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0491 - Der Blutjäger

0491 - Der Blutjäger

Titel: 0491 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Totengräber seine Hand wieder senkte und sie auf seinem Körper ruhen ließ.
    »Schlafen Sie immer in einem Sarg?« fragte ich ihn.
    Er schielte mich an. Dabei öffnete er weit die Augen. Er hatte den stumpfen Blick eines Toten. Dabei lebte er aber. Mein Verdacht war jetzt schon Gewißheit.
    Ihn hatte es erwischt!
    Die Haut des Totengräbers wirkte welk und knittrig, wie Papier, das man zerknüllt und anschließend wieder geglättet hatte, wobei die Spuren zurückgeblieben waren. Das fahlweiße Haar bildete einen wirren Kranz. Der Totengräber trug einen Overall und darunter einen dünnen Pullover.
    Eva Leitner löste sich von der Tür und kam langsam näher. Sie schauderte, als sie neben mir stehenblieb, den Kopf senkte und in das Gesicht schaute. »Ist er… ist er…?« Das Wort Vampir wollte ihr einfach nicht über die Lippen.
    Ich nickte. »Höchstwahrscheinlich haben wir es mit einem Vampir zu tun. Das werden wir gleich haben.«
    »Wie…?«
    »Das Licht!« keuchte Franz. »Macht das Licht aus! Ich will keine Helligkeit.«
    Ich nickte ihm zu. »Das kann ich verstehen, Franz. Aber es ist kein Tageslicht. Sie werden es überleben.«
    »Franz!« Eva beugte sich noch weiter vor. »Franz, was ist geschehen? Wer hat das mit dir gemacht?«
    Als Antwort bekam sie nur ein schrilles Kichern. Ich hatte inzwischen mein Kreuz hervorgeholt und fing einen erstaunten Blick meiner Begleiterin auf, als sie den Gegenstand sah. Dann flüsterte sie: »Kreuze gegen Vampire, das ist es.«
    Der Totengräber hatte es bisher noch nicht gesehen. Erst als ich meine Hand über seinen Körper schweben ließ, sah er das aus der Faust ragende Silberkreuz.
    Innerhalb einer Sekunde veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Der kalte Schrecken zeichnete seine Züge. Er bekam noch größere Augen, öffnete den Mund, zog die Lippen zurück, so daß Eva und ich seine beiden Vampirhauer erkennen konnten.
    Sie standen vor wie kleine Messer und liefen an den Enden leicht gekrümmt und spitz zu.
    Ein Zittern rann durch seine Gestalt. Er begann mit den Beinen zu trampeln und stieß die Fußsohlen gegen das Sargende, wo die Laute dumpf widerhallten.
    Aus seinem Mund drang ein Brüllen. Schaum stand vor den Lippen und sprühte auch über die Zähne.
    Eva Leitner war zurückgewichen. »Großer Gott, was ist das?«
    »Angst«, erwiderte ich, ohne den Vampir aus den Augen zu lassen. »Es ist die Angst des Bösen vor dem Guten. Ein Kampf, der schon seit Urzeiten tobt. Wir erleben ihn hier in veränderter Form.«
    Sie konnte nicht weiter hinschauen, drehte den Kopf und preßte ihre Handfläche gegen die Augen.
    Ich ließ den Vampir toben. Der Sarg war eng. Er hatte Mühe, sich auf den Rücken zu drehen, um dem Anblick des Kreuzes entgehen zu können. Aus seinem Mund drangen unartikulierte Geräusche.
    Kein Atem, mehr ein Jammern und Keuchen.
    Ich nahm das Kreuz weg.
    Obwohl er auf der Seite lag und nicht direkt dagegen geschaut hatte, merkte er es trotzdem. Schwerfällig wälzte er sich wieder auf den Rücken.
    Sein Gesicht war noch verzerrt. Es wirkte wie eine Masse, die bald auslaufen würde. Die Haut hatte sich verschoben, mir kam es vor, als wären seine Augen noch tiefer in die Höhlen gedrückt worden.
    Schaumbläschen zerplatzten vor seinem Mund. Er beruhigte sich nur allmählich und auch widerwillig, wie es mir vorkam.
    »Du kannst sprechen?« fragte ich ihn.
    »Ja!« stöhnte er.
    »Dann will ich alles wissen!«
    Er glotzte mich an. Wieder lief ein Zittern durch seinen mageren Körper. »Nein!« röhrte er. »Ich sage nichts. Ich kann nichts sagen. Ich habe es versprochen.«
    Ich hob die Schultern und zeigte ihm wieder das Kreuz. Diesmal brachte ich es noch näher an sein Gesicht. Plötzlich begann er zu heulen wie eine Sirene. Sein Schrei zitterte durch den Kellerraum und wurde zu einem schaurigen Echo. Er riß die Arme hoch, um sie schützend vor sein Gesicht zu legen, gab nicht acht und streifte mit dem kleinen Finger eine Kreuzecke.
    Sein Schreien wurde noch schriller. Ich nahm das Kreuz zurück und schaute auf den Finger. Der Stand irgendwie merkwürdig von der Hand ab, als wäre er gebrochen. Das war nicht das Schlimmste, der Nagel begann damit, schwarz und faulig zu werden. Gleichzeitig auch weich, so daß er sich vom Fleisch lösen konnte. Er fiel ab, und der Finger nahm ebenfalls die Farbe des abgefallenen Nagels an. Er wurde ebenfalls schwarz.
    »Wir sind stärker«, sagte ich.
    Der Totengräber heulte wie ein Schloßhund und preßte

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