«, sagte er. »Niemand kann sicher sein.«
Zamorra schwieg; was sollte er sagen? Er konnte Patricia nur bewundern. Wahrscheinlich liebte sie Bryont wirklich, aber war sie für ihn nicht nur Mittel zum Zweck? Jeder Llewellyn der Erbfolge lebte genau ein Jahr länger als sein Vorgänger. Auf den Tag genau kannte er das Datum seines Todes, und ziemlich genau neun Monate zuvor hatte er eine Frau zu schwängern. Tod und Geburt mußten unbedingt zusammenfallen, und die Seele des Sterbenden würde in den Körper des Neugeborenen schlüpfen. Genau betrachtet war der Llewellyn-Lord dadurch unsterblich - er tauschte nur in festgelegten Abständen seinen alten Körper gegen einen neuen aus ! Mit der Zeit kam dann auch die Erinnerung an die früheren Leben; es war alles eine Frage der fortschreitenden Organisation der kindlichen Gehirnzellen.
Dabei war es ein ungeklärtes Rätsel, wann diese Erbfolge einmal begonnen hatte, und selbst die Erinnerung des Lords reichte nicht mehr in jene uralten Zeiten zurück, die mehr als 30 000 Jahre in der Vergangenheit lagen. Welches magische Ereignis diesen Prozeß in Gang gebracht hatte, ließ sich nicht mehr rekonstruieren. Aber der erste Erbfolge- Llewellyn mußte wenigstens im zeugungsfähigen Alter gewesen sein, als es begann.
Vielleicht, überlegte Zamorra, sollte der Lord einmal versuchen, eine hypnotische Rückführung an sich vornehmen zu lassen, um bis zum Ursprung all seiner vielen Leben, die in Wirklichkeit doch nur ein einziges waren, zurückzugehen und dieses Geheimnis zu ergründen. Andererseits war es fraglich, ob die Kraft selbst des stärksten Hypnotiseurs oder Suggestors ausreichte, Saris’ Erinnerung in solch unendlichen Weiten aufzufinden.
Ganz abgesehen davon, daß es ein Wunder war, daß diese Erbfolge, dieser exakt terminierte Wechsel, bis heute funktionierte. Es hatte viele Geschwister des Erbfolgers gegeben, die von diesem Phänomen nie betroffen waren und eine ganz normale Lebensspanne beendeten. So fielen mögliche Erbteile stets wieder in die ursprüngliche Hand zurück; dafür wurde vorsichtshalber gesorgt! Die Erbfolge selbst mußte immer männlich sein, und es konnte kein Zufall mehr sein, daß das neugeborene Kind tatsächlich jedesmal ein Junge war, und vor allem, daß die Geburt auf den Tag genau pünktlich
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