0490 - Höllen-See
Inseln auf der Karte mit denen der Fotografien zu vergleichen.
Der Zuhälter hatte vom Norden gesprochen. Dementsprechend starteten sie ihre Suche in nördlicher Richtung. Und sie nahmen sich dabei den Osten zuerst vor.
»Nordost«, murmelte Suko, der aussuchte, verglich, wieder aussuchte, und die Bilder weglegte, die er mit denen auf der Karte vorhandenen Inseln verglichen hatte.
Sie alle waren bewohnt. Auch die dort vorkommenden Seen waren mit keinem der Gewässer zu vergleichen, die sie suchten. Viele lagen zwar einsam, aber Zivilisation gab es dort auch.
Sämtliche Aufnahmen waren gestochen scharf. Moderne Kameras leisteten hervorragende Arbeit.
Eine Stunde verging.
Übriggeblieben waren drei Aufnahmen. Zwei Inseln trugen einen Namen, auch der Besitzer war angegeben worden. Beide stammten aus dem Ausland. Einmal war es ein Scheich, zum anderen ein Italiener aus Rom.
Suko hielt die Aufnahme hoch. »Die Nordostseite der Insel hätten wir durch. Dieses Bild ist übrig, Sir. Was meinen Sie?«
Der Superintendent spielte Sherlock Holmes. Er holte aus einer Schublade eine Lupe hervor. Suko hatte die Aufnahme direkt unter den Lichtkegel der Schreibtischlampe gelegt.
»Eine Insel ohne Namen«, murmelte Sir James. »Das ist schon interessant.« Er hatte sich über den Schreibtisch gebeugt und suchte mit Hilfe der Lupe noch Einzelheiten.
Suko schaute ihm fast über die Schulter. Er hatte sehr gute Augen im Gegensatz zu seinem Chef.
»Sir, das sieht mir so aus, als wären ziemlich hohe Felsen oder Berge auf dem Eiland.«
»In der Tat.« Er suchte weiter. »Und was ist das da?« Sein Zeigefinger wies auf einen helleren Fleck, ungefähr so groß wie ein Daumennagel, nur weniger breit.
»Ein See, Sir.«
»Kann sein, obwohl er mir aussieht wie eine sehr glatte Fläche, eine Rollbahn.«
»Sollen wir es trotzdem versuchen?«
»Das heißt, Sie wollen die Insel anfliegen?«
»Ja.«
Sir James richtete sich auf. Er schob seine Brille zurecht und blickte Suko scharf an. »Sie sind sich des Risikos bewußt? Es kann auch ein gigantischer Schlag ins Leere werden.«
Suko preßte für einen Moment die Lippen zusammen, bevor er eine Antwort gab. »Ja, ich weiß, das kann es werden, aber sehen Sie eine andere Möglichkeit, Sir? Eine bessere Chance?«
»Momentan nicht.«
»Das ist es eben.«
Sir James nickte bedächtig. »Gut, Suko, dann ziehen Sie die Sache durch. Wie wollen Sie es machen? Mit großer Mannschaft oder allein fliegen?«
Der Inspektor trat zunächst an die Karte, um sich die Lage der Insel noch einmal anzuschauen. Sie befand sich ungefähr 15 Meilen vom Ufer entfernt. Der nächst größere Ort an der Küste war Great Yarmouth. Nördlich davon lag Caister-on-Sea, ein kleines Küstenkaff, indem es jedoch einen Flughafen gab.
»Nur für Segelflieger?« fragte Suko.
Sir James hatte mitgeschaut und mitgedacht. Er telefonierte bereits und gab seiner Stimme einen Klang, die anderen klarmachte, daß er die Infos so rasch wie möglich brauchte.
Man wollte zurückrufen.
»Von dort geht auch die Fähre nach Scheveningen, Holland, ab«, sagte Suko.
»Damit werden Sie nichts zu tun haben.«
»Das glaube ich auch.«
»Wollen Sie es allein machen?«
»Ich tendiere dazu, Sir.«
Powell schwieg und hob ab, als sich der Apparat wieder meldete. Die Leute hatten gespurt. Wenig später bekam auch Suko die neuesten Informationen.
»In Caister-on-Sea können nicht nur Segelflugzeuge starten und landen, auch kleinere Motorflugzeuge.«
»Wie sieht es mit einem Hubschrauber aus?«
»Daran habe ich auch gedacht. Wenn Sie hinfliegen, Suko, wird dort einer auf Sie warten,«
»Ja, das ist gut. Wobei ich mir überlege, ob ich die Insel allein anfliegen werde.«
»Das müssen Sie wissen. Jedenfalls steht ein Pilot Gewehr bei Fuß.«
»Und wer bringt mich ans Ziel?«
Sir James lächelte. »Das werden wir schon managen, keine Angst. Wichtig ist, daß Sie, wenn es sein muß, John rausholen und diesen Propheten zur Hölle schicken…«
»Starke Töne, Sir«, sagte Suko überrascht.
»Ja, Sie haben recht. Manchmal bricht auch bei mir die Beherrschung zusammen.«
***
Der Mensch gewöhnt sich an alles. Auch an das Dröhnen von Helikoptern. Ich zerrte wieder einmal an meinen Fesseln.
Sehr schnell hatte ich festgestellt, daß ich sie nicht lösen konnte. Sie saßen einfach zu fest. Außerdem bestanden sie nicht aus normalen Stricken. Die Kerle hatten dünne Nylonschnüre genommen, und die zu lösen, war sowieso
Weitere Kostenlose Bücher