0490 - Höllen-See
zu tun. Kommentarlos zogen sie sich zurück, kletterten wieder auf die Mauer und verschwanden wie der Blitz.
Suko blieb mit dem Veränderten allein zurück. Der Mann war nicht tot, er bewegte sich zitternd, hob ein Bein an, trat wieder auf den Boden, aber er ging keinen Schritt weiter.
Die Schwertklinge war von der Dämonenpeitsche zerstört worden. Suko glaubte fest daran, daß der gleiche Effekt auch bei dem Schädel stattfindenden würde, aber er schlug nicht zu.
Er wollte auf keinen Fall dieses wertvolle Pfand aus der Hand geben. Wenn es eine Spur zu dem Hintermann gab, dann durch ihn.
»Komm mit!«
Der Mann rührte sich nicht.
Schließlich war Suko es leid. Er packte ihn an der Schulter und drückte ihn herum.
Gehorsam wie ein dressierter Hund trottete der Gläserne vor ihm her. Da er waffenlos war, hatte er auch die Lust an einem Kampf vollends verloren.
Suko dirigierte ihn in den schmalen Gang und schließlich in das Lokal, wo Betty neben ihrem Mann kniete und mit ihren großen, dunkelhäutigen Händen zärtlich über das Glas strich, das den Kopf bedeckte. Dabei weinte sie leise und sah nicht, daß Abel mittlerweile erwacht war und sie anstierte, ohne etwas zu begreifen.
Sie kümmerte sich auch nicht um Suko, der seinen Gefangenen im Griff hielt und Betty anstieß.
Erst jetzt hob die Frau den Kopf. Sie wischte Tränen aus ihren Augen, blinzelte, sah Suko und auch den Gläsernen. Bettys Blick änderte sich. Plötzlich schienen auch ihre Augen zu verglasen. Sie öffnete den Mund. Tief in ihrer Kehle entstand dabei ein Laut, vor dem man sich fürchten konnte.
»Du«, sagte sie und ballte ihre mächtigen Hände. »Du hast es getan, verdammt.«
»Nicht, Betty, nicht!«
Sukos Warnung fruchtete nicht. Sie kam zu spät, denn Betty hatte blitzschnell zugeschlagen.
Die Frau besaß Kraft. Sie hatte alles in den Schlag hineingelegt. Der Arm kam wie eine Ramme.
Die Faust traf das gläserne Gesicht in der Mitte. Sukos Gefangener flog zurück, Betty schrie auf, hielt sich die schmerzende Hand, während der Getroffene einen Tisch und die dazugehörigen Stühle umriß, bevor er gegen die Wand krachte und zunächst einmal liegenblieb. Betty war noch nicht fertig. Sie wollten ihn endgültig vernichten, walzte auf ihn zu, aber Suko stellte sich ihr in den Weg.
»Nicht, Betty, bleib stehen!«
»Nein, nein!« Sie schüttelte stur den Kopf. »Er hat meinen Mann getötet, ich werde abrechnen. Er ist kein Mensch, er ist…« Sie wollte Suko zur Seite schieben, da geriet sie an den Falschen, denn der Inspektor stand wie ein Felsblock.
»Es hat keinen Sinn, Betty.«
»Mach den Weg frei!« Der Befehl drang tief aus ihrer Kehle. »Los, verschwinde endlich!«
»Betty!«
Sie wollte Suko wegschieben, doch der gab ihr einen Stoß, daß sie bis zu Abel, dem Penner, hintaumelte. Dieser beschwerte sich lautstark.
Da senkte Betty den Kopf und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Suko kümmerte sich um den Glaskopf. Er zog ihn vor. Die Faust hatte ihn hart erwischt, trotzdem war dem Gesicht nichts anzusehen. Das Glas war an keiner Stelle gesprungen.
Suko packte den Mann an der Kleidung und schleuderte ihn auf einen Stuhl zu.
Dort blieb er hocken.
»Kannst du reden?«
Der Mann hob den gläsernen Kopf. Suko konnte sehen, wie sich die Lippen verzogen, mehr nicht.
Wenn es überhaupt eine Chance gab, den Mann zum Reden zu bringen, mußte das Glas weggeschmolzen werden. Daß er lebte und vielleicht atmete, war nur durch Magie zu erklären.
Betty hatte sich wieder etwas erholt und bekam von Suko den Auftrag, beim Yard anzurufen. Als die Verbindung hergestellt war, nahm der Inspektor ihr den Hörer aus der Hand und sprach selbst mit den Kollegen. Er beantragte einen Sicherheitswagen, mit dem die beiden Männer abtransportiert werden sollten, denn er wollte auch, daß man sich um Gulky kümmerte.
»Kann ich mitfahren?« fragte Betty.
Suko schüttelte den Kopf. »Nein, bleib du hier. Wenn John Sinclair zurückkehrt, kannst du ihm sagen, was vorgefallen war.«
Betty nickte. »Und Gulky? Was ist mit ihm?«
»Ich weiß nicht, ob wir ihn retten können. Ich will dir nicht zuviel versprechen.«
»Aber er hat die Wunde im Rücken.«
»Eben«, sagte Suko.
Betty schneuzte in ein großes, dunkelblaues Taschentuch. »Du wirst die verdammten Killer jagen, nicht?«
Suko nickte. »Das verspreche ich dir!« erwiderte er fast feierlich.
»Und wenn du sie hast, werde ich kommen und sie vernichten!« flüsterte Betty. »Das bin ich ihm
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